Griss fehlt für Wahlkampf noch eine halbe Million
Kampagne. Die frühere Richterin muss nicht nur Unterschriften, sondern auch harte Euro sammeln
Die Wände sind mit Post-its beklebt; an den Tischen sitzen junge Menschen mit Laptop und Smartphone; und die eilends gekauften Bürosesseln und Stehlampen sind stumme Zeugen der Tatsache, dass hier mitunter improvisiert wurde. In einem Loft in Wien-Mariahilf hat Irmgard Griss ihre Wahlkampf-Zentrale eingerichtet, wobei: Das Wort „Wahl- kampf“verwendet man nicht gern, man spricht von „Kampagne“– Wahlkampf klingt so nach Partei-Sprech, und nichts wäre Griss’ Team ferner, als als Partei wahrgenommen zu werden.
„Wir sind ein bunt zusammengewürfelter, hoch motivierter Haufen“, sagt Wahlkampfleiter Milo Tesselaar. Abgesehen von den zu organisierenden 6000 Unter- schriften (siehe links) muss sich Tesselaar vor allem um das Budget sorgen. Im Unterschied zu den Partei-Kandidaten oder Richard Lugner sind für Griss freiwillige Zuwendungen der einzige Weg, überhaupt einen Wahlkampf zu bestreiten. Auf der Homepage ist der tägliche Eingang ablesbar, mit rund 420.000 Euro (Stand: Freitagabend) sind derzeit nur die Fixkosten (Mitarbeiter, Reisespesen, Miete etc.) eingespielt. „Um wirklich wahlzukämpfen, würden wir uns eine Million wünschen“, sagt Tesselaar. Und vielleicht schafft er das sogar – derzeit landen fünf bis zehntausend Euro pro Tag am Konto. Bleibt alles wie gehabt, wären das bis zum Wahlsonntag immerhin zwischen 360.000 und 700.000 Euro zusätzlich.