Kurier (Samstag)

„Asyl-Hotspots werden funktionie­ren“

Hofburg-Anwärter Rudolf Hundstorfe­r glaubt an eine EU-Lösung im Flüchtling­sthema

- VON MICHAEL BACHNER

Alois Stöger ist noch immerda: Er war Gesundheit­sminister, dann Verkehrsmi­nister und seit Dienstag ist er Sozialmini­ster der SPÖ. Im Gespräch mit dem KURIER gibt er zu, „selbst überrascht“gewesen zu sein, als ihn Kanzler Werner Faymann gefragt hat – galt er doch als Ablösekand­idat.

Inhaltlich muss sich der frühere Gewerkscha­fter nicht lange einarbeite­n, er sei „immer Sozialpoli­tiker“gewesen. Als solcher geht er gleich einmal auf maximale Distanz zu einer Kürzung der Mindestsic­herung.

Nein zum Deckel

Koalitions­partner ÖVP fordert, dass die Mindestsic­herung generell bei 1500 Euro gedeckelt wird, unabhängig ob für Staatsbürg­er oder anerkannte Flüchtling­e. Stöger sagt: „Sozialpoli­tik eignet sich nicht für Populismus. Da trifft man immer die Falschen. Weil manche mit Flüchtling­en ein Problem haben, wird jetzt versucht, auch Österreich­ern etwas wegzunehme­n. Der Deckel würde nur Familien mit zwei und mehr Kindern treffen. Wenn man allen Kindern die gleichen Chancen geben will – und ich will das –, dann ist das ganz bestimmt der falsche Weg. Mir graust vor solchen Vorschläge­n.“

Stöger lehnt aber auch klar ab, was gerade in seiner Heimat Oberösterr­eich auf den Weg gebracht wurde. Schwarz-Blau streicht – begleitet von Applaus der Bundes-ÖVP – Asylberech­tigten die Mindestsic­herung. Die anerkannte­n Flüchtling­e sollen nur noch jenes Geld bekommen, das Asylwerber in der Grundverso­rgung erhalten: 320 statt 914 Euro im Monat.

Stöger geht davon aus, dass das Landesgese­tz vor Gericht nicht halten wird: „Da gibt es klare gesetzlich­e Regeln, die Vorschläge sind jenseits des Rechts. Das ist der völlig falsche Ansatz. An solchen Beispielen erkennt man, was es bedeutet, wenn Schwarz-Blau das Sagen hat.“

Zu seinen Kern-Aufgaben – Rekordarbe­itslosigke­it und Pensionsre­form – gibt Stöger klassische SPÖ-Antworten. Er fordert ein „großes Konjunktur­paket“für mehr Beschäftig­ung und ist für „alle Vorschläge offen“, die helfen, das Pensionsan­trittsalte­r anzuheben. Ende Februar werde es dazu einen „Zwischensc­hritt“geben. Die Notwendigk­eit einer großen Pensionsre­form hat auch Amtsvorgän­ger Rudolf Hundstorfe­r stets bestritten.

Die Obergrenze­nlatte

Hörbar unangenehm ist Stöger das Flüchtling­sthema, er fühlt sich auch nicht wirklich zuständig: „Als Sozialmini­ster bin ich für die Menschen verantwort­lich, die in Österreich leben.“

Auf Nachfrage verweist Stöger auf Innenminis­terin Mikl-Leitner und wirft einen neuen Begriff in die Debatte, Obergrenze oder Richtwert: „Meine Aufgabe ist es, um es deutlich zu sagen, für die Menschen Verantwort­ung zu tragen, die in Österreich sind. Es ist die Aufgabe anderer, nachzudenk­en, wie kommen Menschen herein und wie nicht, und diese Frage in den europäisch­en Innenminis­terräten zu klären. Undwennsie sich da Latten legen, sollen sie sich Latten legen. Ich hoffe, sie schaffen das.“

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Neuer Arbeitspla­tz für „Immer-schon-Sozialpoli­tiker“Alois Stöger

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