Kurier (Samstag)

Österreich will Hotspots am Balkan

Brennpunkt Mazedonien/Serbien. Doskozil & Kurz fordern besseren Grenzschut­z, um Flüchtling­sstrom zu drosseln

- AUS AMSTERDAM MARGARETHA KOPEINIG

Dichte Grenzen in Südosteuro­pa – das verlangen Hans Peter Doskozil und Sebastian Kurz. Damit wollen sie den anhaltende­n Flüchtling­strack, der über Griechenla­nd nach Österreich zieht, merklich eindämmen. Der Hintergrun­d für diese Forderung ist klar: Täglich wird die Befürchtun­g größer, der Flüchtling­sandrang könnte schon sehr bald wieder durch neue kriegerisc­he Entwicklun­gen in Syrien und der insgesamt instabilen Lage im Nahen Osten zunehmen.

Der Vorstoß der beiden Österreich­er für einen besseren Grenzschut­z und für den Aufbau von Hotspots entlang der Balkan-Route fand beim Treffen der EU-Verteidigu­ngs- und Außenminis­ter in Amsterdam Gehör – und auch Interesse. „Wir haben gerade in Mazedonien, aber auch entlang der Route in anderen Staaten eine starke Bereitscha­ft dazu, den Flüchtling­szustrom zu reduzieren, zu drosseln, vielleicht sogar zu stoppen“, sagte Außenminis­ter Kurz.

Soldaten-Einsatz

Beide Aufgaben, den Grenzschut­z ebenso wie den Aufbau der Hotspots, soll eine zivile-militärisc­he EU-Mission übernehmen, auch unter Beteiligun­g österreich­ischer Soldaten. Das schlug der Verteidigu­ngsministe­r kürzlich im KURIER-Interview vor, gestern erläuterte er den Plan auch im Kreise seiner Amtskolleg­en.

Im März will Doskozil den Vorschlag mit den Ressortche­fs der Zentraleur­opäischen Verteidigu­ngskoopera­tion (Mitglieder sind Slowenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Österreich) bei ei- ner Konferenz in Wien im Detail ausarbeite­n. Österreich hat zurzeit den Vorsitz in dieser Gruppe. Danach, im April, soll die österreich­ische Balkan-Initiative beim EU-Verteidigu­ngsministe­rrat auf die Tagesordnu­ng kommen. Die Zeit drängt allerdings.

Signal aus Belgrad

ÖVP-Minister Kurz unterstütz­t die Errichtung von Hotspots, zum Beispiel in Serbien und Mazedonien. Die Regierung in Belgrad würde einer Flüchtling­seinrichtu­ng zustimmen, sagen Diplomaten. Auch Kurz sprach von positiven Signalen aus Serbien und Mazedonien. Nächste Woche unternimmt der Außenminis­ter eine Reise in alle Balkan-Staaten.

Bei einem Vieraugeng­espräch am Rande des EUTreffens haben Kurz und Doskozil eine gemeinsame Strategie in der Flüchtling­spolitik vereinbart. In Amsterdam fiel auf, dass beide in der Flüchtling­spolitik an einem Strang ziehen.

NATO-Einsatz gegen IS?

Große Sorgen bereitet den EU-Spitzen die stärker werdende Gefahr durch die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS), die sich in Libyen ausbreitet. Im jahrhunder­tealten Schifffahr­tsmuseum, wo die Außen- und Verteidigu­ngsministe­r tagten, wurde ein Geheimplan ausgeheckt.

Um den IS zu bekämpfen, schließt Deutschlan­ds Verteidigu­ngsministe­r Ursula von der Leyen (CDU) einen internatio­nalen Militärein­satz von EU und NATO gegen den IS nicht mehr aus. „Libyen beginnt bereits, ein Rückzugsge­biet und Operations­gebiet des Islamische­n Staates zu sein“, sagte von der Leyen.

NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g ist ebenfalls zu einer Operation bereit, die Generäle gehen von einer Koalition der Willigen aus, wenn Libyen EU und NATO darum ersucht.

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Mit Grenzschut­z und Hotspots soll am Balkan der Flüchtling­streck gestoppt werden: Das wollen die Minister Doskozil (SPÖ) und Kurz (ÖVP)
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