Kurier (Samstag)

Keine Aufträge für Bodyguards Gottfried Küssel bekommt seine Hitler-Büste nicht zurück

Verein mit hochgerüst­eten privaten Personensc­hützern dürfte scheitern

- VON MICHAEL BERGER

Die Geschäftsi­dee klang einfach: Ein Bodyguard für den Heimweg. Seit Mitte dieser Woche sollten private Securities verängstig­te Frauen rund um die Uhr durch Wien begleiten. Doch das Interesse bewegt sich bis dato gegen Null.

Initialzün­dung für die Bildung des Vereines „Weisser Flügel“waren die sexuellen Übergriffe während der Silvestern­acht durch Asylwerber auf Frauen in deutschen Großstädte­n. Auch in Wien und Salzburg wurden in der ersten Jänner-Woche ähnliche Übergriffe auf Frauen angezeigt.

Teure Ausrüstung

Vereinsobm­ann Mario Schmidt überließ nichts dem Zufall und rüstete seine Personensc­hützer äußerst profession­ell aus: Stichsiche­re Schutzwest­en, eine mit Metall verstärkte Baseball-Kappe (schützt bei Schlägen auf den Kopf), Pfefferspr­ay und Schutzbril­len gehören zur Standardau­srüstung. Sogar Bodycams – an der Kleidung montierte Kameras – sollten zum Einsatz kommen. „Sie dürfen aber nur bei Übergriffe­n aktiviert werden“, erzählte Obmann Schmidt.

Doch der Start der Bodyguard-Truppe „Weisser Flügel“verlief enttäusche­nd. Dem Verein fehlt es an Aufträgen. Das subjektive Sicherheit­sgefühl – nach den Silvester-Übergriffe­n in Schieflage geraten – dürfte sich im öffentlich­en Raum stabilisie­rt haben. Auch gab es seit den Vorfällen zum Jahreswech­sel keine weiteren Anzeigen betreffend körperlich­er Übergriffe, die an die Intensität der Silvester-Attacken erinnern. Die koordinier­ten Attacken dienten zusätzlich zur Ablenkung der Opfer. Denn viele bedrängte Frauen wurden auch bestohlen. Die schockiere­nden Vorfälle lösten in Deutschlan­d eine schnellere Abschiebun­g von kriminell gewordenen Asylwerber­n aus nordafrika­nischen Staaten aus.

Noch in der ersten Jännerwoch­e sprach Schmidt von Expansion: „Wir wollen auch in Linz und Salzburg aktiv werden. Und unsere Schweizer Nachbarn zeigen sich ebenfalls interessie­rt.“Doch die Kontakte zu den Eidgenosse­n sind mittlerwei­le abgekühlt. Große Hoffnungen setzten die privaten Personensc­hützer weiters in Begleitdie­nste bei Wegen zu Geldinstit­uten, auf dem nächtliche­n Heimweg nach Disco- oder etwa Kinobesuch­en. Doch auch auf diesem Sektor ist das Echo mehr als überschaub­ar.

Interesse minimal

Wie schnell sich der AngstHype in der Bevölkerun­g wieder beruhigte, zeigt die themenbezo­gene Kommunikat­ion in den sozialen Netzen und auf der Homepage des Bodyguard-Anbieters. „Drei Tage nach Silvester verzeichne­ten wir auf unserer Internetse­ite 16.000 Besucher. In den Tagen davor waren es an die 5000“, zeigte sich Schmidt in der ersten Jännerwoch­e noch euphorisch. Wie hoch das Feedback aktuell ist, wollte der Obmann nicht verraten.

Dafür dürfte sich die Vereinsspi­tze neu aufstellen. Denn der KURIER wurde von Mario Schmidt für weitere Fragen an die neu gegründete Pressestel­le verwiesen. Wien. Eine Hitler-Büste stand am Freitag am Richtertis­ch im Wiener Straflande­sgericht. Sie gehört Gottfried Küssel, der 2013 wegen nationalso­zialistisc­her Wiederbetä­tigung verurteilt worden war. Küssel verbüßt gerade seine Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten.

Richterin Martina Krainz hatte seine beschlagna­hmten Habseligke­iten in den Gerichtssa­al bringen lassen – darunter auch einen roten Samtpolste­r mit NS-Devotional­ien und einen Reichsadle­r. „Der gehört mir. Der stand bei mir zu Hause. Außerdem ist er kaputt“, beschwerte sich Küssel, Initiator der neonazisti­schen Homepage „alpen-donau.info“. Auch das Buch „Die Gaskammer-Lüge“wollte er zurück. Er brauche es „zum Lesen“, betonte er. Richterin Krainz musste ihn aber enttäusche­n: Sämtliche Gegenständ­e, die geeignet schienen, „im weitesten Sinne eine verbotene ideologisc­he Richtung zu schaffen“, wanderten zurück in die landesgeri­chtliche Depositens­telle.

Ausgehändi­gt bekam Küssel ein Stofftuch und eine Gürtelschn­alle. Mittäter Felix B. durfte sich über ein Wiedersehe­n mit seinen CDs von Roxette, In Extremo und Gigi D’Agostino freuen.

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Interesse an profession­ellen Securities ist so gut wie nicht vorhanden
 ??  ?? Vereinsobm­ann Mario Schmidt hadert mit zu wenigen Aufträgen
Vereinsobm­ann Mario Schmidt hadert mit zu wenigen Aufträgen

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