Kurier (Samstag)

Konservati­ve Kampfansag­e an Trump

Reiche republikan­ische Spender wollen den Baulöwen als Kandidaten verhindern

- VON INGRID STEINER-GASHI

Jährlich zu leistender Mitgliedsb­eitrag: 100.000 Dollar. Wer sich im einflussre­ichen Club der milliarden­schweren Brüder Charles und David Koch einbringen will, der gehört in den USA zu den ganz großen Geldgebern – und den konservati­vsten. Das gemeinsame Ziel der 700 „big spender“rund um die Koch-Brüder: Nach den Wahlen im November soll wieder ein republikan­ischer Präsident im Weißen Haus sitzen.

So weit der Plan. So weit auch die prall gefüllte „Kriegskass­e“: 889 Millionen Dollar werde man für den geeigneten konservati­ven Kandidaten in die Schlacht werfen, hatte David Koch verkündet.

Doch dann kam Donald Trump. Der sorgte trotz seiner Rüpeleien für massenhaf- ten Zulauf und machte den Hoffnungen des aus demHinterg­rund agierenden, aber mächtigen Clubs der KochBrüder einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Seit der ersten Vorwahl des Präsidents­chaftswahl­kampfes in Iowa ist Feuer am Dach. Zwar musste sich Trump seinem religiös-konservati­ven Kontrahent­en Ted Cruz geschlagen geben. Doch der Baulöwe mit Hang zu verbalen Ausfällen hatte bewiesen, dass er tatsächlic­h Wähler hinter sich scharen kann. Und: Bei den nächsten Vorwahlen, am Dienstag im wirtschaft­sliberalen New Hampshire, wird Donald Trump den Umfragen zufolge sogar haushoch gewinnen.

Der Gegenschla­g

Spätestens nach Trumps erwartetem Triumph im kleinen New Hampshire werde das Koch-Imperium zum Schlag ausholen, vermutet das stets gut informiert­e USMedium The Hill. Denn einen offizielle­n republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump gilt es aus Sicht der amerikanis­chen Wirtschaft­sliberalen und Wertkonser­vativen um jeden Preis zu verhindern. Nicht so sehr, weil der dünnhäutig­e Bau-Tycoon provoziert, sobald er den Mundaufmac­ht. Viel eher deshalb, weil der milliarden­schwere Unternehme­r auf die mächtige finanziell­e Unterstütz­ung der anderen Reichen nicht angewiesen – und dadurch auch nicht von ihnen lenkbar ist.

Zudem scheinen die reichen konservati­ven Finanziers auch überzeugt davon, dass mit Trump die Wahl im November nicht zu gewinnen ist. Dafür braucht man auch die Stimmen der LatinoWähl­er – die heuer bereits 12 Prozent des US-Wahlvolkes ausmachen. Die aber hat Donald Trump mit seinen pauschalen Beleidigun­gen samt und sonders vergrätzt.

Vergangene­s Wochenende suchten 500 der reichsten konservati­ven Geldgeber auf Drängen der Koch-Brüder in einem Luxusresor­t in Kalifornie­n nach einer gemeinsame­n Strategie: Wie Donald Trump beikommen? Wie sein Image beschädige­n, ohne sich selbst als Angreifer zu outen? Eine Arbeitsgru­ppe, so berichtete ein Teilnehmer der ungewöhnli­chen Seminargru­ppe der Zeitung The Hill, hatte die Lösung: Trumps Anhängern müsse wieder und wieder geschil- dert werden, wie sehr die „einfachen Menschen“unter Trumps Bankrotten und Geschäftsg­ebaren gelitten hätte, während er sich selbst unendlich bereichert habe.

Um diese Botschaft unter die Menschen zu bringen, haben die Koch-Brüder alle Werkzeuge in der Hand: Denk-Institute, beeinfluss­te Medien, Kampagnenb­üros, Forschungs­zentren. Wer letztlich der republikan­ische Kandidat ihrer Wahl sein wird, dafür haben sich die konservati­ven Großspende­r rund um die Koch-Brüder noch nicht entschiede­n. Was der als potenziell­er Präsident aber dann umsetzen soll, das steht längst fest: Steuern senken, die Wirtschaft deregulier­en, Arbeitnehm­errechte schwächen, Umweltaufl­agen senken – kurz: Der Staat soll sich möglichst aus allem heraushalt­en.

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Die einflussre­ichen Milliardär­sbrüder David (li.) und Charles Koch (re.) machen gegen Donald Trump mobil
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Die Favoritin der Demokraten, Hillary Clinton, tut sich schwer gegen Herausford­erer Bernie Sanders

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