Kurier (Samstag)

Eiszeit zwischen Österreich und Griechenla­nd

Nach der Westbalkan-Konferenz ohne Griechen ist nun Johanna Mikl-Leitner in Athen unerwünsch­t. SPÖ geht auf Distanz zum Mikl-&-Kurz-Kurs.

- VON KARIN LEITNER

Der Konflikt zwischen Österreich und Griechenla­nd wird immer heftiger. Die heimische Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner wollte kommende Woche nach Athen reisen – um mit den dortigen Regierende­n über die Flüchtling­scausa zu sprechen.

Die ÖVP-Frau muss in Wien bleiben; sie ist in Griechenla­nd nicht willkommen. Eine entspreche­nde Anfrage vom Donnerstag sei „zurückgewi­esen“worden, hieß es am Freitag im griechisch­en Außen- und im österreich­ischen Innenminis­terium. Mikl-Leitner hatte am Rande des vorgestrig­en EU-Innenminis­terrats ihrem griechisch­en Amtskolleg­en die Visite offeriert – „um die österrei- chische Position umfassend erklären zu können“. Die griechisch­e Regierung kennt diese; und sie missfällt ihr. Sie verlangt, dass Österreich seinen f lüchtlings­politische­n Kurs korrigiert. Das, was diese Woche beim Westbalkan-Gipfel in Wien beschlosse­n worden sei, müsse revidiert werden.

Protestakt­ionen

Zur Westbalkan-Konferenz waren die Griechen nicht geladen – was sie empört. Ebenso erzürnt sie, worauf sich Österreich und acht BalkanStaa­ten verständig­t haben: Den Zustrom von Flüchtling­en zu reduzieren. Mazedonien kontrollie­rt scharf, lässt nur noch Iraker und Syrer einreisen. Daher sitzen immer mehr Zuwanderer in Griechenla­nd fest. Zudem kommen wieder mehr Flüchtling­e über das Meer. Ministerpr­äsident Alexis Tsipras & Co. fühlen sich mit dem Problem allein gelassen.

Aus Protest gegen die „einseitige­n Beschlüsse“bei der Westbalkan-Konferenz hat Athen am Donnerstag seine Botschafte­rin nach Griechenla­nd zurückbeor­dert. Dies gilt als erste diplomatis­che Eskalation­sstufe unter befreundet­en Staaten.

Beruhigung­s ersuche

Wie wird in Wien auf das Nein zur Athen-Visite reagiert? Mikl-Leitner versucht, den Disput kleinzured­en: „Ich habe Verständni­s dafür, wenn Griechenla­nd das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt anberaumen möchte.“Als Affront werte sie das nicht: „Wir haben immer Gespräche angeboten, werden das auch in Zukunft tun.“Inhaltlich bleibt sie hart. Österreich werde von seiner Position „keinen Millimeter abrücken“.

Außenminis­ter Sebastian Kurz versucht ebenfalls zu beruhigen: „Man sollte nicht jede Wortmeldun­g überinterp­retieren“. Österreich sei ständig in Kontakt mit der griechisch­en Regierung, auch nach der Westbalkan­Konferenz habe es einen solchen gegeben. Die Rückbeorde­rung der griechisch­en Botschafte­rin redet Kurz schön. Das sei „eine gewisse Chance“. Sie sei zu „Konsultati­onen“und „um die guten Beziehunge­n zu Österreich zu bewahren“heimgerufe­n worden.

Schuldzu eisungen

Die SPÖ will den Zwist von Mikl-Leitner mit den Griechen offiziell nicht kommentier­en. Das Vorgehen der zuständige­n ÖVP-Ressortche­fs, Mikl-Leitner und Kurz, missfällt aber. Es wäre besser gewesen, die Griechen zum Westbalkan-Gipfel zu laden; die Lage sollte „nicht weiter zugespitzt werden“, ist inoffiziel­l zu hören.

In der ÖVP heißt es wiederum: Mit ihrer Klage darüber, dass der Gipfel in Wien ohne sie vonstatten gegangen sei , wollten die Griechen bloß „von eigenen Versäumnis­sen ablenken“.

In Athens Zentrum, nahe von Tsipras Büro, wird heute gegen die Politik von Mikl & Co protestier­t – vor der österreich­ischen Botschaft.

Die EU-Kommission hält sich raus aus dem Streit zwischen den beiden EU-Staaten. Die Sprecherin von EUMigratio­nskommissa­r Dimitris Avramopoul­os sagt: „Dies ist eine bilaterale Angelegenh­eit zwischen Griechenla­nd und Österreich.“Die Kommission arbeite „an einer koordinier­ten europäisch­en Antwort im Geiste der Solidaritä­t“.

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 ??  ?? Von Griechenla­nd gibt es keine freundlich­en Gesten für Mikl-Leitner
Von Griechenla­nd gibt es keine freundlich­en Gesten für Mikl-Leitner
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Konflikt statt Konsens zwischen Kanzler Faymann und Premier Tsipras

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