Kurier (Samstag)

„Frauenkörp­er sind keine Grapschflä­chen“

Interview. Heinisch-Hosek zu Sex-Übergriffe­n bei Polizei und Heer

- VON RAFFAELA LINDORFER

Zwölf Fälle von sexueller Belästigun­g und 15 von Mobbing gab es seit 2010 im Innenminis­terium. Die Behörde ist Spitzenrei­ter, wie aus der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der Grünen an alle Ministerie­n hervorgeht. Auf Platz zwei liegt das Verteidigu­ngsministe­rium mit zehn Sex-Übergriffe­n und sechs Mobbing-Fällen. In der Justiz kam es vor allem zu Mobbing: zehn Fälle wurdender Disziplina­rkommissio­n gemeldet.

Frauenmini­sterin Gabriele Heinisch-Hosek, die sich für strengere Gesetze bei Sexualdeli­kten eingesetzt hat, sieht Nachholbed­arf bei der Bewusstsei­nsbildung. KURIER: Wie beurteilen Sie die Häufung von Übergriffe­n in den typischen „Männerdomä­nen“Polizei und Militär? Gabriele Heinisch-Hosek: Als Frauenmini­sterin verurteile ich jede unerwünsch­te Berührung auf das Schärfste. Und zwar im Beruf gleicherma­ßen wie auf der Straße, in einem Lokal oder im privaten Bereich. Eine Häufung solcher Fälle zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, geschlecht­sspezifisc­he Domänen aufzubrech­en. Im öffentlich­en Dienst ist bereits viel passiert, um Frauen auch in höhere Positionen zu holen. Wird im öffentlich­en Dienst genug gegen sexuelle Belästigun­g und Mobbing getan?

Seit 2010 gilt Mobbing als Dienstrech­tsverletzu­ng. Die Erweiterun­g des Tatbestand­s sexueller Belästigun­g (der so genannte „Pograpsch-Paragraf, Anm.) in der Strafrecht­s- novelle ist ein großer Erfolg für den Schutz von Frauen. Werden die Übergriffe auch streng genug geahndet?

Die Möglichkei­ten sind aus meiner Sicht ausreichen­d. Es gibt in jedem Ressort Frauenförd­erpläne und Gleichbeha­ndlungsbea­uftragte. Wichtig ist ein ausgewogen­es Geschlecht­erverhältn­is in den Disziplina­rkommissio­nen. Die Konsequenz­en gehen für den Täter von einer Ermahnung, Geldstrafe bis hin zur Entlassung. Gibt es Nachholbed­arf?

Es gibt in Österreich ein dichtes Netz an Gewaltschu­tzEinricht­ungen. Auch die Gesellscha­ft ist aufgeforde­rt, ein wachsames Auge zu haben. Wichtig ist mir vor allem die Bewusstsei­nsbildung. Es gibt leider Menschen, zu denen noch nicht durchgedru­ngen ist, dass Frauenkörp­er keine Grapschflä­chen sind.

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Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek: „Männerdomä­nen aufbrechen“

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