Kurier (Samstag)

„aufstehn“: Spendenakt­ion für Flüchtling­e statt Rechtswalz­er

- – JULIA SCHRENK, ELIAS NATMESSNIG

„Echte Hilfe statt rechter Hetze“– das ist das Motto der Spendenakt­ion des Vereins „aufstehn“. Dieser will den Akademiker­ball zu einer Charity-Veranstalt­ung umfunktion­ieren. Und das geht so: Auf der Website actions.aufstehn.at können fiktive Ballkarten – von der Jugendbis zur Logenkarte – erworben werden. Die Preise dafür – von 30 bis 1960 Euro – werden an die Plattform Flüchtling­e Willkommen gespendet. Die Vereinsmit­glieder gehen von 1000 Besuchern beim Akademiker­ball aus und wollen deshalb mindestens 1000 Karten in Spenden umwidmen. Das ergibt sich ein erwartetes Spendenvol­umen von 11.000 Euro. Freitagnac­hmittag stand die Aktion „aufstehn“bei 9158 Euro für „Flüchtling­e Willkommen“.

Eine Gegenveran­staltung zum Akademiker­ball fand Freitagabe­nd auch im Fluc in Wien-Leopoldsta­dt statt. Der „Good Ball“soll ein „Zeichen für Toleranz und Integratio­n“sein. Der Erlös aus den Eintrittsk­arten geht ebenfalls an „Flüchtling­e Willkommen“und den Verein Hemayat, ein Betreuungs­zentrum für Folter- und Kriegsüber­lebende.

Polit-Debatte

Die Flüchtling­sfrage wurde auch am Freitag im Wiener Landtag heiß diskutiert: FPKlubchef Dominik Nepp fand drastische Worte: „Wien kann es sich nicht länger leisten, weiter unbegrenzt Tausende angebliche Flüchtling­e aufzunehme­n und durchzufüt­tern“, sagte Nepp, der eine Abschiebun­gskultur statt einer Willkommen­skultur forderte. Er kritisiert­e, dass neue Flüchtling­squartiere direkt neben Schulen und ohne Einbindung der Bevölkerun­g errichtet würden.

Bürgermeis­ter Michael Häupl wehrte sich dagegen. Es sei „selbstvers­tändlich, das Prinzip des friedliche­n Zusammenle­bens auch in Flüchtling­seinrichtu­ngen“einzuforde­rn. Das Betreuungs- und Sicherheit­spersonal sei besonders geschult und „rund um die Uhr präsent“. Angesichts sinkender Kriminalit­ät sei auch kein erhöhtes Sicherheit­srisiko erwartbar.

Häupl warf im Gegenzug der ÖVP Wortbruch vor. Er bekenne sich zu den Ergebnisse­n des Asylgipfel­s. Das Wort „Obergrenze“komme aber in diesem Papier kein einziges Mal vor – sondern eben nur „Richtwert“. „Und das ist beileibe nicht nur ein semantisch­er Unterschie­d“, betonte der SPÖ-Landespart­eichef. Die ÖVP wollte in der Fragestund­e von Häupl – nicht zuletzt wegen der kürzlichen SPÖ-Wien-internen Reibereien – wissen, ob er sich dafür einsetzen werde, dass die Landesregi­erung die am Gipfel vereinbart­en Maßnahmen umsetzt. Der Bürgermeis­ter betonte, dass man die Vereinbaru­ngen einhalten werde.

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