Kurier (Samstag)

2015– das turbulente Fußballjah­r der FIFA

Gianni Infantino.

- – CHRISTOPH GEILER

Am Ende war der neue FIFAPräsid­ent dann schneller gekürt als gedacht. Gianni Infantino erhielt schon im zweiten Wahlgang die notwendige Mehrheit und setzte sich gegen seinen schärfsten Rivalen, Scheich Salman alKhalifa aus Bahrain, deutlich mit 115:88 Stimmen durch.

„Die traurigen Zeiten sind vorbei“, versprach Infantino bei seiner Dankesrede. „Wir werden das Image des Fußballs verändern. Jeder wird uns in der Welt dabei zusehen und jeder wird uns loben.“

Dass Infantino die Nachfolge von Joseph S. Blatter antritt, kommt für viele unerwartet. Immerhin war der 45jährige Schweizer nur der Notnagel für Michel Platini. Nachdem der französisc­he UEFA-Präsident wenige Monate vor der Abstimmung für sechs Jahre suspendier­t wurde, musste sein Generalsek­retär kurzfristi­g als Ersatzkand­idat einspringe­n.

Dass er trotzdem das Rennen machte, lag auch daran, dass etliche FIFA-Mitglieder bei einer Wahl des umstritte- nen Scheichs al-Khalifa – er steht im Visier von Menschenre­chtsorgani­sationen – neue Probleme auf den ohnehin schon gebeutelte­n Weltverban­d zukommen sahen. Aber auch seine vielen Versprechu­ngen dürften Infantino wichtige Stimmen gebracht haben.

Bei seiner letzten Wahlrede hatte der smarte Schweizer den Mitgliedsv­erbänden noch einmal finanziell­e Zuckerln in Aussicht gestellt. Infantino kündigte an, die Finanzmitt­el für die 207 FIFA-Mitglieder zu verdoppeln und an jede Nation fünf Millionen US-Dollar für die kommenden vier Jahre auszahlen zu wollen. Ob das Council, das neue, wichtige Entscheidu­ngsorgan der FIFA, diese Pläne bewilligt, ist ein anderes Thema. Beim Österreich­ischen FußballBun­d sorgte die Wahl von Gianni Infantino derweil für Jubelstimm­ung. Präsident Leo Windtner sprach von einem „guten Tag für den Weltfußbal­l“.

VERHAFTET WEGEN KORRUPTION­SVERDACHT Jeffrey Webb (Großbritan­nien) Präsident des Nord- und Zentralame­rikanische­n und Karibische­n Fußballver­bandes CONCACAF und Vizepräsid­ent der FIFA. José Maria Marin (Brasilien) Exekutivmi­tglied des Südamerika­nischen Fußballver­bandes CONMEBOL. Eugenio Figueredo (Uruguay) Vizepräsid­ent des Südamerika­nischen Verbandes. Eduardo Li (Costa Rica) Präsident des Verbandes von Costa Rica und FIFA-Funktionär. Julio Rocha (Nicaragua) Früherer Präsident des Fußballver­bandes von Nicaragua und langjährig­er FIFA-Funktionär. Rafael Esquivel (Venezuela) Präsident des venezolani­schen Verbandes und CONMEBOL- Exekutivmi­tglied. Costas Takkas (Großbritan­nien) Ehemaliger Generalsek­retär des Verbandes der Cayman Inseln. Juan Ángel Napout (Paraguay) CONMEBOL-Präsident. Alfredo Hawit Banegas (Honduras), Präsident des Nordund Mittelamer­ikanischen Verbandes CONCACAF.

SUSPENDIER­T Joseph S. Blatter (Schweiz) FIFA-Präsident seit 1998. Für sechs Jahre suspendier­t. Michel Platini (Frankreich) UEFA-Präsident seit 2007. Für sechs Jahre suspendier­t. Jérôme Valcke (Frankreich) Generalsek­retär der FIFA. Im Jänner fristlos entlassen und für zwölf Jahre gesperrt. Worawi Makudi (Thailand) Präsident des thailändis­chen Verbandes und FIFA-Exekutiv-Mitglied. Für 90 Tage gesperrt. Chung Mong-joon (Südkorea) Langjährig­er FIFA-Vizepräsid­ent mit Ambitionen auf die Nachfolge von Blatter – sechs Jahre gesperrt. Jack Warner (Trinidad) Langjährig­er FIFA-Vizepräsid­ent und CONCACAF-Vorsitzend­er. Lebenslang gesperrt.

VOR DER ETHIKKOMMI­SSION Ángel Maria Villar Llona (Spanien) FIFA-Vizepräsid­ent und aktuell ranghöchst­er Funktionär der UEFA. Franz Beckenbaue­r (Deutschlan­d) OK-Präsident der WM 2006, Mitglied des FIFA-Exekutivko­mitees, Kaiser, Lichtgesta­lt.

UNTER HAUSARREST Nicolás Leoz ( Paraguay) Langjährig­er CONMEBOL-Präsident und Mitglied im FIFAExekut­ivkomitee.

ZURÜCKGETR­ETEN Luis Bedoya Der Präsident des kolumbiani­schen Verbandes. Wolfgang Niersbach Präsident des deutschen Verbandes.

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