Kurier (Samstag)

„Außenseite­r verändern die Welt“

Bernie Hiller, Schauspiel­trainer aus Hollywood, über die Rollen des Lebens und das Einzigarti­gsein

- VON SANDRA BAIERL

Bernie Hiller sitzt im Anna Sacher und trinkt seinen Frühstücks-Orangensaf­t. Der Amerikaner, Schauspiel­trainer und Coach, war gerade bei den Goldden Globes, wurde diese Woche von der Unternehme­nsberatung Czipin für Seminare und den Opernball nach Österreich geholt und wird Ende Februar bei den Oscars sein. Leonardo DiCaprio, aktuell sein Schützling, wird da seinen ersten Oscar bekommen. Da ist sich Bernie Hiller hundertpro­zentig sicher. Er coacht DiCaprio am Set bei den Dreharbeit­en. Und nebenbei coacht er Manager zum Erfolg. KURIER: Herr Hiller, sind wir alle Schauspiel­er? Bernie Hiller: Ja. Jeder spielt seine Rollen. Die Welt ist eine Bühne und jeder hat darin verschiede­ne Stücke zu spielen. In jeder Situation des Tages haben wir andere Rollen – manche können wir besser, andere schlechter. Heißt das: Je besser wir schauspiel­ern, desto erfolgreic­her sind wir im Leben?

Die Rollen, die wir spielen, müssen wir auch spielen können. Je authentisc­her, desto besser. Manchmal braucht es dafür aber auch Training. Nicht jeder ist auf Anhieb eine gute Mutter oder ein guter Chef. Müssen wir uns nicht ständig verbiegen, uns dauernd in andere Rollen einpassen?

Wichtig ist: Schauspiel­ern ist nicht lügen. Man muss sich wohl in den Rollen fühlen. Wie kann man seine Rolle im Job finden?

Sie wissen, dass Sie in der richtigen Rolle sind, wenn es kein Job ist. Wenn sie in der Früh gerne aufstehen. Ich habe in 40 Jahren nie gearbeitet. Wie findet man so etwas?

Das sagt Ihnen Ihr Instinkt. Es ist ein Gefühl. Sie müssen immer Ihren Gefühlen folgen, weil Ihr Kopf liegt immer falsch. Der Kopf ist das Land der Armut und Ängste. Wenn Sie sich unwohl fühlen, nicht geliebt, nicht unterstütz­t werden, dann über-

Ja. Und Erfolg hat, wer nicht weiß, was andere Menschen über ihn denken. Sich nicht darum kümmert, was andere denken. Die Frage: „Was glaubst du?“sollte man aus seinem Repertoire streichen. Der wichtigste Satz ist: „Warum nicht?“Die Gruppe liegt immer falsch. Es ist auch egal, was die Gruppe denkt. Wichtig ist, was Sie wollen, was Sie sind, was Sie denken. Wenn Sie etwas Neues erfinden, etwas Neues kreieren, werden die Menschen natürlich alle glauben, Sie sind verrückt. Alles Neue wird als verrückt eingestuft, bis es irgendwann Teil unseres Alltags wird. Wie funktionie­rt Ihre Arbeit mit Schauspiel­ern?

Der Unterschie­d zwischen Schauspiel­ern in Europa und in Amerika ist: In Hollywood haben alle Schauspiel­er einen Trainer und Coach. Immer. Das hört auch nie auf. Es wird immer weitertrai­niert und gearbeitet. Ich bin der Assistent der Schauspiel­er. Ich helfe ihnen, fokussiert und konzentrie­rt zu arbeiten, bringe sie auf neue Ideen, während sie arbeiten. Erfolgreic­he Menschen holen sich Hilfe – Hilfeholen ist ein Zeichen von Stärke. Sollten auch Manager öfter Hilfe holen?

Man kann gut sein, aber um brillant zu sein, braucht man einen Coach. Menschen und Unternehme­n, die nicht trainieren, verlieren. Manmusssic­h immer weiterentw­ickeln, darf nie stehen bleiben. Deshalb arbeite ich mit Czipin. Er will mehr, will etwas anderes. Und etwas anderes ist die Zukunft. Ist Leonardo DiCaprio Ihr wichtigste­r Kunde?

Ich arbeite jetzt mit ihm,also würde ich sagen: ja. Ihre wichtigste Botschaft?

Menschen müssen anfangen, sich selbst zu lieben. Je mehr man sich liebt, desto mehr kann man tun. Menschen, die sich selbst lieben, verändern die Welt. Und: riskiere. Nur jemand, der riskiert, kann großartig werden. Folge nicht der Menge, folge dem Herzen.

 ??  ?? Sei ein roter Elefant, sagt Bernie Hiller. Graue gibt es auf der Weltgenug
Sei ein roter Elefant, sagt Bernie Hiller. Graue gibt es auf der Weltgenug

Newspapers in German

Newspapers from Austria