2015– das turbulente Fußballjahr der FIFA
Gianni Infantino.
Am Ende war der neue FIFAPräsident dann schneller gekürt als gedacht. Gianni Infantino erhielt schon im zweiten Wahlgang die notwendige Mehrheit und setzte sich gegen seinen schärfsten Rivalen, Scheich Salman alKhalifa aus Bahrain, deutlich mit 115:88 Stimmen durch.
„Die traurigen Zeiten sind vorbei“, versprach Infantino bei seiner Dankesrede. „Wir werden das Image des Fußballs verändern. Jeder wird uns in der Welt dabei zusehen und jeder wird uns loben.“
Dass Infantino die Nachfolge von Joseph S. Blatter antritt, kommt für viele unerwartet. Immerhin war der 45jährige Schweizer nur der Notnagel für Michel Platini. Nachdem der französische UEFA-Präsident wenige Monate vor der Abstimmung für sechs Jahre suspendiert wurde, musste sein Generalsekretär kurzfristig als Ersatzkandidat einspringen.
Dass er trotzdem das Rennen machte, lag auch daran, dass etliche FIFA-Mitglieder bei einer Wahl des umstritte- nen Scheichs al-Khalifa – er steht im Visier von Menschenrechtsorganisationen – neue Probleme auf den ohnehin schon gebeutelten Weltverband zukommen sahen. Aber auch seine vielen Versprechungen dürften Infantino wichtige Stimmen gebracht haben.
Bei seiner letzten Wahlrede hatte der smarte Schweizer den Mitgliedsverbänden noch einmal finanzielle Zuckerln in Aussicht gestellt. Infantino kündigte an, die Finanzmittel für die 207 FIFA-Mitglieder zu verdoppeln und an jede Nation fünf Millionen US-Dollar für die kommenden vier Jahre auszahlen zu wollen. Ob das Council, das neue, wichtige Entscheidungsorgan der FIFA, diese Pläne bewilligt, ist ein anderes Thema. Beim Österreichischen FußballBund sorgte die Wahl von Gianni Infantino derweil für Jubelstimmung. Präsident Leo Windtner sprach von einem „guten Tag für den Weltfußball“.
VERHAFTET WEGEN KORRUPTIONSVERDACHT Jeffrey Webb (Großbritannien) Präsident des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fußballverbandes CONCACAF und Vizepräsident der FIFA. José Maria Marin (Brasilien) Exekutivmitglied des Südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL. Eugenio Figueredo (Uruguay) Vizepräsident des Südamerikanischen Verbandes. Eduardo Li (Costa Rica) Präsident des Verbandes von Costa Rica und FIFA-Funktionär. Julio Rocha (Nicaragua) Früherer Präsident des Fußballverbandes von Nicaragua und langjähriger FIFA-Funktionär. Rafael Esquivel (Venezuela) Präsident des venezolanischen Verbandes und CONMEBOL- Exekutivmitglied. Costas Takkas (Großbritannien) Ehemaliger Generalsekretär des Verbandes der Cayman Inseln. Juan Ángel Napout (Paraguay) CONMEBOL-Präsident. Alfredo Hawit Banegas (Honduras), Präsident des Nordund Mittelamerikanischen Verbandes CONCACAF.
SUSPENDIERT Joseph S. Blatter (Schweiz) FIFA-Präsident seit 1998. Für sechs Jahre suspendiert. Michel Platini (Frankreich) UEFA-Präsident seit 2007. Für sechs Jahre suspendiert. Jérôme Valcke (Frankreich) Generalsekretär der FIFA. Im Jänner fristlos entlassen und für zwölf Jahre gesperrt. Worawi Makudi (Thailand) Präsident des thailändischen Verbandes und FIFA-Exekutiv-Mitglied. Für 90 Tage gesperrt. Chung Mong-joon (Südkorea) Langjähriger FIFA-Vizepräsident mit Ambitionen auf die Nachfolge von Blatter – sechs Jahre gesperrt. Jack Warner (Trinidad) Langjähriger FIFA-Vizepräsident und CONCACAF-Vorsitzender. Lebenslang gesperrt.
VOR DER ETHIKKOMMISSION Ángel Maria Villar Llona (Spanien) FIFA-Vizepräsident und aktuell ranghöchster Funktionär der UEFA. Franz Beckenbauer (Deutschland) OK-Präsident der WM 2006, Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, Kaiser, Lichtgestalt.
UNTER HAUSARREST Nicolás Leoz ( Paraguay) Langjähriger CONMEBOL-Präsident und Mitglied im FIFAExekutivkomitee.
ZURÜCKGETRETEN Luis Bedoya Der Präsident des kolumbianischen Verbandes. Wolfgang Niersbach Präsident des deutschen Verbandes.