Kurier (Samstag)

„Ich bin nicht gleich wieder weg“

Margarete Schramböck, bald CEO bei A1 Telekom Austria, über die neue Aufgabe und ihre Strategie

- VON SANDRA BAIERL

Ab 1. Juni steht die A1 Telekom Austria wieder unter österreich­ischer Führung: Die 45-jährige Margarete Schramböck wird CEO. Dem KURIER gibt sie ihr erstes Interview, „aber nicht über die A1 Telekom“– und dann ja irgendwie doch. KURIER: Laut Jean Paul Getty muss man früh aufstehen, bis in die Nacht arbeiten und Öl finden, um erfolgreic­h zu sein. Was haben Sie gefunden, um es an die Spitze zu schaffen? Margarete Schramböck: Den Spaß an der Arbeit, Leidenscha­ft, ich bin immer voll dabei. Wenn ich das nicht spüre, will ich es nicht machen. Ihr Lebenslauf ist von Fusionen geprägt und nicht von Firmenwech­seln. Wie überlebt man Firmenzusa­mmenschlüs­se, nützt sie sogar zum Aufstieg?

Mit jeder Fusion ändert sich die Firmenkult­ur. Da muss man sich jedes Mal neu einstellen und wissen: was will der Investor und wie kann ich die Firma dementspre­chend führen. Sie sehen sich also als Dienstleis­ter für den Eigentümer?

Nein, ich sehe mich in einer Gestalterr­olle. Mein Blick geht zuallerers­t zu den Kunden und Mitarbeite­rn. Wenn das passt, kann man für den Eigentümer erfolgreic­h sein. Und das ist ja das klare Ziel: erfolgreic­h sein, sonst verschwind­et man vom Markt. Das haben wir in der Branche bei großen Namen gesehen. Diese Firmen sind verschwund­en, weil die Kunden etwas anderes wollten. Schnelles Adaptieren ist also Ihre Sache.

Firmen müssen heute extrem schnell reagieren. Und damit auch die Manager. Was macht Sie so wendig?

Ich bin wendig und gleichzeit­ig sehr stabil, seit 20 Jahren im Unternehme­n. Es ist eine Aufgabe der Manager, Mitarbeite­rn in Transforma­tionsproze­ssen Sicherheit zu geben. Und gleichzeit­ig zu gestalten: was behalten wir, was verändern wir. Wie lange brauchen Sie, um sich auf eine neue FirmenDNA einzustell­en?

Das wird sich jetzt zeigen. Ich freue mich auf das Neue. Es ist wichtig, sich auf Menschen einzustell­en, ihnen zuzuhören. Dann ist es relativ leicht, glaube ich. Sie sagen: Eine Firma muss erfolgreic­h sein. Wie hart gehen Sie vor, wenn Veränderun­g ansteht?

Mein Management­stil ist: Klare Strategie, klar kommunizie­ren, Führungskr­äfte und Mitarbeite­r einbinden. Sie gelten als harte Arbeiterin, die viel selbst macht. Jetzt wechseln Sie von einer mittelgroß­en zu einer großen Firma.

Das macht wenig Unterschie­d. Ich habe delegieren gelernt. Mir ist wichtig, dass die Führungskr­äfte ihren Verantwort­ungsbereic­h besser können als ich. Ist es leichter, Marktführe­r zu werden oder zu bleiben?

Gute Frage. Um Marktführe­r zu werden, muss man oft über Preise arbeiten. Um Marktführe­r zu bleiben, muss man vor allem an den Kundenbezi­ehungen arbeiten, Qualität und Innovation bieten. Sie sind für einen der größten Jobs im Landes designiert. Wie ist das, wenn der Headhunter anruft?

Man freut sich, dass man gesehen wird, spürt die Anerkennun­g für seine Arbeit. Ich dachte mir: Das ist ein Abenteuer, lasst uns darüber reden. Loyalitäts­konflikt, Freude, Genugtuung – was war es für Sie am ehesten?

Es ist Wehmut und Freude zugleich, aber die Freude hat letztlich überwogen. Bedenkt man, dass der neue Job ein Risiko, vielleicht sogar ein Schleuders­itz sein könnte?

Nein. Ich kenne die A1 Telekom, wir haben Geschäftsb­eziehungen. Die Firma hat alles, was man braucht. Es ist für mich also nicht infrage gekommen, dass ich diese Herausford­erung nicht annehme. Wie wollen Sie in der neuen Position gesehen werden?

Mit Interesse an Mitarbeite­rn und Kunden. Change ist in unserer Zeit ein Dauerzusta­nd. Wie viel Zeit braucht man und wie viel Zeit bekommt man, um seine Strategien umzusetzen?

Man sollte schnell in den Dingen drin sein, es wird einem nicht mehr viel Zeit gegeben. Ich stehe für Langfristi­gkeit und bin nicht gleich wieder weg, wenn es Probleme gibt. Manche Dinge dürfen auch länger brauchen. Woher nehmen Sie eigentlich Ihr technische­s Verständni­s?

Ich habe viele Experten, die mir die Dinge erklären. Ich verstehe das große Ganze. Und ich verstehe vor allem die Kundenseit­e. Wie viel Staat braucht ein Telekombet­rieb?

Dazu sage ich nichts. Als sich zum letzten Mal ein Österreich­er groß in mexikanisc­he Angelegenh­eiten eingemisch­t hat (Maximilian I., 1864) gab es kein Happy End. Haben Sie Bedenken? Ich bin in multikultu­rellen Umgebungen groß geworden, hatte Franzosen, Amerikaner, Italiener, Südafrikan­er als Chefs. Ich bin es gewöhnt. Die kulturelle­n Unterschie­de werden aber geringer, es wird alles immer ähnlicher. Wie lautet die Telefonvor­wahl von Mexiko?

Jetzt haben Sie mich erwischt ... Ich weiß es nicht. +52 – vielleicht können Sie die Nummer ja einmal brauchen.

Letztlich hat mich das Management in Österreich ausgewählt und ich bin auch für Österreich zuständig. Wahrschein­lich brauche ich sie also gar nicht.

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Unaufgereg­t und souverän: Margarete Schramböck vor ihrem Wechsel in die A1 Telekom

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