Akademikerball: 5000 bei Demo
5000 Aktivisten bei Demos gegen den Ball der Burschenschafter in der Wiener Hofburg. Die Polizei war mit 2800 Beamten im Einsatz, sie erlebten eine äußerst ruhige Ballnacht.
Rund um das Burschenschafter-Treffen in Wien waren 2800 Polizisten im Einsatz.
Auch in diesem Jahr herrschte im Vorfeld des Akademikerballs in der Wiener Hofburg hochgradige Nervosität. Bezirkspolitiker sahen sich sogar zu Appellen genötigt: „Ich fordere die Demonstranten auf, das Demonstrationsrecht nicht für Chaos zu missbrauchen“, meinte etwa Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP).
Seine Befürchtungen sollten nicht eintreten. Das alljährliche Spektakel rund um das Treffen der deutschnationalen Burschenschafter verlief diesmal weitgehend friedlich.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren jedenfalls auch heuer wieder enorm. Am frühen Abend glichen weite Teile der City einer Geisterstadt: Straßensperren im Bereich des Rings und der Hofburg, Securitys vor Geschäften. Einige der Geschäftsleute hatten vorsorglich sogar ihre Auslagen verbarrikadiert, um Vandalenakte zu verhindern. Nicht weniger als 2800 Polizisten waren an diesem Abend im Einsatz. Sie waren aus ganz Österreich zusammengezogen worden. So zum Beispiel 175 Beamte aus der Steiermark, 184 aus Oberösterreich und 111 aus Salzburg.
Bereits vor Beginn der Demo wurden Freitagnachmittag Busse mit Aktivisten angehalten und kontrolliert. Das Bündnis „Linz gegen Rechts“berichtete, dass ihr Bus in Linz 45 Minuten lang gefilzt wurde. Auch die Personalausweise wurden registriert.
Ein weiterer Bus aus Graz wurde kurz angehalten, hieß es seitens des „Aktionsbündnisses Graz“.
Start der großen Demonstration war um 17 Uhr beim Schottentor. Beim UniGebäude versammelten sich zu diesem Zeitpunkt laut Polizei rund 1000 Personen zu einer Kundgebung, später sollte der Demo-Zug auf 5000 Personen anwachsen. Der Protest gegen die Burschenschafter wurde diesmal mit der Flüchtlingskrise verknüpft: „FPÖ vertreiben, Flüchtlinge bleiben“, war auf Transparenten zu lesen.
Gegen 18 Uhr setzte sich der Zug dann in Bewegung: Via Schottenring, Stephansplatz und Stadtpark sollte es über den Ring zum MuseumsQuartier (MQ) gehen. Als der Zug die Börse passierte, wurden Feuerwerksraketen abgeschossen.
Am Ende des Demo-Zugs waren rund 70 Vermummte auszumachen. Sie bekamen bald Begleitung von der Polizei, die die Aktivisten einzukesseln versuchte. Vereinzelt wurden die Beamten mit Eiern beworfen.
Kleine Scharmützel
Immer wieder kam es zu kleineren Scharmützeln. So versuchten etwa als Clowns verkleidete Demo-Teilnehmer, die Polizei beim Filmen zu stören. Denn dieses Jahr hatte die Exekutive erstmals 29 Doku-Teams mit Videokameras im Einsatz. Das machten die Beamten bereits zu Beginn der Demonstration via Megafon-Durchsage klar: Gemäß Sicherheitspolizeigesetz würden Ton- und Videoaufnahmen angefertigt, die Demonstranten dürften ihr Gesicht nicht verbergen oder verhüllten, hieß es. Für Empörung unter den Demonstranten sorgte eine weitere Maßnahme: Beim Stadtpark hatte die Polizei dieses Jahr eine Korridorschleuse aus Tretgittern errichtet. Sämtliche Demonstranten mussten diese nur vier Meter schmale Engstelle passieren.
„Das war eine Provokation der Polizei“, kritisiert Demo-Mitorganisatorin Käthe Lichtner. „Sie war gefährlich in Anbetracht der hohen Teilnehmerzahl und stellte Demonstranten unter Generalverdacht.“Sehr zu ihrem Ärger wurden die Teilnehmer an der Schleuse von der Polizei gefilmt. Diese begründete die Einrichtung der Engstelle mit der „verkehrstechnischen Situation“.
Gegen 20.30 Uhr, nach dem offiziellen Ende der De- monstration, kam es rund um das MQ zu kleineren Zwischenfällen. In der Babenberger Straße und bei der Bellaria wurden Knallkörper und Bierdosen geworfen. Gegen 21 Uhr löste sich der DemoZug aber langsam auf.
Um 22 Uhr kam es im Bereich Herrengasse/Strauchgasse noch zu einer spontanen Sitzblockade, die Polizei kesselte die rund 120 Aktivsten ein.
Kaum Zwischenfälle
Gröbere Zwischenfälle gab es aber keine. Die Polizei meldete in einer ersten Bilanz lediglich drei Festnahmen und mehrere Identitätsfeststellungen. Sachbeschädigungen gab es diesmal keine. So-