Kurier (Samstag)

Stromschla­g in der Energie-Aufsicht

Minister tauscht überrasche­nd kompletten Vorstand aus; Streit um Fortzahlun­g der Gagen

- VON IRMGARD KISCHKO I www. ku r i e rr. at /wi r t s c haf t

Glatt gelaufen ist an der Spitze der heimischen Strommarkt­aufsicht E-Control schon seit Längerem nichts mehr. Langzeit-Vorstand Walter Boltz und sein Vorstands-Kollege Martin Graf waren sich nicht nur untereinan­der nicht „grün“. Die beiden hatten auch so manchen Strauß mit der Ökostrombr­anche und den Energiever­sorgern auszufecht­en.

Für die heimischen Energiever­braucher machten die beiden damit freilich gute Arbeit. Denn sie schauten strikt auf die Kosten der ÖkostromBe­treiber und der Energienet­ze. „Sie sagten Unabhängik­eit und wurden abserviert“, kritisiert auch Sepp Schellhorn von den Neos die Absetzung von Boltz und Graf. Der Stadt Wiengefiel dies weniger. Vor allem Graf soll bei den Wiener Roten in Ungnade gefallen sein, nachdem er die hohen Pensionsve­rpflichtun­gen der Wien Energie nicht voll als Kosten für die Stromnetze gelten lassen wollte.

Auf die Kosten der E-Control schauten Graf und Boltz offenbar zu wenig. Das stellte zumindest ein vernichten­der Rechnungsh­ofbericht fest: „Mängel in der Steuerung und Führung der Aufsicht, fehlende Daten zur Angemessen­heit und Sparsamkei­t der Ressourcen- und Budgetplan­ung“, lautete die herbe Kritik.

Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er hat lange gezögert, die E-Control-Spitze auszutausc­hen. Vergangene­n Mittwoch Abend beendete er dann überrasche­nd die Verträge der beiden Chefs. Spekuliert wurde zuvor, dass zumindest Boltz weiter bleibt. Auf den 62-Jährigen aber folgt schon am 25. März der Chefjurist der E-Control, Wolfgang Urbantschi­tsch (46), von roter Seite folgt auf Graf (40) der Wiener Energiebea­uftragte Andreas Eigenbauer (49). „Boltz und ich hätten uns unser Ausscheide­n aus der E-Control anders vorgestell­t“, sagt ein enttäuscht­er Graf zur „einsamen PolitEntsc­heidung“.

Noch ein Jahr

Der Austausch, der offenbar bei der Stellenaus­schreibung am 12. September 2015 so gar nicht geplant war, bringt E-Control-Aufsichtsr­atschef Walter Barfuß in Probleme. Denn er hat die Verträge von Boltz und Graf nicht rechtzeiti­g gekündigt. Damit verlängern sich diese um ein Jahr bis Ende März 2017. Barfuß hätte die Verträge am 15.September 2015 kündigen müssen.

Gut 310.000 Euro verdienen die E-Control-Bosse im Jahr. In Regierungs­kreisen wehrt man sich gegen die Fortzahlun­g. Sowohl das EControl-Gesetz als auch das Stellenbes­etzungsges­etz würden die Befristung vorsehen. Im Ministeriu­m hat man bereits Rechtsguta­chten eingeholt. Gespräche zwischen Barfuß und den NochChefs der E-Control soll es bereits gegeben haben. Begründet wird die automatisc­he Vertragsve­rlängerung mit einer „Cool-off-Periode“: Die ChefKontro­llore könnten nur mit zeitlichem Abstand in ein Energieunt­ernehmen wechseln.

 ??  ?? Langzeit-Chef Walter Boltz und sein Kollege Martin Graf hätten sich ihren Abgang von der E-Control spannungsf­reier vorgestell­t
Langzeit-Chef Walter Boltz und sein Kollege Martin Graf hätten sich ihren Abgang von der E-Control spannungsf­reier vorgestell­t
 ??  ??
 ??  ?? Boltz (62) muss nach 15 Jahren an der Spitze der E-Control gehen
Boltz (62) muss nach 15 Jahren an der Spitze der E-Control gehen
 ??  ?? Martin Graf (40) muss Wiener Energiebea­uftragtem weichen
Martin Graf (40) muss Wiener Energiebea­uftragtem weichen
 ??  ?? Wolfgang Urbantschi­tsch (49) wird vom Chefjurist­en zum Chef
Wolfgang Urbantschi­tsch (49) wird vom Chefjurist­en zum Chef
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria