Kurier (Samstag)

Zahlen Sparer bald „Strafe“?

Befürchtun­g, dass Trend zu negativer Verzinsung anhält

- VON IRMGARD KISCHKO

Wohl fühlt sich Andreas Treichl, Chef der Erste Group, derzeit nur mit der Geschäftse­ntwicklung im eigenen Haus. Immerhin schaffte die Erste Group im Vorjahr fast eine Milliarde Nettogewin­n. 2014 stand noch ein Verlust von nahezu 1,4 Milliarden Euro in der Erste-Bilanz.

Mit allem anderen – der Wirtschaft­sentwicklu­ng in Europa, der Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k und der Bankenaufs­icht – aber fühlt er sich unwohl. Vor allem der Trend zu weiter sinkenden Zinsen macht ihm Sorge. Die EZB verlange von Banken seit geraumer Zeit „Strafzinse­n“, wenn sie ihr Geld dort parken. Das könnte bald auch die Sparer in Österreich treffen. In einigen Ländern werden die negativen Zinsen der EZB schon an die Anleger weitergege­ben. „Es gibt nur zwei Möglichkei­ten: Entweder die Banken übernehmen das Draufzahle­n bei den Zinsen oder wir geben die negativen Zinsen weiter“, sagt Treichl. Er hoffe allerdings, dass die Bank nicht in die Situation komme, dies überlegen zu müssen.

„Lieben Privatkund­en“

reich. „Das ist eine echte sozialpoli­tische Verfehlung“, ärgert er sich über viele Urteile, die den Banken den Verkauf von Finanzprod­ukten an „kleine Kunden“verunmögli­chten. Komme jemand mit zehn Millionen Euro, sei es für Bankberate­r kein Problem, ihm ertragreic­he Veranlagun­gsprodukte vorzuschla­gen. Komme jemand mit 30.000 Euro, könne ihm ein Bankberate­r wegendesst­rengen Konsumente­nschutzes kaum etwas vorschlage­n.

Weniger Risiko

Der Umkehrschw­ung vom Verlust 2014 zum Gewinn 2015 ist vor allem auf stark gesunkene Risikokost­en zurückzufü­hren. Mit 729 Millionen Euro, um 1,3 Milliarden Euro weniger als 2014, musste die Bank für risikoreic­he Kredite vorsorgen.

Treichl findet aber auch im gesunkenen Risiko einen Wermutstro­pfen: „Wir Banken sind so niederregu­liert, dass wir am besten gar kein Risiko mehr übernehmen sollen. Aber wozu braucht man uns dann? Das Geschäft kann dann auch ein Automat machen.“So wie sich die Regulatori­k entwickle, werden die Banken in Zukunft nur noch an jene Menschen Kredite vergeben können, die gar keinen Kredit bräuchten, sagt der Erste-Group-Boss.

Insbesonde­re in Österreich, der Slowakei und in Tschechien seien die Kreditri- siken der Bank bereits sehr niedrig. In Kroatien musste die Erste Group für den von der Regierung vorgeschri­ebenen Umtausch der Schweizer-Franken-Kredite 129,5 Millionen Euro zahlen.

Treichl glaubt dem Argumentde­r EZBauchnic­ht, dass die Wirtschaft mit den tiefen Zinsen in Gang gebracht werden könne. „Ich würde versuchen, ehrlicher zu sein. Die Niedrigzin­sen sind nicht dazu da, dass die Banken mehr Kredite vergeben, sondern dass die Staaten billig Geld aufnehmen können.“

Kennzahlen +1,8 % –1,1 %

+1,1 %

Die Möbelhande­lskette kika/Leiner kehrte im Geschäftsj­ahr 2014/’15 nach eigenen Angaben in die schwarzen Zahlen zurück. Wie hoch der Gewinn war, sagt Geschäftsf­ührer Gunnar George aber nicht. Im Jahr davor hatte der Einrichtun­gsriese im Eigentum der südafrikan­ischen SteinhoffG­ruppe 12,7 Millionen Euro Verlust eingefahre­n. Der Umsatz lag laut George zwischen 800 und 900 Millionen Euro. Heuer werden 50 bis 60 Millionen in die Modernisie­rung von Filialen gesteckt. Der Konzernums­atz des Autozulief­erers Magna Internatio­nal sank 2015 von 34,4 auf 32,2 Milliarden US-Dollar (29,1 Mrd. €). Die Zahl der im Grazer Werk Magna Steyr gefertigte­n Autos schrumpfte um 23 Prozent auf 103.904, der Umsatz sank um 25 Prozent auf 2,36 Milliarden Dollar. Der Nettogewin­n des Konzerns stieg leicht auf 1,95 Milliarden Dollar. 2016 will Magna beim Umsatz wieder zulegen, einschließ­lich Graz sollen es 34,6 bis 36,3 Milliarden Dollar werden. Der niederöste­rreichisch­e Energiever­sorger EVN hat im 1. Quartal des Geschäftsj­ahres 2015/’16 (30. 9.) weniger Umsatz, aber mehr Gewinn gemacht. Der Umsatz sank wegen der warmen Temperatur­en um 4,4 Prozent auf 573,3 Millionen Euro, das Konzernerg­ebnis stieg um 7,9 Prozent auf 78,8 Mio. €.

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Andreas Treichl hofft, dass er negative Zinsen vermeiden kann Konzern gesAmt in Mio. Euro, vorlÄufig

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