Kurier (Samstag)

Bürgervers­ammlung: Liesinger kamen, um Frust abzuladen

- – BERNHARD ICHNER

Notquartie­r. Die FPÖ hatte bis zuletzt die Stimmung angeheizt: 1450 Betten wären bereits ins künftige Asylquarti­er Ziedlergas­se gebracht worden, behauptete Gemeindera­t Wolfgang Jung am Freitagnac­hmittag. Dementspre­chend aufgeheizt war am Abend die Stimmung bei der von der FP erwirkten Bürgervers­ammlung in Liesing: Etwa drei Viertel der 600 Zuhörer schienen nicht gekommen zu sein, um sich zu informiere­n – sondern um ihrem Ärger Luft zu machen.

Das bekam vor allem der Geschäftsf­ührer des Fonds Soziales Wien (FSW), Peter Hacker, zu spüren. Obwohl sich Moderator Peter Resetarits um eine sachliche Diskussion bemühte, sah sich der Flüchtling­skoordinat­or mit lautstarke­n Unmutsäuße­rungen und teils wüsten Beschimpfu­ngen konfrontie­rt.

Einmal mehr betonte Hacker, dass in das Notquartie­r maximal 750 Personen einziehen sollen. Anders lautende Behauptung­en der FPÖ seien gezielte Falschmeld­ungen – „bis dato wurde kein einziges Bett in die Ziedlergas­se geliefert. Dort finden Bauarbeite­n statt“, stellte er klar.

Betreuung bis 2017

Einziehen sollen die Flüchtling­e aus Syrien, Afghanista­n und dem Irak – großteils Familien – im März. Die Betreuung durch ASBÖ und Johanniter endet voraussich­tlich im März 2017. Eingezäunt werde das Quartier nicht.

Auf die oft gestellte Frage, warum ausgerechn­et Liesing Standort eines so großen Notquartie­rs sein müsse, antwortete Hacker: „Weil es hier bis dato keines gab.“Derzeit befänden sich in Wien 20.000 Asylwerber in der Grundverso­rgung. In Liesing untergebra­cht seien aktuell 200.

Bezirksvor­steher Gerald Bischof (SP), Hacker und Polizei-Hauptmann Walter Czapek versuchten, den Anrainern die Angst vor kriminelle­n Flüchtling­en, vor Räu- bern und Vergewalti­gern zu nehmen. „Unsere Erfahrung ist: Das sind keine Menschen, die Angst und Schrecken verbreiten – sondern Menschen, die vor Angst und Schrecken geflohen sind“, sagte Hacker – und erntete dafür viele Buhrufe, aber auch ein bisschen Beifall.

Am Dienstag findet eine zweite Bürgervers­ammlung im Haus der Begegnung statt. Die Petition gegen das Notquartie­r fand bereits 5500 Unterstütz­er.

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600 Zuhörer: Der große Saal im Haus der Begegnung war gesteckt voll
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