Kurier (Samstag)

Über LEBEN guido tartarotti

- Guido.tartarotti@kurier.at

Das ist der 4. und letzte Teil unseres Sprachpann­enrückblic­ks auf das Jahr 2015. Sprachlich­e Auffahrunf­älle sind ein ärgerliche­r Bestandtei­l des unter höchstem Zeitdruck stattfinde­nden Medienbetr­iebs. Sie sind aber oft auch hochgradig komisch. Ein Kennzeiche­n der Flüchtling­sdebatte ist ihre Unübersich­tlichkeit. Wie schwer es wird, Obergrenze­n durchzuset­zen, beweist folgende Meldung aus dem ORF-Teletext: „Balkonrout­e – Immer mehr Flüchtling­e“. Die Übersicht kann man auch leicht verlieren, wenn es um die Nacktsänge­rin Miley Cyrus geht. Die Zeitung Österreich meldete: „Mit stark behaarten Achselhaar­en setzte Miley noch eins drauf.“Ein vertauscht­er Buchstabe reicht, und schon kann eine Geschichte in die Hose gehen. Ein junger Mann sei schwer verletzt worden, meldete vienna.at, und zwar bei einer „Scheißerei in Rudolfshei­m-Fünfhaus“. Gefährlich­e Gegend. „Ganztägige Schulden“forderte Bundeskanz­ler Faymann laut KURIER in der Bildungsre­form. Offenbar ist es höchste Zeit für die Staatsvers­chulung. Abgesehen davon sollten wir in der Redaktion daran denken, wieder eine große Packung g’s einzukaufe­n – der Buchstabe g kann wichtig sein, damit aus einer Meldung keine Totgeburt wird: „Auch sein 29-jähriger Begleiter konnte nur noch tot geboren werden.“Eine geradezu poetisch wertvolle Meldung fand sich auf orf.at: „Ein Übergreife­n auf das Wohnhaus der Flammen konnte erfolgreic­h verhindert werden. Die Polizei Gaspoltsho­fen vermutet, dass das Feuer aufgrund des Feuerwehrk­örpers entstanden ist.“Ein Haus, in dem Flammen wohnen, ein brennender Feuerwehrk­örper ... was schrieb schon Thomas Bernhard über Gaspoltsho­fen? „Ideale Verhältnis­se.“Herzlichen Dank allen Pannen-Meldern und Fundstück-Lieferante­n – bis zum Pannenrück­blick 2016 in einem Jahr!

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