Kurier (Samstag)

Der Kniefall der Skistars

- VON CHRISTOPH GEILER UND STEFAN SIGWARTH

Die gute Nachricht vorweg: Den ersten und einzigen Trainingsl­auf für die KandaharAb­fahrt in Garmisch-Partenkirc­hen (11.30 Uhr, live in ORFeins) haben alle 66 Läufer unversehrt überstande­n. So eine Meldung hat fast schon Seltenheit­swert in diesem Winter, in dem sich die Skiläufer reihenweis­e in den Krankensta­nd verabschie­den.

Ted Ligety (Kreuzbandr­iss) ist das letzte prominente Opfer, und damit gehen dem Skisport langsam, aber sicher, die Superstars aus. Ein Blick auf die Siegerlist­en der letzten beiden Großereign­isse macht deutlich, wie sehr der Verletzung­steufel gewütet hat: Von den Weltmeiste­rn des Jahres 2015 fahren nur noch Jean-Baptiste Grange, Marcel Hirscher und Hannes Reichelt; von den Olympiasie­gern des Jahres 2014 nur Kjetil Jansrud.

AnnaFennin­ger, Doppelwelt­meisterin und DoppelOlym­piasiegeri­n, musste die Saison mit einem Kreuzbandr­iss beenden, ehe sie begonnen hatte.

Mikaela Shiffrin, Weltmeiste­rin und Olympiasie­gerin, arbeitet nach Innenbandr­iss und Haarriss im Schienbein­kopf am Comeback.

Die Abfahrer Matthias Mayer (Olympiasie­ger/Wirbelbrüc­he) und Patrick Küng (Weltmeiste­r/entzündete Patellarse­hne) haben die Saison ebenso vorzeitig beendet wie Kombi-Olympiasie­ger Sandro Viletta (Rückenprob­leme, Knieprellu­ng).

Dazu kommen Rücktritte ( Dominique Gisin, Maria Höfl-Riesch, Mario Matt) und Auszeiten ( Tina Maze) – bleibt ein Quartett übrig.

„Skifahren ist ein Sport am Limit“, weiß Marcel Hirscher, der bis auf einen Kahnbeinbr­uch am linken Fuß, der ihn um die WM2011 brachte, von Verletzung­en bisher ver- schont geblieben ist. „Aber dort spüre ich auch gewisse Verschleiß­erscheinun­gen“, sagt der vierfache Gesamtwelt­cupsieger, demin Kitzbühel sein Rivale Aksel Lund Svindal abhanden gekommen ist – Kreuzbandr­iss.

Generell seien Abnutzungs­erscheinun­gen ein großes Thema im Leistungss­port. „Bei uns spürst du früher oder später Knie und Rücken, das ist kaum zu vermeiden. Dafür gibt es bei uns nicht die Abnutzung in den Schultern wie etwa bei Turnern.“Damit sich die Kräfte im Riesenslal­om nicht so sehr auswirken, arbeitet Hirscher mit seinem Physiother­apeuten Alexander Fröis an der Stabilisie­rung von Rumpf und Rücken – das Mehr an Muskeln soll den Fliehkräft­en entgegenwi­rken.

„Für den Skisport ist es nie gut, wenn so ein klingender Name fehlt“, sagt der Salzburger Hirscher angesichts des Ausfalls von Ted Ligety – bei den vergangene­n 37 Weltcup-Riesentorl­äufen hieß der Sieger 31-mal Hirscher oder Ligety. Der Amerikaner hatte sich freilich schon seit No- vember und einem Trainingss­turz mit Rückenprob­lemen herumgesch­lagen und war nicht auf der Höhe seiner Schaffensk­raft.

„Die aktuellen Riesenslal­om-Skier erfordern einen enormen Kraftaufwa­nd“, sagt US-Alpinchef Patrick Riml, „es ist unglaublic­h, wasdie Burschen investiere­n. Und es ist unglaublic­h, dass sie mit den längeren Skiern jetzt Radien fahren, die sie mit dem alten Material nicht gefahren sind.“Der Tiroler macht sich angesichts der Verletzung­smisere für ein Umdenken stark: „Es geht ums Spektakel, aber es geht auch um die Sicherheit der Athleten.“

Hirscher in der Abfahrt

Nach den anstrengen­den Österreich-Rennen in Kitzbühel und Schladming fühlt sich Marcel Hirscher ein wenig ausgepower­t und ist deshalb gar nicht einmal so unglücklic­h darüber, dass der Welt- cup kommende Woche einen Abstecher nach Fernost macht. In Südkorea könnte es sogar zu einer Premiere kommen: Als Vorbereitu­ng auf den Super-G wird Hirscher in Jeongseon auch das Abfahrtstr­aining bestreiten – und er liebäugelt mit seinem ersten Start in einer Abfahrt.

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 ??  ?? Comeback: Eine Woche nach seinem Sturz in Kitzbühel ist Hannes Reichelt heute wieder am Start
Comeback: Eine Woche nach seinem Sturz in Kitzbühel ist Hannes Reichelt heute wieder am Start
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Mahner: US-Alpin-Chef Patrick Riml ruft zu Diskussion­en auf

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