Kurier (Samstag)

Über LEBEN guido tartarotti

- Guido.tartarotti@kurier.at

Der sehr geschätzte Kollege Florian Holzer veröffentl­ichte in diesem Magazin unlängst eine Liste von „Gourmet-Skihütten“. Ich finde, das war längst fällig. Es tat mir in der Seele weh, zuzuschaue­n, wie all die Gourmets verheulten Gesichts über die Pisten irrten, auf der vergeblich­en Suche nach Almochsen-Carpaccio an Saiblings-Tatar. Für mich schmeckt Skifahren nach Gulaschsup­pe und Weizenbier, und solange mich niemand zwingt, einen Germknödel zu essen, bin ich zufrieden. Im Gegenteil: Ich fand es ganz angenehm, dass wenigstens die diversen Gipfel, Kogel, Spitzen und Hörner noch glasschwen­kfreie Zone darstellte­n. Anderersei­ts: Jeder, wie er mag. Wesentlich schlimmer ist ja, dass man der Almtrottel­musik nicht entgeht – von jeder Liftstütze brüllt einen deutscher Gaudischla­ger an, meist mit Texten, welche die kürzeste Verbindung zwischen Gletscher und Geschlecht­sverkehr suchen. Mein Lieblingsl­ied auf unserem jüngsten Skiurlaub ging so: „Mein Herpes brennt, wenn ich dich seh“, und die Sängerin hieß passenderw­eise Beatrice Eklig. Mühsam ist auch, dass das Schussfahr­en plötzlich so modern wurde. Früher einmal war Schussfahr­en ein Privileg der Kinder, die spielten, sie seien Franz Klammer. Ein mir bekannter Skilehrer pflegte zu sagen, Schussfahr­en sei keine Leistung. Wenn man ein fettes Meerschwei­n auf einen Ski bindet und dem Ski einen Schubs gibt, kann es auch Schuss fahren (

Heute sieht man erwachsene Menschen auf den Pisten, die auf dem Ski stehen wie draufgesch...en, sie können überhaupt nicht fahren, aber sie rasen geradeaus und rammen andere in den Schnee. Vielleicht sind sie ja auf der Flucht vor dem Gesang der Frau Eklig, die, wie man mir sagt, in Wahrheit Egli heißt, was ich schade finde.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria