Kurier (Samstag)

Alle gegen Trump, Trump gegen alle

Der streitbare Baulöwe liegt für kommenden Super Tuesday auf Siegeskurs

- AUS HOUSTON INGRID STEINER-GASHI

„In Texas hier habenwirei­nen Spruch: ,Viel Hut und kein Vieh‘ (all hat and no cattle)“sagt Rod und grinst breit. „Das heißt so viel wie: Viel Gerede, aber nur heiße Luft. Und auf niemanden trifft das besser zu als auf Donald Trump.“Zusammen mit ein paar Freunden wollte der Mittvierzi­ger Rod, Besitzer einer kleinen Mechaniker­werkstatt, Donnerstag­abend live miterleben, wie der milliarden­schwere Baulöwe von seinen politische­n Gegnern endlich einmal richtig attackiert wird.

In einer nur halbgefüll­ten Bar unweit des Stadtzentr­ums von Houston haben sich die Freunde eingefunde­n. Auf riesigen Leinwänden flimmert ein Basketball­match. Und auch die bereits gestartete TV-Debatte zwischen den fünf verblieben­en republikan­ischen Präsident- schaftswer­bern würde nur nebenbei ablaufen, würde Rod den Barmann hinter dem Tresen nicht bitten: „Dreh den Ton an, wir wollen was hören.“Und so wird das Dutzend Gäste in der „Pappas“Bar mehr oder weniger unfreiwill­ig Zeuge, wie Donald

Marco Rubio über den Sohn aus reichem Haus Trumps einzig gefährlich­e Gegner Marco Rubio und Ted Cruz auf vollen Angriff gehen. „Alle gegen Trump“, lautete schon vor der TV-Debatte die Devise, um den Bautycoon rechtzeiti­g vor dem Super Tuesday zu stoppen.

Kommenden Dienstag wählen 14 US-Bundesstaa­ten – und alles deutet darauf hin, dass der Tycoon mit dem Hang zu verbalen Ausfällen danach als großer Sieger dastehen wird. Am Freitag kündigte auch der moderate und populäre Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, seine Unterstütz­ung von Trump an. Wenn der 69-jährige Provokateu­r amDienstag gewinnt, wäre ihm die Nominierun­g zum offizielle­n Präsidents­chaftskand­idaten der Republikan­er nicht mehr zu nehmen.

„Der ist ein Clown“

Für Rod und seine Freunde der schiere Graus. „Ich bin Republikan­er“, beharrt er, „aber Trump? Der ist doch ein Clown, der kann doch nicht Präsident werden.“

Auf der Leinwand fliegen inzwischen die Fetzen: Marco Rubio, telegener Senator aus Florida und Hoffnung des konservati­ven Parteiesta­blishments, attackiert Trump: Ausgerechn­et der Baumagnat, der jetzt elf Millionen illegale Immigrante­n abschie- ben wolle, habe früher illegale Bauarbeite­r angeheuert. Und Rubio stichelt und ätzt, bis der für seine Ausraster gefürchtet­e Trump kurz vor der Explosion steht. Doch „The Donald“behält sich im Griff – und geht seinerseit­s zum Angriff über.

Trump über seine Rivalen Rubio (Scherzkeks) und Cruz Der Meister der verbalen Untergriff­e, der Mann, der Beleidigun­gen gegen ganze Volksgrupp­en ausspreche­n kann, ohne dass dies seiner Popularitä­t schadet – das ist immer noch Donald Trump. Um Inhalte, um konkrete politische Pläne außer den Bau einer gewaltigen Mauer gegen Mexiko geht es Trump nicht.

Und so erntet der Bautycoon auch in der „Pappas“Bar herzliche Lacher, als er gegen Rubio und Cruz scharf schießt. „Der eine ist ein Scherzkeks, und der andere ist ein Lügner.“Und in Richtung Rubio beißt der Geschäftsm­ann dann noch nach: „Ich bin kein Politiker. Ich habe Zehntausen­de Leute angeheuert, du hast nie Leute angestellt.“

Rüde Unterhaltu­ng

Die zehnte TV-Debatte der Republikan­er, sie gleicht eher einer rüden Unterhaltu­ngsshow als einem Informatio­nsangebot. Und so geht der einzig rational agierende Kandidat auf dem Podium, Ohios Gouverneur John Kasich, auch hoffnungsl­os unter, sobald er seine Pläne für eine Gesundheit­sreform oder die künftige Außenpolit­ik der USA präsentier­t.

Doch Informatio­nen oder eine klare Strategie eines künftigen US-Präsiden- ten, das haben sich Rod und seine Freunde ohnehin nicht erwartet. Ihr Fazit: „Trump hat sich in der Debatte gut gehalten, und die Angriffe haben ihm überhaupt nicht geschadet.“

Strotzend vor Selbstbewu­sstsein geht „The Donald“

„Wenn er nicht 200 Mio. geerbt hätte – wo wäre Trump jetzt? Uhren verkaufen.“ „Der eine

ist ein Scherzkeks, und der andere ist ein Lügner.“ „Donald, du kannst jetzt wieder deine

Medikament­e nehmen. Du kannst

dich beruhigen.“

Ted Cruz zum leicht in Rage zu bringenden Trump von der Bühne ab, donnert noch einmal sein Motto: „Wie werden Amerika wieder groß machen“und ätzt in seinem ersten Interview nach der Debatte sofort: „Marco Rubio, der schwitzt so viel. Ich weiß ja nicht, was sein Problem ist. Aber wir brauchen einen Präsidente­n, der nicht so anschwitzt.“

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Von links (Marco Rubio) und rechts (Ted Cruz) voller Angriff auf den führenden republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump. Doch der wehrte in der TV-Debatte ab und ging zum Gegenangri­ff über

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