Fabelhafte WELT vea kaiser
Drei Monate wohnte ich mit einem Mann zusammen, ehe ich verzweifelte. Denn im selben Raum zu schreiben funktioniert einfach nicht. Mein Puszta-Boy sitzt an seiner Weinbau-Bachelor-Arbeit, ich an meinem neuen Roman, doch der einzige, den das glücklich macht, ist der Hund. Wenn man sich nämlich nicht auf die Arbeit konzentrieren kann, spielt man liebend gerne Bring-das-Balli, bis Hund einen Muskelkater hat. Als ich vor vier Jahren mein erstes Buch veröffentlichte, sagte einer aus dem Dorf zu meiner Mami: „Des Buach is super. Dei Tochter wird mit dem Schreiben amoi vü Göld verdienen, die muaß amoi nimmer oarbeiten.“Wenn das jene mafiöse Halsabschneiderorganisation namens SVA auch so sehen würde, wäre ich glücklich. Stattdessen flatterte vor ein paar Tagen die Jahresvorschreibung ins Haus und ich erklärte meinem Auto Alfredo, dass es erst in ein paar Monaten repariert wird. Ein Auto fährt ja auch, wenn der Kofferraum nicht mehr aufgeht. Und der Hund kann sich die Rückbank mit dem Gepäck teilen, so groß ist er eh nicht. Schlimm jedoch wird’s, wenn die SVA einen zwingt, das Schreiben zur Arbeit zu machen, aber man zuhause nicht mehr produktiv sein kann. Nach überraschend kurzer Suche fand ich, den Göttern sei Dank, einen Arbeitsplatz inmitten des Kreativ-Ghettos 7. Bezirk. So sitze ich nun von 8 bis 18 Uhr in einer Bürogemeinschaft mit coolen Leuten, deren Arbeit in ihren Heimatdörfern auch nicht als Arbeit angesehen wird, während das Tantalos-Schwert der SVA über unseren Nacken schwebt. Das mit der Schriftstellerei hab ich mir anders vorgestellt. Wo sind die durchzechten Nächte, die wilden Affären, die Drogen-induzierten SchreibRäusche? Wahrscheinlich dort, wo all die anderen romantischen Kindheitsträume hin verpuffen, wenn man erwachsen wird. Die Realität ist hart. Und Franz Kafka war übrigens Beamter.