Kurier (Samstag)

DIE NEUE AM DOMPLATZ

Salzburger Festspiele. Die neue Buhlschaft Miriam Fussenegge­r über das Mysterium einer Rolle.

- VON BARBARA MADER

Salzburger Festspiele. Brigitte Hobmeier geht, Miriam Fussenegge­r (links) kommt: Die Salzburger Festspiele haben eine neue Buhlschaft für den traditione­llen „Jedermann“präsentier­t. Die 25-jährige Linzerin ist die zweitjüngs­te Buhlschaft der Festspielg­eschichte.

Mancher glaubt es sei nicht viel/Nur ein bisschen Sexappeal/Sinnlichke­it und Temperamen­t/Was man halt Erotik nennt.Diese Leute sind zu tadeln/Denn sie nennen nicht das Radeln (...) Sven-Eric Bechtolf, künstleris­cher Leiter der Salzburger Festspiele, in seiner Ode an die Buhlschaft Sie hat gerade einmal 30 Sätze zu sprechen. Dennoch kommt ihr, neben dem Titelhelde­n Jedermann, im Spiel vom Sterben des reichen Mannes die wohl wichtigste Rolle zu. Zumindest, was das Medienaufs­ehen betrifft. Am Freitag gaben die Salzburger Festspiele die neue „Buhlschaft“bekannt. Tagelang war spekuliert worden, wer die Rolle von Brigitte Hobmeier übernehmen würde. Auf die junge Linzerin Miriam Fussenegge­r, die vor kurzem erst im ORF- Landkrimi „Der Tote amSee“zu sehen war, hatten wohl die wenigsten getippt.

Fussenegge­r, Absolventi­n des Reinhardt-Seminars, verfügt über Bühnen- und TV-Erfahrung und wird mit 25 die bisher zweitjüngs­te Buhlschaft auf dem Salzburger Domplatz sein. Sie ist dort keine Unbekannte: 2015 spielte sie die Rolle der Lucy Browninder„Salzburger Dreigrosch­enoper“. Damals wurde sie zumersten Mal mit dem „Buhlschaft“-Gerücht konfrontie­rt. Ende Oktober war es dann fix – „ein Schock“, wie sie dem KURIER am Telefon erzählte. Erster Eindruck: Wir haben es mit einer burschikos­en, fröhlichen Type zu tun, die, im Gegensatz zu vielen Kollegen, abseits der Bühne ihrem Dialekt treu geblieben ist. KURIER: Frau Fussenegge­r, wie ist es Ihnen ergangen, als Sie erfahren haben, dass Sie die neue Buhlschaft sind? Miriam Fussenegge­r: Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war ein ungeheurer Adrenalins­chock, aber auch sehr schmeichel­haft. Sie haben als Buhlschaft nicht viel zu sagen. Trotzdem wird stets ein großes Spektakel um die Besetzung dieser Rolle gemacht. Warum?

Das ist ein Mysterium, das man nicht erklären kann und auch nicht sollte. Es hat wohl etwas mit der Weiblichke­it an sich, mit dem Prototyp der Frau zu tun. Sind Sie dafür nicht etwas zu jung? Eine Lolita-Buhlschaft?

Das Wort ist vielleicht nicht ideal, aber die Idee, die Rolle jünger und in gewisser Weise purer zu spielen, gefällt mir. Ist die Buhlschaft eine Rolle, von der man als österreich­ische Schauspiel­erin träumt?

Ich hab’ darüber bisher nicht nachgedach­t, es schien mir einfach zu unwahrsche­inlich. Aber es ist natürlich eine große Ehre. Zu Ihren Vorgängeri­nnen zählen Schauspiel­erinnen wie Christiane Hörbiger, Senta Berger oder Birgit Minichmayr. Haben Sie ein Vorbild?

All diese großartige­n Schauspiel­erinnen haben diese Rolle mit Eigenem gefüllt. Auch ich werde meine eigene Reise machen. Sven-Eric Bechtolf hat auf ungewöhnli­che Weise – in einem Gedicht – festgelegt, was eine Buhlschaft außer erotisch sein noch können muss: Rad fahren.

Ich komm’ vom Land, da macht man alle Wege mit dem Rad und an meinem jetzigen Wohnort Wien bin ich auch immer radelnd unterwegs. Und nun zum Wichtigste­n: Dem Kleid. Haben Sie da Mitsprache?

Falls nicht, dann nehm’ ich sie mir (lacht).

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 ??  ?? Sinnlich im Look, burschikos und fröhlich am Telefon: Miriam Fussenegge­r ist die Neue am Domplatz
Sinnlich im Look, burschikos und fröhlich am Telefon: Miriam Fussenegge­r ist die Neue am Domplatz

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