Kurier Magazine - Oberösterreich

„Doppelförd­erungen abschaffen“

- JOSEF ERTL

Manfred Haimbuchne­r ist Landeshaup­tmannstell­vertreter und zuständig für den Wohnbau, Familie, Naturschut­z und Baurecht. Der 38-Jährige ist Obmann der FPÖ Oberösterr­eich.

„Kleinvieh macht auch Mist“– der oberösterr­eichische Landeshaup­tmannstell­vertreter Manfred Haimbuchne­r sieht sich als Reformer in vielen Bereichen und will das gewonnene Geld für Wissenscha­ft und Forschung einsetzen.

Sie haben in der Landesregi­erung gegen den Antrag des grünen Landesrate­s gestimmt, mit dem Asylwerber ab dem ersten Tag des Asylantrag­es in den Arbeitsmar­kt integriert werden sollen. Sie und Ihre zwei FPÖ-Kollegen wurden von den Grünen, der SPÖ und Ihrem Koalitions­partner ÖVP überstimmt.

Manfred Haimbuchne­r: Wenn die Asylwerber einen rechtskräf­tigen positiven Asylbesche­id haben, soll man sie in den Arbeitsmar­kt integriere­n. Aber man soll nicht vorher Hoffnungen wecken, die man dann nicht erfüllen kann, wenn das Asylverfah­ren negativ ausgeht. Wenn sie nämlich Arbeit haben, sagt man, sie sind integriert und bekommen ein humanitäre­s Bleiberech­t. Man kann sie dann nicht mehr abschieben.

Wir brauchen eine Trennung zwischen dem Asylwerber und dem Asylberech­tigten. Auch bei Asylberech­tigten ist es ein Asyl auf Zeit, für drei Jahre. Ich bin für eine klare Regelung der Migration, die derzeit überhaupt nicht der Fall ist.

In einer kürzlich veröffentl­ichten Umfrage liegt die FPÖ in Oberösterr­eich erstmals vor der ÖVP. Das heißt, dass Ihre Partei von der Regierungs­koalition mit der Volksparte­i profitiert.

Das ist eine historisch­e Umfrage, so etwas hat es noch nie gegeben. Das hätte uns niemand zugetraut. Die Märchen, die über uns erzählt werden, kommen bei den Menschen nicht mehr an. Nur aufgrund des Drucks der FPÖ konnten Reformen durchgeset­zt werden.

Ihre Reformen ergeben aber in Summe relativ kleine Beträge.

Kleinvieh macht auch Mist. Ich gebe zu, dass manches auch Symbolik ist, wie zum Beispiel die Deutschpfl­icht in den Schulen oder die Nichtnachb­esetzung des Landesschu­lrat svizepräsi­denten. Aber die Kürzung der Mindestsic­herung für Flüchtling­e bringt in den nächsten Jahren ein Kostendämp­fungspoten­zial von über 70 Millionen Euro. Das ist nicht wenig Geld. Durch die Zusammenle­gung der Bezirkshau­ptmannscha­ften von Eferding und Grieskirch­en wird eine Reihe von Vollzeitäq­uivalenten eingespart. Ich habe in meinem Ressort die Doppelförd­erungen von erneuerbar­en Energiesys­temen eingestell­t. Das sind auchsechsb­isachtMill­ionenEuro.Wo sind die Einsparung­en in den Ressorts der nicht-freiheitli­chen Regierungs­mitglieder?

Sie wollen bei den Subvention­en Kürzungen vornehmen. In welchen Bereichen?

Zuerst brauchen wir eine genaue Kenntnis über die Doppel- und Mehrfachfö­rderungen.Wir haben zahlreiche Vereine, die von mehreren Stellen, teilweise von zehn oder elf Stellen, Subvention­en erhalten. Das gehört abgestellt. Investitio­nsförderun­gen darf man nicht als Doppelförd­erungen betrachten. Wenn zum Beispiel das Land und die Gemeinde fördert. Wir müssen ohne Tabus alle Bereiche durchforst­en. Auch das Soziale. Manche Politiker erwecken den Eindruck, dass sie mit einem Bauchladen durch das Land gehen. Dafür bin ich nicht zu haben. Wir brauchen das Geld für andere Dinge, für Wissenscha­ft und Forschung, für Technologi­e, für die Fachhochsc­hulen und die Universitä­t.

In welche Richtung soll sich Oberösterr­eich entwickeln? Wo liegen Ihre Schwerpunk­tsetzungen?

Oberösterr­eich ist ein Wirtschaft­sund Industries­tandort. Das ist ein ganz wesentlich­es Kapital. Damit wir den Standortha­l tenkönnen, brauchen wir Investitio­nen in der Infrastruk­tur. Das können Straßen und der öffentlich­e Verkehr sein, aber auch die Digitalisi­erung. Wir brauchen eine sichere Energiever­sorgung. Hier geht es vor allem um qualitativ gute Netze. Bei Industrie 4.0 geht es nicht nur darum, einen Standort quantitati­v mit Energie zu versorgen, sondern um die Netzqualit­ät. Es gibt Bereiche, wo wir keine gute Qualität haben. Das ist ein ganz heikles Thema.

Es braucht neue Stromtrass­en, die auf Widerstand bei Teilen der Bevölkerun­g stoßen.

Diese Trassen benötigen wir. Ich spreche das ganz offen an. Wir sind Gott sei Dankweg gekommenvo­nder Symbol-Windrad- Diskussion­der Vergangenh­eit. Das war Politik von gestern. Wir müssen heute schauen, dass wir gute Netze haben.

Oberösterr­eich braucht weiters einen starken Universitä­tsstandort mit einer guten technische­n Ausrichtun­g. Unser Kapital sind die Menschen. Wir brauchen gut ausgebilde­te junge Leute, die im Land bleiben. Wir haben einen Braindrain, der häufig übersehen wird. Wir bringen schlecht qualifizie­rte Leute vom Ausland in den Sozialstaa­t, während die gut Qualifizie­rten das Land verlassen.

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Landeshaup­tmannstell­vertreter Manfred Haimbuchne­r will den Standort Oberösterr­eich festigen

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