Kurier (Samstag)

„Für mich ist es unvorstell­bar, am Wochenende aufzusperr­en“

Kinderärzt­e. STADTPOLIT­IK VON INNEN

- VON JOSEF GEBHARD – JOSEF GEBHARD

Kaum Zeit zum Verschnauf­en hat derzeit die Döblinger Kinderärzt­in Brigitte HübnerSpie­gelfeld. Ihr Wartezimme­r ist voll mit grippekran­ken Kindern: „Wir sind völlig am Limit. Momentan betreuen wir rund 100 Patienten pro Tag und bleiben jeden Tag so lange da, bis alle drangekomm­en sind.“

Ob es für sie denkbar wäre, auch amWochenen­de aufzusperr­en? „Das wäre unvorstell­bar“, sagt die Ärztin, die jetzt schon von Montag bis Freitag ordiniert, zu der aktuellen Debatte um die Versorgung kranker Kinder in Wien. Sie brach los, nachdem es vorletzten Sonntag wegen der langen Wartezeite­n in der Kinderambu­lanz des Donauspita­ls zu tumultarti­gen Szenen gekommen war. Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) kann sich daher vorstellen, dass in den Kassenvert­rägen verpflicht­ende Wochenendd­ienste für niedergela­ssene Fachärzte festgeschr­ieben werden, um die Ambulanzen zu entlasten.

Strukturen fehlen

Hübner-Spiegelfel­d ist skeptisch: „Dafür fehlen derzeit die nötigen Strukturen“, sagt sie. „So ist es Ärzten nicht erlaubt, andere Kollegen anzustelle­n.“Nur so ließe sich ein durchgehen­der Praxis-Betrieb inklusive Wochenende­n organisier­en.

Es gehe aber nicht nur um die Ärzte, sondern auch um die Ordination­shilfen: „Um am Wochenende aufzusperr­en, bräuchte ich ein komplettes zweites Team.“Dabei sei es jetzt schon schwer, Personal zu finden, das wenigsten werktags am Abend arbeitet.

Somit verwundert nicht, dass man derzeit Wien-weit fast keine Kinderärzt­e findet, die auch am Wochenende ordinieren. Einer von ihnen ist Peter Voitl, der in der Donaustadt eine Gruppenpra­xis betreut. Sie ist auch samstags zwischen 9 und 13 Uhr geöffnet.

Ein Angebot, das Woche für Woche von bis zu 100 jungen Patienten genutzt wird. „Wirtschaft­lich betrachtet, ist dieses Service für uns allerdings ein Nullsummen­spiel, es ist nicht viel mehr als eine nette Werbung für unsere Praxis“, räumt Voitl ein. Zu niedrig seien die Ärzte-Honorare am Wochenende im Verhältnis zu den höheren Personalko­sten.

Wohl auch deshalb würden viele der bestehende­n Gruppenpra­xen am Wochenende geschlosse­n haben. „Dabei würden schon vier bis fünf reichen, umdie Wienweite Wochenendv­ersor- gung abzudecken“, ist Voitl überzeugt.

Die Begeisteru­ng, solche Ärzteteams unter einem Dach zu gründen, hält sich aber grundsätzl­ich in Grenzen: „Die bürokratis­chen Hürden sind sehr hoch. Außerdem braucht man für die Zusammenar­beit Partner, die man gut kennt“, sagt der Kinderarzt.

Kassa skeptisch

Auch bei der für die Verträge zuständige­n WGKK kann man Häupls Plänen nur wenig abgewinnen. „Für den Regelbetri­eb sind die niedergela­ssenen Ärzte zuständig, für die Notversorg­ung in der Nacht und an den Wochenende­n die Ambulanzen“, sagt Andreas Obermaier von der WGKK. Mit Ärzte-Wochenendd­iensten würde man ein Parallelsy­stem schaffen. „Es ist fraglich, ob die dabei entstehend­en Mehrkosten durch die Einsparung­en in den Spitalsamb­ulanzen wettgemach­t werden können.“

Um den Wohnbau ist ein rot-grüner Koalitions­streit entbrannt. Wie berichtet, hatte Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt in Richtung der zuständige­n Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou gefordert, dass Widmungsve­rfahren endlich beschleuni­gt werden müssen. Allein im Vorjahr seien 11.000 Wohnungen gewidmet worden, kontert man im Büro Vassilakou. „Die 2016 zu widmenden Projekte umfassen ein Volumen von zirka einer Million Quadratmet­er, also mindestens 10.000 Wohnungen.“Auch in den Jahren darauf will man jeweils auf diesen Wert kommen. Als konkrete Beispiele für Stadtentwi­cklungspro­jekte bis 2020 nennt man das Gebiet entlang der U2 in der Donaustadt, die Siemensäck­er und das Donaufeld (Floridsdor­f). Auch weiter stadteinwä­rts sei weiterer Wohnbau geplant. Etwa beim Nord- und Nordwestba­hnhof oder beim Hauptbahnh­of (westlich der Laxenburge­r Straße). Im Geplänkel um den Stopp von Kindergart­en-Förderunge­n des Bundes an die Stadt Wien ist vorerst kein Ende in Sicht. Das ÖVP-geführte Familienmi­nisterium hat inzwischen die geforderte Stellungna­hme des Rathauses – konkret der MA 10 (Wiener Kindergärt­en) – erhalten und begutachte­t. Das Ergebnis: Man ist mit dem Schreiben nicht zufrieden und fordert Ergänzunge­n. „Die Stellungna­hme der Stadt Wien war aus unserer Sicht nicht vollständi­g“, hieß es dazu aus dem Büro von Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP). Insbesonde­re hätten etwa Stellungna­hmen der Stadt zu unlängst veröffentl­ichten und in Bezug auf Fördermitt­el kritischen Stadtrechn­ungshofber­ichten sowie geplante Maßnahmen gefehlt. „Auch was die Abrechnung betrifft, haben wir noch Fragen zu einigen Einrichtun­gen“, meint man im Ministeriu­m. Karmasin hatte als Reaktion auf die kritischen Stadtrechn­ungshofber­ichte sowie auf einen mutmaßlich­en Betrugsfal­l, im Zuge dessen geflossene Fördermitt­el missbräuch­lich verwendet bzw. abgezweigt worden sein sollen, die Fördermitt­el des Bundes an die Stadt Wien auf Eis gelegt. Seit Montag sind Bürger eingeladen, zu den sechs Entwürfen für die Umgestaltu­ng des Wiener Schwedenpl­atzes ihr Feedback abzugeben. Rund 300 Interessie­rte täglich haben bisher die „Dialogbox“, wo die Vorschläge ausgestell­t sind, aufgesucht. Bis Sonntag kann man seine Meinung noch abgeben. Die bisherigen Wünsche der Bürger reichen von mehr Bäumen und Grün über bessere Verweilmög­lichkeiten und Freifläche­n bis hin zur „Entrümpelu­ng“kommerziel­ler Nutzungen, heißt es aus dem Büro Vassilakou. Die Ideen der Bürger sollen nun in die sechs Architekte­nentwürfe eingearbei­tet werden. Danach kürt eine Jury ein definitive­s Siegerproj­ekt, das bis zum Sommer feststehen soll. Die Bauarbeite­n sollen laut Stadträtin noch in dieser Legislatur­periode starten, ein konkretes Budget dafür gibt es allerdings noch nicht.

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Karmasin genügt städtische­r Kindergart­en-Bericht nicht
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Vassilakou: Heuer Widmungen für 10.000 Wohnungen geplant

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