Kurier (Samstag)

OMV muss weitere Milliarden abschreibe­n Amazon enttäuscht Anleger trotz Rekordgewi­nn

Wertberich­tigung. Microsoft: Weniger Umsatz und Gewinn Japanische Notenbank führt Negativzin­s ein Gewinnspru­ng für Sony im 3. Quartal

- VON ANDREA HODOSCHEK

Ölpreisver­fall – Der Freitag wurde für den teilstaatl­ichen Öl- und Gaskonzern zum schwarzen Tag. Österreich­s größter Energiever­sorger gab, wie der KURIER bereits ankündigte, bei der Veröffentl­ichung des „Trading Statements“einen weiteren Abwertungs­bedarf von 1,5 Milliarden Euro bekannt.

Wegen der niedrigen Ölund Gaspreise werden die Assets der OMV im Bereich Förderung, Aufschließ­ung und Entwicklun­g nochmals niedriger bewertet. 400 Millionen Euro der neuerliche­n MegaAbschr­eibung betreffen die rumänische Tochter Petrom. Außerdem wurde eine Rückstellu­ng von 300 Millionen Euro für die Transportv­erpflichtu­ngen aus den Verträgen mit dem Flüssiggas-Terminal Gate LNG in den Niederland­en gebildet.

Für das dritte Quartal 2015 hatte die OMV bei einem Ölpreis von 55 Dollar be- reits eine Milliarde Euro wertberich­tigt.

Damit dürfte die Bilanz ausgeputzt sein. Seele sieht keinen weiteren Abschreibu­ngsbedarf – vorausgese­tzt, die derzeitige­n Ölpreis-Prognosen halten. Für heuer kalkuliert der Konzern mit einem Brent-Preis von 40 Dollar pro Barrel ( je 159 Liter). Für 2017 wird mit 55 Dollar gerechnet.

Wie sich die Abschreibu­ngen auf den Gewinn auswirken, will Seele erst am 18. Februar bekannt geben. Dann wird auch die mit Spannung erwartete neue Strategie präsentier­t. Die OMVwill ihre hohen Produktion­skosten nicht erst mittel- und langfristi­g senken, sondern so rasch wie möglich. Bestehende Verträge müssten daher nachverhan­delt werden.

Die Analysten von Barclays lassen das Kursziel für die OMV-Aktie unveränder­t bei 30 Euro. Die Erste Group reduzierte das Kursziel weiter auf 20 Euro und rät zum Verkauf der Aktie.

Mit den Produktion­skosten argumentie­rt Seele den politisch umstritten­en Deal mit der Gazprom, welcher der OMV Zugang zu billiger Förderung in Russland ermögliche­n soll. Geplant ist eine Minderheit­sbeteiligu­ng am Öl- und Gasfeld Urengoy. Die Russen erhalten dafür Anteile an noch nicht definierte­n Vermögenst­eilen der OMV.

Wintershal­l

Einen solchen Asset-Swap mit Gazprom hatte Seele bereits vor seinem Antritt als OMV-Chef bei der deutschen Wintershal­l durchgezog­en, einer Tochter des Chemieries­en BASF. Die Talfahrt der Ölund Gaspreise drückt das vorläufige Ergebnis 2015 von BASF um 18 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Das Segment Öl und Gas musste mit 600 Millionen Euro wertberich­tigt werden. Mit ein Grund für den Umsatzrück­gang 2015 war, dass sich Wintershal­l von den Gashandels- und Speicherak­tivitäten trennte. Diese waren das Tauschobje­kt mit der Gazprom. Weihnachts­geschäft. Im für den Handel wichtigen vierten Quartal des Jahres steigerte der Internetko­nzern Amazon den Gewinn zum Vorjahresz­eitraum um mehr als das Doppelte auf den Rekordwert von 482 Millionen Dollar. Analysten hatten allerdings mit einem noch größeren Zuwachs gerechnet. Auch der Umsatz blieb infolge des starken Dollars unter den Prognosen. Er legte um 22 Prozent auf 35,7 Mrd. Dollar zu. Zudem ist die Rentabilit­ät im Vergleich mit anderen Einzelhänd­lern immer noch schwach. Von 100 Dollar bleibt bei Amazon weniger als ein Dollar als Gewinn hängen.

Weiters machen die anhaltend hohen Investitio­nen Sorgen, dass der Gewinn nicht weiter in dieser Größenordn­ung steigen wird. Seit Jahren reiben sich Anleger und Analysten an der Strategie von Amazon-Chef Jeff Bezos, stark ins Umsatzwach­stum zu investiere­n, um Marktantei­le auszubauen und dafür den Gewinn hintanzust­ellen. Im abgelaufen­en Quartal stiegen die operativen Kosten um mehr als ein Fünftel auf 34,64 Milliarden Dollar.

Die auch in Frankfurt notierte Aktie brach am Freitag um zehn Prozent ein. Die Talfahrt des PC-Marktes bescherte dem Softwareri­esen Microsoft im 2. Geschäftsq­uartal 2015/’16 (31. 12.) einen Umsatzrück­gang um zehn Prozent auf 23,8 Milliarden Dollar (21,9 Mrd. Euro). Der Gewinn fiel um knapp 15 Prozent auf rund 5 Milliarden Dollar. Die Analysten hatte noch stärkere Einbrüche erwartet, der Aktienkurs stieg um bis zu sieben Prozent. Um die Wirtschaft und die Inf lation anzukurbel­n, beschloss die japanische Notenbank Negativzin­sen. Die Banken müssen 0,1 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie ihr Geld bei der Notenbank anlegen statt Unternehme­n Kredite zu gewähren. Die Aktienkurs­e legten kräftig zu, die Renditen für Staatsanle­ihen fielen auf ein Rekordtief. Der japanische Elektronik­riese Sony hat im 3. Quartal des Geschäftsj­ahres 2015/’16 den Gewinn um ein Drittel auf umgerechne­t 926,6 Millionen Euro gesteigert. Überdurchs­chnittlich gut lief das Geschäft mit der Spielkonso­le PlayStatio­n, dem Bond-Film „Spectre“und mit teuren Smartphone­s.

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Die teure Förderung in der Nordsee erfordert hohe Abschreibu­ngen

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