Kurier (Samstag)

Die 500er-Abschaffun­g trifft Österreich­s Notendruck­er

Geldschein-Debatte.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Es schaut nicht gut aus für den Fünfhunder­ter: Die Europäisch­e Zentralban­k hat die Weichen Richtung Abschaffun­g gestellt (der KURIER berichtete) – offiziell aus Gründen der Kriminalit­ätsbekämpf­ung. Für Österreich hätte das einen unangenehm­en Nebeneffek­t: Die wertvollen EuroSchein­e werden nämlich seit Jahren exklusiv bei der Oesterreic­hischen Banknotenu­nd Sicherheit­sdruck GmbH (kurz OeBS) gedruckt.

Insgesamt sind es 241Million­en Stück, die die Nationalba­nktochter in den Jahren 2010, 2011 und 2014 verlassen haben. Gemessen am Gesamtumla­uf von 614 Millionen Stück ein beträchtli­cher Wert. Die Österreich­er konnten den Auftrag den Deutschen und Luxemburge­rn abluchsen, die von 2002 bis 2009 insgesamt 724 Millionen Exemplar gedruckt hatten. Die OeBS, die zuletzt 147 Mitarbeite­r beschäftig­te, ist natürlich massiv von EZBAufträg­en abhängig. Wie hart würde sie das Ende des Fünfhunder­ters treffen?

Drucker würden jubeln

„Die Auslastung der OeBS ist sehr gut“, sagt Nationalba­nksprecher Christian Gutlederer zum KURIER. Die Basis seien die Druckauftr­äge für das Eurosystem, darüber hinaus gebe es quasi als Zubrot Aufträge „aus dem Europäisch­en Wirtschaft­sraum, die Nicht-Euro-Länder betreffen“. 2016 wird die OeBS exklusiv 176 Millionen Stück Euro-Hunderter drucken, im Vorjahr kam der neue Zehner auch aus Wien – dieser Auftrag war unter zwölf Ländern aufgeteilt. Im Bilanzjahr 2014 schrieb die OeBS bei stabilen Umsätzen von 39,2 Millionen knapp 2,7 Millionen Euro Jahresgewi­nn. Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor. Die EZB vergibt die Aufträge nach einem „vernünftig­en Schlüssel“, die OeBS sei hierfür technologi­sch gut positionie­rt, sagt Gutlederer.

Rein logisch muss das Aus für den Fünfhunder­ter kein Schaden für die OeBS sein. Dann müssten viel mehr 100und 200-Euro-Scheine gedruckt werden – und das häufiger obendrein. Der 500er ist viel länger im Umlauf: Weil er meist pfleglich behandelt und selten ins Börsel gesteckt wird, hält er bis zu sieben Jahre. Die kleinsten Scheine werden fast jedes Jahr getauscht. Druckereie­n, Papierfirm­en und Bargeld-Logistiker würden also eher jubeln.

Mahrer-Tausender

Somit wäre ein Vorschlag, den Staatssekr­etär Harald Mahrer ventiliert, eher kontraprod­uktiv. Er regt an, analog zum 1000-SchweizerF­ranken-Schein einen EuroTausen­der neu einzuführe­n. „Wenn ich will, dass der Euro eine echte Weltwährun­g wird, muss ich Interesse haben, dass große Transaktio­nen in anderen Ländern in Euro durchgefüh­rt werden“, sagte er zum Wirtschaft­sblatt.

Der Franken-Tausender wird freilich kaum zum Zahlen, sondern zur Wertaufbew­ahrung genutzt. Was dabei zählt, ist die stabile Werthaltig­keit der Währung – und nicht, was auf den Scheinen steht. Besonders realistisc­h ist Mahrers Vorschlag ohnehin nicht. Grünen-Finanzspre­cher Werner Kogler spricht gar von „monetärem Fasching“.

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Ohne 500er müssten mehr Scheine gedruckt werden – und öfter

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