Kurier (Samstag)

Damit sie cool und sexy wird

Zum 100. Todestag sorgt eine Biografie dafür, dass man die tolle Frau erkennt

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Schloss Zdislavice reagierte allergisch auf Geschwätz, Frömmelei, Nationalis­mus.

Sie interessie­rte sich für die „einfachen“Leute, und zwar wirklich, niemals von oben herab: Als Uhrmacherl­ehrling wollte sie selbst dazugehöre­n, und ihre geliebte Uhrensamml­ung verkaufte sie, um Geld für ein Armenhaus zu spenden.

Marie von Ebner-Eschenbach ist keine Frau gewesen, die ohnmächtig wurde, wenn das Wort „Emancipati­on“fiel: Im Gegenteil, sie war mit prominente­n Frauenrech­tlerinnen in Kontakt.

Sie verkörpert­e Güte, Herz, Empathie – und das ist cool und sexy, auch wenn man heute im Gegensatz zum 19. Jahrhunder­t nicht mehr so angetan ist davon.

Aber, lautet einer der 900 Aphorismen der EbnerEsche­nbach:

„Modern sein heißt auf dem Wege sein, unmodern zu werden.“

Störender Körper

Daniela Stringl ist sehr genau. An der Schrift der Tagebücher merkt sie, ob’s der Porträtier­ten schlecht ging.

Und: Berichtet sie, dass die Baronin reiten war, erwähnt sie sofort, dass in „Chlodwig“und „Der Nebebuhler“und „Komtesse Paula“... das Reiten und Stürzen eine Rolle spielt.

Darum soll es gehen: „Krambambul­i“ist nicht alles. Es gibt so viel von der Aristokrat­in, die die Aristokrat­ie kritisiert­e, zu lesen.

Auch Hässliches. Aber Wärme, mütterlich­e Wärme strahlten sie und ihre – von Grillparze­r geförderte – Kunst immer aus ... obwohl ihre Ehe kinderlos blieb, obwohl sie schon in jüngeren Jahren starke Gesichtssc­hmerzen hatte (Trigeminus-Neuralgie) und später am Morbus Basedow erkrankte.

Ihr Körper störte beim Arbeiten. Mit 45 fühlte sie sich alt. Mit 85 starb sie. Zum 100. Todestag (12. März) wird man sie sehr mögen.

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Der Tiroler Norbert Gstrein, Jahrgang 1961, lebt mit seiner Familie in Hamburg
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