Rock, Orgien & Totschlag
Mit „Vinyl“setzte Mick Jagger der Rock-Szene der 70er-Jahre ein Denkmal
„Die 70er-Jahre in New York waren eine spannende Zeit“, erklärt Mick Jagger. „In der Musik, in der bildenden Kunst, dem Tanz und der Literatur. Gleichzeitig stand New York finanziell schlecht da. Für Familien war es ein Horror, damals dort zu leben. Für einen Musiker, der Single war, aber himmlisch!“
Deshalb hatte der RollingStones-Sänger schon vor zehn Jahren die Idee, dieser Zeit im Big Apple, als die Rockmusik blühte und Punk, Disco und Hip-Hop ihre Anfänge hatten, ein filmisches Denkmal zu setzen. Als er mit Martin Scorsese die Stones-Doku „Shine A Light“drehte, sprach Jagger mit dem Regisseur darüber. Und der war sofort eingenommen von der Idee.
Trotzdem bekommen Rock-Fans „Vinyl“erst jetzt zu sehen. Und auch nicht als Film, sondern als TV-Serie. Jagger und Scorsese hatten die Film-Idee schon weit entwickelt, als sich die Finanzkrise von 2008 bemerkbar machte. „Auf so ein Großprojekt wollten sich die Studios nicht mehr einlassen. Deshalb kam die Idee der TV-Serie.“
Die ist ab 14. Februar auf Sky Go, Sky On Demand und Sky Online zu sehen.
Pilot von Scorsese
Scorsese drehte den zweistündigen Pilotfilm. Hauptfigur ist Richie Finestra, der von Bobby Cannavale gespielt wird. Der Boss des La- bels „American Century Records“steht an einem Wendepunkt in seinem Leben. Seine Firma soll an die deutsche Polygram verkauft werden. Verzweifelt versucht er, neue Talente zu finden und alte wie Led Zeppelin zu halten, um sein Label vor dem Konkurs zu bewahren. Dabei kokst er sich gerne zu, was seine Ehe mit Devon (Olivia Wilde) gefährdet.
Es wäre wohl kein Scorsese-Projekt, wenn diese Handlung nicht auch noch mit eine guten Portion Verbrechen und Kriminalität unterfüttert wäre. Zum Finale des Pilotfilms bildet ein Totschlag am Ende einer dreitägigen Orgie von Radiomachern und PR-Agenten die Ausgangs-Basis für die weiteren Folgen der ersten Staffel.
Dem Vorwurf, dass Jagger und Scorsese mit der plakativen Darstellung der RockKlischees übertrieben haben, setzte der 72-jährige Jagger im Billboard- Interview entgegen: „Plattenfirmen-Bosse waren damals so verrückt und exzentrisch, dass es für uns sogar schwierig war, alles realistisch darzustellen – und zu erwarten, dass uns die Leute glauben, dass sie sich tatsächlich so benommen haben.“