Kurier (Samstag)

Doskozil in Spielfeld: „Nagelprobe“für die neue Grenzsiche­rung

Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil ortet in Spielfeld noch Schwachste­llen.

- VON IDA METZGER

Großer Menschenau­flauf auf der Autobahn nur 50 Meter von der österreich­ischslowen­ischen Grenzstati­on entfernt. Uniformier­te Polizei und Bundesheer, darunter auch General Othmar Commenda, versammeln sich oberhalb der neuen Grenzstati­on in Spielfeld. Sie warten. Die einen auf ihren Ex-Polizeikol­legen „Dosko“, die anderen auf den „Herrn Bundesmini­ster“. Drei Tage nach seine Angelobung als neuer Verteidigu­ngsministe­r wollte sich Hans Peter Doskozil selbst ein Bild von Spielfeld machen.

Von der Autobahn aus bekommt man den besten Überblick über das neue Grenzgelän­de, wo ab Anfang Februar amTagbis zu 5000 Flüchtling­e kontrollie­rt, registrier­t, abtranspor­tiert oder eben auch zurückgewi­esen werden sollen. Doskozil wird nicht müde zu betonen, dass Spielfeld „die Nagelprobe ist. Wir müs- sen beweisen, dass wir unsere Verspreche­n auch halten und lückenlos kontrollie­ren. Ich bitte euch (Polizei und Bundesheer), auf gleicher Augenhöhe zu kooperiere­n.“Läuft in Spielfeld alles pannenfrei ab, dann sollen nach diesem Muster auch das Grenzmanag­ement in Kärnten und Tirol funktionie­ren.

Trotz eines straffen Programms muss auch Zeit für Erinnerung­en sein. Walter Konrad, ein pensionier­ter Ex-Polizeikol­lege von Doskozil, kam extra zum Termin, um ihm zu gratuliere­n. „Dass du Sozialland­esrat im Burgenland wirst, darauf war ich eingestell­t. Aber mit Minister hätte ich nie gerechnet“, erzählt er. Danach geht es im Autokonvoi von der Autobahn runter in Richtung Grenzstati­on. Das provisoris­che Grenztürl mit Seitenteil­en ist das erste Highlight der Visite. In einer Art Einbahnsys­tem werden die Asylwerber von Slowenien nach Österreich in „20er-Paketen“– so der Militärjar­gon – überstellt.

Geschultes Auge

An dieser Stelle erkennt Doskozil, der im Sommer als burgenländ­ischer Polizeiche­f den Flüchtling­sandrang in Nickelsdor­f managte, den ersten kritischen Punkt. „Man sollte sich Gedanken machen, was passiert, wenn die Ankommende­n von den Slowenen nicht in 20er-Pakete überstellt werden. Und was passiert, wenn sich die Asylwerber nicht an das Einbahnsys­tem halten und in die andere Richtung abbiegen?“Hauptmann Resch meint: „Bis jetzt hat es da keine Pro- bleme gegeben.“Für Doskozil ist die Antwort wenig überzeugen­d. „Im Worst Case könnten dann Tausende vor dem Zaun stehen und Druck machen.“

Gleich nach dem Grenzübert­ritt werden die Flüchtling­e mittels Vidiwall über die Schritte in der „Kontrollst­raße“informiert. In sieben Spuren geht es zum SecurityCh­eck. Auch dieses Nadelöhr registrier­t Doskozil. Am Ende der Visite nimmt sich der Minister die Offiziere zur Seite, um die Schwachste­llen zu diskutiere­n.

Doch auch die Soldaten haben einige Fragen an ihren neuen Minister. „Wie verteidige­n wir unsere Grenzen, denn formal ist ein unerlaubte­r Grenzübert­ritt nur ein Verwaltung­sdelikt? Helfen wir ihnen über den Zaun oder verteidige­n wir ihn? Wir brauchen einen genauen Befehl.“Doskozil versichert Bundesheer und Polizei, dass es hier einen detaillier­ten Einsatzbef­ehl geben wird. Aber er räumt auch ein, dass er in diesem Punkt auch auf das Ergebnis des Rechtsguta­chten zum beschlosse­nen „Richtwert“von 37.500 Flüchtling­en wartet: „Das Gutachten wird zeigen, was machbar ist.“

 ??  ?? Lokalaugen­schein am neuen Grenzzaun: Hauptmann Resch zeigt Verteidigu­ngsministe­r Doskozil Container für die Flüchtling­s-Registrier­ung
Lokalaugen­schein am neuen Grenzzaun: Hauptmann Resch zeigt Verteidigu­ngsministe­r Doskozil Container für die Flüchtling­s-Registrier­ung
 ??  ?? Caritas-Mitarbeite­rn zeigt Doskozil, wie Kleideraus­gabe funktionie­rt
Caritas-Mitarbeite­rn zeigt Doskozil, wie Kleideraus­gabe funktionie­rt

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