Kurier (Samstag)

Polizei jagt das Phantom der Oper

Schon die dritte Drohung bei Puccini-Aufführung / Theater um Normalbetr­ieb bemüht

- VON THOMAS MARTINZ

(er übte das Amt von 1992 bis 2007 in Klagenfurt aus, Anm.) gab es schon zwei Drohungen ähnlicher Art. Und wie diesmal waren auch in der Vergangenh­eit PucciniOpe­rn betroffen“, sagt Scholz. „Offensicht­lich haben wir also unser eigenes Phantom

der Oper. Dennoch muss der Betrieb normal weiterlauf­en. Ein Verbrecher darf nicht die Welt auf den Kopf stellen.“

Täter ist ein Mann

Die Polizei nimmt die Sache sehr ernst. „Die Drohung ist direkt bei der Polizei eingegange­n. Ein Mann hat sie ausgesproc­hen, mehr ist aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht zu sagen“, teilt Sprecher Rainer Dionisio mit. Ermittelt wird wegen des Tatbestand­s des „Landzwangs“, Paragraf 275 des Strafgeset­zbuches ahndet Drohungen gegen die Öffentlich­keit mit bis zu fünf Jahren Haft.

750 Kinder im Theater

Von einem Bedrohungs­szenario ist hingegen amFreitagv­ormittag während eines KURIER-Lokalaugen­scheins beim Theater nichts zu bemerken. Rund 750 Kinder stürmen um 10.15 Uhr das Haus, „Anton, das Mäusemusic­al“steht amZeugnist­ag auf dem Programm. „Wir haben kein mulmiges Gefühl, haben vor unserer Reise mit der Polizei alles abgeklärt“, erzählen die Pädagoginn­en Lydia Gasser und Sabine Martin, die mit 128 Kindern der Volksschul­e Hermagor nach Klagenfurt gereist sind. „Nur ein Elternteil hat den Trip für sein Kind aus Sicherheit­sbedenken abgesagt. Das verstehen wir natürlich ebenso.“

Langsam trudeln auch jene Theaterbes­ucher ein, die tags zuvor um21Uhr aus dem Gebäude geeilt waren. Es gilt, Jacken und Mäntel abzuholen, denn die Garderobef­rauen hatten Donnerstag­abend die Anweisung, keine Kleidungss­tücke mehr auszuhändi­gen, damit die Besucher rasch in Sicherheit gebracht werden können. „Wir dachten an einen Faschingss­cherz. Alles lief ruhig und geordnet ab, binnen zehn Minuten war das Theater leer“, berichtet Annemarie Fiedler, die mit ihrem Mann Alfred bei der Inszenieru­ng war.

„Natürlich denkt man an einen Terrorakt, bei all den Vorkommnis­sen in den letzten Monaten, aber die Menschen waren so cool. Bis auf ein Paar aus Slowenien, das extra wegen der Premiere angereist war und ohne Mäntel nach Hause fahren musste“, sagt Gast Walter Zwick und fragt: „Wird die Vorstellun­g wiederholt?“„Nein“, antwortet Intendant Scholz. Das Gesetz sehe vor, dass es bei einem Abbruch nach der Pause keine Neuauflage gebe.

Verkleidet­e Beamte

Die Bombendroh­ung in Klagenfurt hat unterdesse­n in Villach ebenfalls die Alarmglock­en schellen lassen. Dort werden beim samstägige­n Faschingsu­mzug 30.000 Menschen erwartet. „Die Polizei ist mit 100 Beamten vor Ort, das Konzept der Gefahrenei­nschätzung beinhaltet eine mögliche Bombendroh­ung“, betont Villachs Polizeikom­mandant Erich Londer. Der Einsatz hat eine Skurrilitä­t zu bieten: Polizisten werden leicht maskiert auftreten. Londer: „Etwa mit roten Nasen oder einem Bart.“

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Theatergäs­te am Tag danach: Gasser, Martin (li.), Walter Zwick und Annemarie Fiedler (mit Jacke)
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Florian Scholz, Intendant des Klagenfurt­er Stadttheat­ers

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