„Für mich ist es unvorstellbar, am Wochenende aufzusperren“
Kinderärzte. STADTPOLITIK VON INNEN
Kaum Zeit zum Verschnaufen hat derzeit die Döblinger Kinderärztin Brigitte HübnerSpiegelfeld. Ihr Wartezimmer ist voll mit grippekranken Kindern: „Wir sind völlig am Limit. Momentan betreuen wir rund 100 Patienten pro Tag und bleiben jeden Tag so lange da, bis alle drangekommen sind.“
Ob es für sie denkbar wäre, auch amWochenende aufzusperren? „Das wäre unvorstellbar“, sagt die Ärztin, die jetzt schon von Montag bis Freitag ordiniert, zu der aktuellen Debatte um die Versorgung kranker Kinder in Wien. Sie brach los, nachdem es vorletzten Sonntag wegen der langen Wartezeiten in der Kinderambulanz des Donauspitals zu tumultartigen Szenen gekommen war. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) kann sich daher vorstellen, dass in den Kassenverträgen verpflichtende Wochenenddienste für niedergelassene Fachärzte festgeschrieben werden, um die Ambulanzen zu entlasten.
Strukturen fehlen
Hübner-Spiegelfeld ist skeptisch: „Dafür fehlen derzeit die nötigen Strukturen“, sagt sie. „So ist es Ärzten nicht erlaubt, andere Kollegen anzustellen.“Nur so ließe sich ein durchgehender Praxis-Betrieb inklusive Wochenenden organisieren.
Es gehe aber nicht nur um die Ärzte, sondern auch um die Ordinationshilfen: „Um am Wochenende aufzusperren, bräuchte ich ein komplettes zweites Team.“Dabei sei es jetzt schon schwer, Personal zu finden, das wenigsten werktags am Abend arbeitet.
Somit verwundert nicht, dass man derzeit Wien-weit fast keine Kinderärzte findet, die auch am Wochenende ordinieren. Einer von ihnen ist Peter Voitl, der in der Donaustadt eine Gruppenpraxis betreut. Sie ist auch samstags zwischen 9 und 13 Uhr geöffnet.
Ein Angebot, das Woche für Woche von bis zu 100 jungen Patienten genutzt wird. „Wirtschaftlich betrachtet, ist dieses Service für uns allerdings ein Nullsummenspiel, es ist nicht viel mehr als eine nette Werbung für unsere Praxis“, räumt Voitl ein. Zu niedrig seien die Ärzte-Honorare am Wochenende im Verhältnis zu den höheren Personalkosten.
Wohl auch deshalb würden viele der bestehenden Gruppenpraxen am Wochenende geschlossen haben. „Dabei würden schon vier bis fünf reichen, umdie Wienweite Wochenendversor- gung abzudecken“, ist Voitl überzeugt.
Die Begeisterung, solche Ärzteteams unter einem Dach zu gründen, hält sich aber grundsätzlich in Grenzen: „Die bürokratischen Hürden sind sehr hoch. Außerdem braucht man für die Zusammenarbeit Partner, die man gut kennt“, sagt der Kinderarzt.
Kassa skeptisch
Auch bei der für die Verträge zuständigen WGKK kann man Häupls Plänen nur wenig abgewinnen. „Für den Regelbetrieb sind die niedergelassenen Ärzte zuständig, für die Notversorgung in der Nacht und an den Wochenenden die Ambulanzen“, sagt Andreas Obermaier von der WGKK. Mit Ärzte-Wochenenddiensten würde man ein Parallelsystem schaffen. „Es ist fraglich, ob die dabei entstehenden Mehrkosten durch die Einsparungen in den Spitalsambulanzen wettgemacht werden können.“
Um den Wohnbau ist ein rot-grüner Koalitionsstreit entbrannt. Wie berichtet, hatte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt in Richtung der zuständigen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gefordert, dass Widmungsverfahren endlich beschleunigt werden müssen. Allein im Vorjahr seien 11.000 Wohnungen gewidmet worden, kontert man im Büro Vassilakou. „Die 2016 zu widmenden Projekte umfassen ein Volumen von zirka einer Million Quadratmeter, also mindestens 10.000 Wohnungen.“Auch in den Jahren darauf will man jeweils auf diesen Wert kommen. Als konkrete Beispiele für Stadtentwicklungsprojekte bis 2020 nennt man das Gebiet entlang der U2 in der Donaustadt, die Siemensäcker und das Donaufeld (Floridsdorf). Auch weiter stadteinwärts sei weiterer Wohnbau geplant. Etwa beim Nord- und Nordwestbahnhof oder beim Hauptbahnhof (westlich der Laxenburger Straße). Im Geplänkel um den Stopp von Kindergarten-Förderungen des Bundes an die Stadt Wien ist vorerst kein Ende in Sicht. Das ÖVP-geführte Familienministerium hat inzwischen die geforderte Stellungnahme des Rathauses – konkret der MA 10 (Wiener Kindergärten) – erhalten und begutachtet. Das Ergebnis: Man ist mit dem Schreiben nicht zufrieden und fordert Ergänzungen. „Die Stellungnahme der Stadt Wien war aus unserer Sicht nicht vollständig“, hieß es dazu aus dem Büro von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Insbesondere hätten etwa Stellungnahmen der Stadt zu unlängst veröffentlichten und in Bezug auf Fördermittel kritischen Stadtrechnungshofberichten sowie geplante Maßnahmen gefehlt. „Auch was die Abrechnung betrifft, haben wir noch Fragen zu einigen Einrichtungen“, meint man im Ministerium. Karmasin hatte als Reaktion auf die kritischen Stadtrechnungshofberichte sowie auf einen mutmaßlichen Betrugsfall, im Zuge dessen geflossene Fördermittel missbräuchlich verwendet bzw. abgezweigt worden sein sollen, die Fördermittel des Bundes an die Stadt Wien auf Eis gelegt. Seit Montag sind Bürger eingeladen, zu den sechs Entwürfen für die Umgestaltung des Wiener Schwedenplatzes ihr Feedback abzugeben. Rund 300 Interessierte täglich haben bisher die „Dialogbox“, wo die Vorschläge ausgestellt sind, aufgesucht. Bis Sonntag kann man seine Meinung noch abgeben. Die bisherigen Wünsche der Bürger reichen von mehr Bäumen und Grün über bessere Verweilmöglichkeiten und Freiflächen bis hin zur „Entrümpelung“kommerzieller Nutzungen, heißt es aus dem Büro Vassilakou. Die Ideen der Bürger sollen nun in die sechs Architektenentwürfe eingearbeitet werden. Danach kürt eine Jury ein definitives Siegerprojekt, das bis zum Sommer feststehen soll. Die Bauarbeiten sollen laut Stadträtin noch in dieser Legislaturperiode starten, ein konkretes Budget dafür gibt es allerdings noch nicht.