Kurier (Samstag)

„Rapid ist ein Ausbildung­sverein“

Präsident krammer über geplante Transfers, grenzen – und kritik an der liga Rapid-Gegner zwei Mal gegen Barcelona Franzosen sind für Gianni Infantino Mit 53 zum schlechtes­ten Klub Ouédraogo hat Angst um die Familie

- AUS SIDE ALEXANDER HUBER

Betont optimistis­ch präsentier­t sich Rapid-Präsident michael krammer bei seinem Besuch im Trainingsl­ager. im interview ist der 55-jährige mobilfunk-manager um keine Antwort verlegen. KURIER: Wie sind Ihre Eindrücke im Trainingsl­ager? Michael Krammer: ich bin kein Experte fürs Sportliche, aber ich schaue auf die organisati­on und das gefüge. Da gefällt mir, wie homogen das Trainertea­m arbeitet und mit Spielern kommunizie­rt. Weil Huspek unbedingt weg wollte, besteht Handlungsb­edarf auf dem Transferma­rkt. Kommt noch ein Flügel?

Es gibt die volle Bereitscha­ft, zu investiere­n. Aber nicht für notlösunge­n. ja, ich bin zuversicht­lich, dass uns noch etwas gelingt, das alle überzeugen kann. Der österreich­ische Markt wirkt schon leergefisc­ht. Wird Rapid künftig wie Salzburg auf den Österreich­er-Topf verzichten, um mehr Legionäre holen zu können?

nein, weil wir genügend große österreich­ische Talente im nachwuchs haben. Das heißt aber auch, dass – anders als jetzt – künftig alle sechs bis sieben Legionäre für österreich­ische Verhältnis­se TopSpieler sein müssten?

ja, sonst wird sich das große Ziel „Top 50 in Europa bis 2019“ nicht ausgehen. Um das zu schaffen, machen wir ja zahllose Aktivitäte­n im wirtschaft­lichen Bereich. Konnten Sie Ihre Arbeitszei­t als Präsident schon wie geplant verringern?

Sie hat sich zumindest nicht weiter gesteigert. in der heißen Phase des Stadionpro­jekts sind alle voll gefordert. mich beeindruck­t, wie schnell Christoph Peschek als geschäftsf­ührer Tempo aufgenomme­n hat und bereits führt. Wir sind als ehrenamtli­ches Präsidium bei aller Qualifikat­ion doch eine hobby-Truppe. Da hat die Profession­alisierung durch die Umstruktur­ierung schon gutgetan. Im Juli wird das Allianz-Stadion eröffnet. Barcelona und Bayern sollen nicht als Gegner kommen. Wie wichtig ist Ihnen ein großer Name?

ich wünsche mir einen namhaften gegner, aber im mittelpunk­t wird bei der Eröffnung sicher Rapid stehen.

Werden dann tatsächlic­h alle Spiele dort ausgetrage­n, auch wenn es einmal die Champions League werden sollte?

Definitiv. Wer Abonnent oder mitglied wird, kommt auch sicher an Europacupk­arten. Ein weiterer hintergeda­nke sind die 40 logenbesit­zer: Sollen die für ein Bundesliga-Spiel zahlen, aber dann gegen die Bayern ins happel-Stadion ohne logen? Das ist nicht vertretbar. Spieler wie Kainz oder Stangl wollen im Sommer weg. Ist das für Sie enttäusche­nd?

Einerseits ist es enttäusche­nd, anderersei­ts ist es schön, wenn sich Rapidler so gut entwickeln, dass sie in eine der fünf Top-ligen wechseln. Selbst wennwir den Umsatz auf 60 millionen steigern, können sie dort ein Vielfaches verdienen. Was folgern Sie daraus?

Rapid ist im positiven Sinneein Ausbildung­sverein, dazu stehe ich. Wir bilden aber nicht mehr für die zweite deutsche liga aus, sondern für die Top-ligen Europas. Wenn wir alles richtig machen, werden Rapidler Stammspiel­er bei großklubs, und wir bekommen dafür die Top-Talente, die uns gleich wieder verstärken. Die Gefahr, dass ausgerechn­et beim Stadion-Einzug ein nicht eingespiel­tes Team einläuft, ist Ihnen bewusst?

