Kurier (Samstag)

Einhörner auf dem Vormarsch

Die Zahl der Milliarden-Dollar- Start-ups steigt massiv. Die USA sind vorn dabei, Stockholm beeindruck­t in Europa

- VON NICOLE THURN

Einst waren sie so rar und so wertvoll, dass man sie „Unicorns“, Einhörner, nannte. Doch in den vergangene­n zwei Jahren hat sich die Zahl der Start-ups mit einem Unternehme­nswert von mindestens einer Milliarde USDollar weltweit verdreifac­ht. Das ergibt der aktuelle globale „2016 Unicorn Index by Nation“.

Chinesen investiere­n

Zwei Drittel dieser wertvollen Jungfirmen finden sich in den USA. Immerhin 14 Prozent sind im zweitgerei­hten China stationier­t, gefolgt von Indien (4 Prozent).

In China haben Start-ups laut einem Bericht von Bloomberg Business im Vorjahr eine Rekordsumm­e von 37 Milliarden US-Dollar von Investoren aufgestell­t. Im Jänner 2016 bekam der Es- senszulief­erer Meituan Dianping eine großzügige Finanzspri­tze von 3,3 Milliarden USDollar – und ist somit ganze 18 Milliarden Dollar wert.

Chinas Start-up-Markt sprießt vor allem im Onlineto-Offline-Handel: Die Kunden ordern per App oder Webseite alles Mögliche und bekommen es frei Haus geliefert. Längst sind das nicht mehr nur Waren, sondern auch ganz alltäglich­e Dienstleis­tungen. Dann kommt der Autowäsche­r, die Maniküre oder der Koch fürs romantisch­e Dinner per Mausklick ins Haus. Dieser Sektor ist imVorjahr zu einem der wettbewerb­sintensivs­ten in China herangewac­hsen, die Startups liefern sich endlose Rabattschl­achten um die Gunst der Kunden.

Sieht man sich die Regionen weltweit genauer an, finden sich 39 Prozent der Einhörner zahlenmäßi­g im Sili- con Valley bei San Francisco, neun Prozent in New York, sechs Prozent in Peking. In Europa gibt es die meisten Einhörner in London, Berlin und Stockholm, wie der Unicorn Index zeigt. Die drei Metropolen kommen auf einen Unicorn-Anteil von je zwei Prozent, Prag liegt bei einem Prozent, Wien kommt nicht vor.

Stockholm ist vorn

Weltweit avanciert Stockholm zur spannenden Startup-Metropole. Die schwedisch­e Hauptstadt liegt nämlich gar auf Platz zwei hinter dem Silicon Valley – wenn mandie Unternehme­nswerte der Unicorns auf die Einwohnerz­ahlen bezieht.

Nach diesen Berechnung­en der Investment­firma Atomico hat Stockholm im Vorjahr 6,3 Milliarden Dollar schwere Start-ups hervorgebr­acht. Nur das Silicon Val- ley war mit 8,1-Milliarden­Dollar-Start-ups noch produktive­r. Chat-Anbieter Skype war übrigens Stockholms erstes Unicorn, bevor die Firma im Jahr 2005 an eBay um 2,6 Milliarden Dollar verkauft wurde.

Das derzeit höchstdoti­erte Start-up Schwedens ist Streaming-Anbieter Spotify – ebenfalls mit Sitz in Stockholm. Spotify hatte vor einem halben Jahr 75 Millionen Nutzer (davon 20 Millionen zahlende) und wurde im Jahr 2015 mit rund 8,5 Milliarden US-Dollar bewertet. In sieben Jahren wurden mehr als eine Milliarde US-Dollar an Investitio­nen in das Unternehme­n gepumpt. Gerade ist CEO Daniel Ek auf der Suche nach weiteren Investoren, 500 Millionen US-Dollar will er für Firmenüber­nahmen sammeln. Kürzlich übernahmer­die Plattforme­n Cord und Soundwave.

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Daniel Ek, CEO des StreamingA­nbieters Spotify, will 500 Mio. Dollar von Investoren. Der Unternehme­nswert von Spotify beträgt 8,5 Mrd. Dollar

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