DIE WELT MIT 11
Ausblick. Was Kinder in diesem Alter glücklich macht , wovon sie träumen, was sie von der Zukunft erwarten.
Mit elf Jahren sind Kinder groß genug, um klar zu denken, und klein genug, um noch zu träumen. Genau an dieses magische Alter erinnert sich Filmemacherin Genevieve Bailey mit Begeisterung: „Als die Welt auf eine gute Art riesengroß war und uns zu Füßen lag.“Und sie fragte sich: „Sind die Kinder heute noch immer glücklich und aufgeregt, diese verrückte Welt zu erobern? Haben sie noch immer so viel Spaß wie ich mit elf?“Die junge Dokumentarfilmerin porträtierte elfjährige Kinder in 15 Ländern, „um die Welt durch die Augen jener zu sehen, die sie einmal erben werden“. Ihr Film, „I am Eleven“räumte bei Filmfestivals mehrere Preisen ab und wird morgen, Sonntag, erstmals in Wien gezeigt (http://iameleven.smileit.at).
„Sie haben alle dasselbe Alter und das schafft anscheinend ein starkes Gefühl der Verbundenheit – von Indien bis Marokko, Bangkok bis Amsterdam, von der noblen Upper Eastside von Manhattan bis in meine Heimatstadt Melbourne“, sagt Bailey über „ihre Kinder“.
„Nicht schnell erwachsen“
„Im Jahr 2222 gibt es vielleicht fliegende Autos“, lässt etwa Luca aus Deutschland ihrer Fantasie freien Lauf. Die altkluge Grace aus Tschechien hat beschlossen, ihre Kindheit richtig auszukosten: „Ich habe immer zu mir selbst gesagt: Werd’ nicht zu schnell erwachsen“.
RemiausFrankreich wirkt schon sehr reif – und er hat einen Traum: „Ich habe mir immer gewünscht, dass es keine Grenzen gibt, dass die ganze Welt ein Landist. Dass ich kein Bürger von Frankreich bin, sondern ein Bürger der Welt.“
Billy aus England sieht das Leben pragmatischer, erzählt er Filmemacherin Bailey: „Wenn man erwachsen wird, verändert sich deine Stimme, du heiratest die Frau, die du liebst, und bekommst Kinder und Enkelkinder. Und dann – bumm. Alles ist vorbei.“Jetzt hat der nachdenkliche Dunkelhaarige ein Hobby aus den 80er-Jahren: „Ich mag nur ‚Dirty Dancing‘ 1 und 2. Weil sie tolle Tanzschritte haben und außerdem noch Romantik.“
Sie wird oft gefragt, wie sie so interessante Kinder gefunden hat, erzählt Bailey: „Logisch wäre gewesen, Schulen zu fragen. Aber ich hatte Angst, die Lehrer würden für mich die Kinder auswählen, die die besten Noten haben oder besonders extrovertiert sind. Also habe ich Leute auf Marktplätzen angesprochen, in Buchhandlungen oder anderen abenteuerlichen Plätzen.“
„Sind die Kinder heute noch immer glücklich und
aufgeregt, diese verrückte Welt zu erobern? Haben sie noch immer so viel Spaß wie ich mit elf?“
Genevieve Bailey Regisseurin „I am Eleven“
„Als ich elf war“
Die Ideen der Kinder sollen auch Erwachsene zum Denken anregen, wünscht sich die Filmemacherin und lässt ihre Zuschauer aufschreiben, wie es früher war. „Als ich 11 war“– „... hatte ich keine Verantwortung und das war toll“, „... machte ich eine Reise nach Italien und sie öffnete meine Augen für das Reisen“oder „... liebte ich es, mit meinen Freunden auf Sommerlager zu fahren“.
Nicht alle waren so euphorisch: Der Übergang vom Kind zum Teenager ist nicht ganz einfach. Das zeigen Antworten wie „Ich habe mich gelangweilt“und „Mein bester Freund war ein Staubsauger“.
Alice aus Taiwan hingegen erinnert sich begeistert an dieses Alter: „Als ich elf war, hatte ich die beste Zeit und ich verstand den Sinn des Lebens.“Heute ist sie ungefähr 15.