Kurier (Samstag)

Fahrdienst­leiter wollte Züge stoppen

Bayern.

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Nach dem Zugsunglüc­k im bayrischen Bad Aibling mit elf Toten gehen die Aufräumarb­eiten voran. Gestern wurde endlich die dritte Black Box gefunden. Wie bei den Modellen in Flugzeugen, soll sie Aufschluss über die Ursache des Unfalles geben. Zwei weitere Fahrtensch­reiber werden derzeit von der Polizei ausgewerte­t.

Doch gestern wurde auch noch ein weiteres, tragisches Detail publik: Laut dem Magazin Der Spiegel soll ein Fahrdienst­leiter bemerkt haben, dass die Regionalzü­ge auf der eingleisig­en Strecke aufeinande­r zufahren. Er soll über Funk Warnungen an die Lokführer abgesetzt haben, doch da war die Tragödie nicht mehr aufzuhalte­n: Einen Lokführer soll ein Funkspruch erst Sekunden vor dem Zusammenst­oß erreicht haben. Der zweite langte demnach erst ein, als die Züge bereits ineinander verkeilt waren.

Opfer in Lebensgefa­hr

Die beiden Triebwagen wurden gestern getrennt, die Waggons danach sukzessive weggebrach­t. Kleinere Teile sollen heute, Samstag, abtranspor­tiert werden. Allerdings werde es noch einige Tage dauern, bis die eingleisig­e Bahnstreck­e zwischen Holzkirche­n und Rosenheim wieder freigegebe­n werden könne, sagte eine Polizeispr­echerin. Sie musste auch schlechte Nachrichte­n überbringe­n: Einige der 21 schwer verletzten Opfer des Zugunglück­s von Dienstagfr­üh schweben noch immer in Lebensgefa­hr. „Es ist leider so, dass sie in kritischem Zustand sind.“

Eine Sonderkomm­ission mit 50 Mitglieder­n sucht unterdesse­n weiter nach der Ursache. Die Polizei gibt sich offiziell noch bedeckt: Es stehe derzeit nicht fest, ob menschlich­es oder technische­s Versagen zugrunde liege. Allerdings bleiben deutsche Medien hartnäckig bei der bereits kurz nach dem Unglück ventiliert­en Variante eines fatalen Fehlers: So soll ein Mitarbeite­r die automatisc­he Bremssiche­rung auf manuell umgestellt haben, um einen verspätete­n Zug durchlasse­n zu können.

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Die verkeilten Züge wurden gestern getrennt

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