Keine Aufträge für Bodyguards Gottfried Küssel bekommt seine Hitler-Büste nicht zurück
Verein mit hochgerüsteten privaten Personenschützern dürfte scheitern
Die Geschäftsidee klang einfach: Ein Bodyguard für den Heimweg. Seit Mitte dieser Woche sollten private Securities verängstigte Frauen rund um die Uhr durch Wien begleiten. Doch das Interesse bewegt sich bis dato gegen Null.
Initialzündung für die Bildung des Vereines „Weisser Flügel“waren die sexuellen Übergriffe während der Silvesternacht durch Asylwerber auf Frauen in deutschen Großstädten. Auch in Wien und Salzburg wurden in der ersten Jänner-Woche ähnliche Übergriffe auf Frauen angezeigt.
Teure Ausrüstung
Vereinsobmann Mario Schmidt überließ nichts dem Zufall und rüstete seine Personenschützer äußerst professionell aus: Stichsichere Schutzwesten, eine mit Metall verstärkte Baseball-Kappe (schützt bei Schlägen auf den Kopf), Pfefferspray und Schutzbrillen gehören zur Standardausrüstung. Sogar Bodycams – an der Kleidung montierte Kameras – sollten zum Einsatz kommen. „Sie dürfen aber nur bei Übergriffen aktiviert werden“, erzählte Obmann Schmidt.
Doch der Start der Bodyguard-Truppe „Weisser Flügel“verlief enttäuschend. Dem Verein fehlt es an Aufträgen. Das subjektive Sicherheitsgefühl – nach den Silvester-Übergriffen in Schieflage geraten – dürfte sich im öffentlichen Raum stabilisiert haben. Auch gab es seit den Vorfällen zum Jahreswechsel keine weiteren Anzeigen betreffend körperlicher Übergriffe, die an die Intensität der Silvester-Attacken erinnern. Die koordinierten Attacken dienten zusätzlich zur Ablenkung der Opfer. Denn viele bedrängte Frauen wurden auch bestohlen. Die schockierenden Vorfälle lösten in Deutschland eine schnellere Abschiebung von kriminell gewordenen Asylwerbern aus nordafrikanischen Staaten aus.
Noch in der ersten Jännerwoche sprach Schmidt von Expansion: „Wir wollen auch in Linz und Salzburg aktiv werden. Und unsere Schweizer Nachbarn zeigen sich ebenfalls interessiert.“Doch die Kontakte zu den Eidgenossen sind mittlerweile abgekühlt. Große Hoffnungen setzten die privaten Personenschützer weiters in Begleitdienste bei Wegen zu Geldinstituten, auf dem nächtlichen Heimweg nach Disco- oder etwa Kinobesuchen. Doch auch auf diesem Sektor ist das Echo mehr als überschaubar.
Interesse minimal
Wie schnell sich der AngstHype in der Bevölkerung wieder beruhigte, zeigt die themenbezogene Kommunikation in den sozialen Netzen und auf der Homepage des Bodyguard-Anbieters. „Drei Tage nach Silvester verzeichneten wir auf unserer Internetseite 16.000 Besucher. In den Tagen davor waren es an die 5000“, zeigte sich Schmidt in der ersten Jännerwoche noch euphorisch. Wie hoch das Feedback aktuell ist, wollte der Obmann nicht verraten.
Dafür dürfte sich die Vereinsspitze neu aufstellen. Denn der KURIER wurde von Mario Schmidt für weitere Fragen an die neu gegründete Pressestelle verwiesen. Wien. Eine Hitler-Büste stand am Freitag am Richtertisch im Wiener Straflandesgericht. Sie gehört Gottfried Küssel, der 2013 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt worden war. Küssel verbüßt gerade seine Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten.
Richterin Martina Krainz hatte seine beschlagnahmten Habseligkeiten in den Gerichtssaal bringen lassen – darunter auch einen roten Samtpolster mit NS-Devotionalien und einen Reichsadler. „Der gehört mir. Der stand bei mir zu Hause. Außerdem ist er kaputt“, beschwerte sich Küssel, Initiator der neonazistischen Homepage „alpen-donau.info“. Auch das Buch „Die Gaskammer-Lüge“wollte er zurück. Er brauche es „zum Lesen“, betonte er. Richterin Krainz musste ihn aber enttäuschen: Sämtliche Gegenstände, die geeignet schienen, „im weitesten Sinne eine verbotene ideologische Richtung zu schaffen“, wanderten zurück in die landesgerichtliche Depositenstelle.
Ausgehändigt bekam Küssel ein Stofftuch und eine Gürtelschnalle. Mittäter Felix B. durfte sich über ein Wiedersehen mit seinen CDs von Roxette, In Extremo und Gigi D’Agostino freuen.