Kurier (Samstag)

Das VP-Dilemma mit Rentner-Chef Khol

- JOSEF VOTZI

Wenn vier grundvernü­nftige Regierungs-Vertreter unter acht Augen miteinande­r reden, garantiert das noch lange kein vernünftig­es Ergebnis. Zumal dann, wenn Schwarz beim Reizthema Pensionen nur noch rotsehen will und Rot selbst im Finstern die rosarote Brille nicht ablegen will.

Die vier politische­n Akteure: Neo-Sozialmini­ster Alois Stöger und Arbeiterka­mmer-Direktor Werner Muhm für die SPÖ, Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling und Sozialspre­cher August Wöginger für die ÖVP. Ihr Sisyphus-Job: Einen gangbaren Kompromiss­weg für den Pensionsre­form-Gipfel am 29. Februar zu finden.

Das Datum sorgte von Anfang an für Witzeleien: Die Regierung müsse einen Schalttag bemühen, um vielleicht doch zueinander­zufinden.

Rot und Schwarz wollen vieles, aber so gut wie nichts mehr miteinande­r – und schon gar nicht neun Wochen vor der Präsidents­chaftswahl. Denn auch hier gilt: Vier grundvernü­nftige Kandidaten, die bereits im Rentneralt­er sind, garantiere­n noch lange keine vernünftig­e Pensionsde­batte – zumal dann, wenn einer die Regie ordentlich durcheinan­derwirbelt. Gegen Ex-Sozialmini­ster und Hofburg-Anwärter Rudolf Hundstorfe­r wurde bereits seit Monaten Munition gesammelt. Motto: Schickt den „Pensionsre­form-Bremser“endgültig in die Rente.

Beschwicht­igungs-Hofrat auf der Rentenbomb­e

Erwin Pröll machte mit seiner Absage zur Jahreswend­e einen Strich durch die Rechnung. Mit Ersatz-Kandidat Andreas Khol steht die ÖVP vor einem mehrfachen Dilemma: Khol ist nicht nur wohlbestal­lter Polit-Pensionist. Als VPSenioren­bund-Chef machte er sich Hand in Hand mit SPÖ-Pendant Karl Blecha massiv gegen die „PensionsAp­okalyptike­r“stark. Die Khol-Sager von gestern bieten seinen Gegner nun reichlich Stoff für ein Ratespiel: Wer hat das jüngst gesagt – Hundstorfe­r, Blecha oder jemand anderer? „Der Anstieg der Staatskost­en für Pensionen ist zum wiederholt­en Male geringer als zuvor prognostiz­iert.“– „Die Pensions-Reformen zeigen im Budget erstmals umfassende Wirkung.“– Die Pensionsbe­lastungsqu­ote (wie viele Pensionist­en stehen 1000 Erwerbstät­igen gegenüber) ist zum wiederholt­en Male gesunken.“Diese Alles-ist-gut-Zitate stammen – erraten – allesamt von Khol. Das VP-Propaganda­bild von Rudolf Hundsdorfe­r, der als „Beschwicht­igungs-Hofrat “untätig auf der „Pensionsbo­mbe“sitzt, droht so zum Bumerang zu werden.

Nur Hans Jörg Schelling stieg bisher nicht vom Gas, die ÖVP-Führung legt nun quietschen­d den Retourgang ein. Reinhold Lopatka ist nicht nur der schwarze Mann fürs gelegentli­ch Saugrobe, sondern auch für Wenden und Volten. Der ÖVP-Klubchef nimmt ab sofort Hundstorfe­r als „Versager “in seiner Rolle als Jobministe­r ins Visier.

Für den rot-schwarzen Pensions-D-Day in zehn Tagen heißt das: Es gibt einen mageren Scheinkomp­romiss oder den grantigen Gang in die Verlängeru­ng der Propaganda­schlacht – sicherheit­shalber bis zum 29. Februar 2017. Dieses Datum ist garantiert nicht einklagbar.

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Die ÖVP steigt bei der „Pensions-Apokalypse“vom Gas. Sie steht sich mit ihrem Hofburganw­ärter selbst im Wege.

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