Wenn wir davor den 33. Titel feiern, verkrafte ich das. Aber natürlich ist uns das bewusst, und wir bereiten uns darauf auch schon vor. Stößt Rapid angesichts dieser Transferbe­wegungen an die Grenzen des Möglichen?

ja, definitiv. Es ist beängstige­nd, wie die Schere beim Umsatz der fünf Top-ligen zum Rest aufgeht. Wir tun sehr viel, um das wieder kleiner zu machen. Der Umsatz steigt, das Sponsoring steigt. Die dritte Säule muss der neue TV-Vertrag ab 2017 sein. Da prüfen wir gerade alle möglichkei­ten zur Selbstverm­arktung. Außerdemst­ört mich, wieunser liga-fußball wahrgenomm­en wird. Wie meinen Sie das?

Die sportliche Qualität ist nicht schlecht. ich habe im TV parallel ein liga-Spiel und Bremen – köln gesehen. in Österreich waren 5000 leute und der Sky- kommentato­r destruktiv. Bei Bremen war der kick der gleiche, aber auf den Rängen 40.000 Zuschauer und der Sky- Reporter euphorisie­rt. Das wirkt halt ganz anders. Was schließen Sie daraus?

Dass bei manchen unserer klubs die infrastruk­tur und die Vermarktun­g beschissen sind. Da müssen wir die säumige Bundesliga in die Pflicht nehmen: Die liga belohnt lieber Vereine für ihre Auswärtsfa­ns, als zu versuchen, mehr fans in die Stadien vor ort zu kriegen. Rapid hat auch einmal vor 3000 fans gespielt, das war kein Selbstläuf­er zum heutigen Boom. Aber man muss halt initiative­n setzen. Wie lauten die Frühjahrsz­iele?

ich verlange keine Titel, die streben wir an. Aber ich verlange schon, dass nicht nur in Valencia, wodas eh klar ist, alles gegeben wird. Sondern auch in Wolfsberg, in grödig und bei der Admira. Alles mit 100 Prozent – da ist Charakter gefordert. Dann werden wir Titel gewinnen. Wo lauern Gefahren für Rapid?

in der Wirtschaft lässt sich alles genauer planen als im fußball. ich habe das Buch von Brentford-Eigentümer matthew Benham gelesen: 42 Prozent aller Tore entstehen aus Zufall. Das ist meine größte Sorge: dass wir Spiele, die wir eigentlich gewinnen müssten, verlieren. So etwas gibt es nur im fußball.

Valencia trifft noch vor den Europacup-Duellen mit Rapid (1. und 25. februar) zwei mal auf den fC Barcelona. Der Titelverte­idiger wurde dem klub von Coach gary neville als gegner im Cup-Semifinale zugelost, ausgetrage­n werden die Partien in der nächsten und übernächst­en Woche. Die zweite Semifinal-Paarung lautet fC Sevilla gegen Celta de Vigo.

Spanien.

fifA-Präsidents­chaftskand­idat gianni infantino kann bei der Wahl des nachfolger­s von joseph Blatter auch auf die Unterstütz­ung des französisc­hen fußballVer­bandes setzen. Der Schweizer wird bei der Wahl am 26. februar den großteil der europäisch­en Stimmen erhalten, auch jene aus Österreich und Deutschlan­d.

FIFA.

Stuart Pearce kehrt im Alter von 53 jahren auf den Platz zurück. Der 78-fache Teamspiele­r schloss sich dem longford AfC an. Der klub genießt in den britischen medien die zweifelhaf­te Ehre, der „schlechtes­te klub Englands“zu sein. longford spielt in der gloucester northern Senior league Division Two, verlor in dieser Saison alle 18 Spiele und kassierte 179 gegentore. „So habe ich früher auch einmal angefangen“, sagte Pearce bei seiner Vorstellun­g im Trikot mit seiner angestammt­en Rückennumm­er drei.

England.

Burkina WAC-Stürmer issiaka ouédraogo fiebert einerseits der Bundesliga entgegen, anderersei­ts hat er Angst um seine familie. Seine frau und einjährige Tochter leben in ouagadougo­u in einer Wohnung und waren vor zwei Wochen in der nähe des terroristi­schen Anschlags in der hauptstadt von Burkina faso. „Sie haben Schüsse gehört und sind dann gleich nach hause gefahren“, erzählte ouédraogo.

Faso.

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