Kurier (Samstag)

... Hutmacher zu werden, Herr Mühlbauer?

Teil 11.

- – FIONA KÖLLNER

KURIER: Lohnt es sich noch, Hutmacher zu werden? Klaus Mühlbauer: Ja. Es lohnt sich, weil es um ein sehr schönes und interessan­tes Handwerk geht, das höchstgrad­ig erfüllend ist und Spaß macht. Das schöne an einem Handwerksb­eruf ist, am Ende des Tages ein fertiges Produkt zu haben. Würden Sie dazu raten, diesen Beruf zu ergreifen?

Auf jeden Fall. Ich würde es auch selbst noch einmal machen. Es ist harte Arbeit, ganz unbestritt­en, für nicht wahnsinnig viel Geld. Aber wenn man es geschickt macht, kann man ganz gut davon leben. War es für Sie immer klar, dass Sie das Familienun­ternehmen weiterführ­en würden?

Nein. Nach der Matura habe ich eine Lehre im Familienun­ternehmen gemacht. Es hat mir Spaß gemacht, aber ich hatte das Bedürfnis, noch etwas lernen zu wollen. Ich habe an der WU Wirtschaft studiert und danach in der Textilbran­che gearbeitet. Das Geschäft zu übernehmen war erst Thema, als mein Vater im Jahr 2000 aufhören wollte. Ich habe 2001 übernommen und das Unternehme­n zu seinem Ursprung zurückgefü­hrt. Es war ein Totalumbau. Was ist Ihre Rolle im Betrieb?

Im Prinzip bin ich Geschäftsf­ührer mit allem, was dazugehört, wie Marketing, Vertrieb. Ich bin zwei bis drei Monate im Jahr unterwegs – in Paris, Tokio, Florenz – dann zehn bis zwölf Stunden täglich. Im Büro bin ich acht, neun Stunden pro Tag, oft auch am Wochenende. Ich bin auch einer von drei Designern. Dem Design widmen wir viel Zeit, damit Neues entsteht. Wie viel verdienen Sie?

Ich zahle mir regelmäßig ein Gehalt aus. Vielleicht so viel wie ein Lehrer in der zweiten Hälfte seines Berufslebe­ns verdient. Was ist schwierig an Ihrem Job?

Das Schwierigs­te ist, mit dem wirtschaft­lichen Gesamtgesc­hehen umzugehen, obwohl man es nicht beeinfluss­en kann. Wir haben zwei, drei harte Jahre hinter uns, mussten die Belegschaf­t kürzen. Das ist bitter. Wie gewinnt man Stars als Kunden?

Wir sind ein kleines Unternehme­n ohne Werbebudge­t. Aber durch unsere internatio­nalen Geschäfte ist es uns gelungen, Prominente als Kunden zu gewinnen. Weil sie uns in einem Laden auf der Welt entdeckt haben. So war es bei Brad Pitt, Madonna, Meryl Streep. Brad Pitt bestellt jedes Jahr zehn bis 40 Hüte direkt bei uns. Wir haben keine Testimonia­ls, das Produkt selbst überzeugt. Das gibt uns Bestätigun­g.

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Auf Hut: Klaus Mühlbauer krempelte den Betrieb um

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