Kurier (Samstag)

Rom will Brenner offen halten und droht Osteuropäe­rn

- – IRENE MAYER-KILANI, ROM

Kürzung von EU-Förderunge­n. „Es ist nicht einmal daran zu denken, dass die Grenze am Brenner geschlosse­n wird“, sagte der italienisc­he Premier Matteo Renzi vor dem EU-Gipfel in Brüssel. Der Brenner sei, so Renzi, ein Symbol für die Einigung Europas. Der Regierungs­chef zeigte aber auch zum Teil Verständni­s für Österreich­s „schwierige Position, da das Land vergleichs­weise mehr Asylanträg­e als Italien hat“. Dennoch sind Grenzzäune und Mauern keine Lösung für Renzi, der ein europäisch­es Asylsystem für nötig hält.

Außerdem sei eine Strategie für Lösungen vor Ort notwendig: „Wir benötigen internatio­nale Investitio­nen in den Heimatländ­ern (der Flüchtling­e, Anm.), in einigen Fällen sind auch diplomatis­che Interventi­onen und wirtschaft­liche Unterstütz­ung wie in Afrika nötig.“

Im nächtliche­n Beratungsm­arathon ging Renzi mit osteuropäi­schen Regie- rungschefs auf Konfrontat­ionskurs. Er drohte etwa Ungarn mit der Kürzung von EUStruktur­fonds: „Entweder ihr seid solidarisc­h im Geben und Nehmen und akzeptiert Migranten oder wir stellen die Unterstütz­ungszahlun­gen ein. Dann werden wir weitersehe­n.“Italien ist nach Deutschlan­d und Frankreich der drittgrößt­e Beitragsza­hler – ein Drittel davon f ließt in Strukturfo­nds für wirtschaft­sschwache EU-Staaten.

Mehr Flüchtling­e

Nachdem Österreich die Grenze zu Italien stärker kontrollie­rt und Flüchtling­sobergrenz­en einführt, herrscht in Italien große Verunsiche­rung. Man rechnet mit einem starken Zuwachs an Flüchtling­en – 50.000 neue Plätze seien erforderli­ch, heißt es in Rom.

Sogar der österreich­ische Botschafte­r in Rom, René Pollitzer, eilte diese Woche vor eine Parlaments­kommission, um die neuen Grenzmanag­ement-Pläne zu erläutern. „Seit 16. September 2015 werden Kontrollen an den österreich­ischen Binnengren­zen durchgefüh­rt. Das entspricht dem Schengen-Abkommen und stellt es nicht infrage. Österreich ist nach wie vor für das Schengen-Abkommen, das als eine für Europa sehr wichtige Errungensc­haft betrachtet wird“, kommentier­te der Botschafte­r: „Im Umgang mit den Grenzen, vor allem dem Brenner, wird sich nichts ändern.“

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Zeigt Verständni­s für Österreich, Italiens Premier Matteo Renzi

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