Türken-Rocker: „Sind in Österreich“
Aktivitäten in Wien, Linz und Vorarlberg / Neue Gruppierung steht unter Polizeibeobachtung
„Wir wollen nicht nach Österreich, wir sind hier schon aktiv“, erklärt Mehmet Bagci, Chef der Osmanen Germania, dem KURIER. In Linz und in Vorarlberg hat die gefürchtete neue Rockergruppierung bereits zwei Filialen in den vergangenen Wochen errichtet. „In Wien befinden wir uns gerade im Aufbau“, sagt der Deutsch-Türke.
Bei der Polizei beobachtet man solche Expansionen momentan sehr genau. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die in Deutschland tobenden Rockerkriege auch auf Österreich übergreifen, fürchtet ein ranghoher Polizist. Dort wurden Auseinandersetzungen zuletzt mit Handgranaten ausgetragen, auch Schießereien gab es. Deshalb ist die Rockerkriminalität im Bundeskriminalamt bei der Organisierten Kriminalität zugeordnet, für mögliche Zugriffe steht die „Cobra“parat.
Ohne Motorräder
Wobei Motorräder längst nicht mehr im Mittelpunkt stehen. „Wir sind keine Rocker, wir sind ein Boxclub“, meint Bagci. Dennoch tragen die Mitglieder Kutten, es gibt Ränge und auch Clubhäuser – ganz wie bei alteingesessenen Rockergangs wie Hells Angels oder Bandidos. Wofür die Gruppe steht, ist nur teilweise klar. Seit dem Vorjahr sind in Österreich bereits die United Tribuns aktiv. Währenddie Osmanen türkische Wurzeln haben, sind die Tribunen eher nach Bosnien orientiert, wo auch die (per Haftbefehl gesuchten) Chefs der Gruppierung zu finden sind. Derartige Gruppierungen wachsen rasch. Während manche (wie die Satudarah) rasch wieder von der Bildfläche verschwinden, wachsen die United Tribuns weiter und weiter.
Zwischen den verschiedenen Clubs gibt es mitunter Freundschaften, doch Kleinigkeiten (wie das Verbrennen einer fremden Kutte) reichen aus, um Aufmärsche und Kämpfe auszulösen – wie zuletzt in Stuttgart. Auseinandersetzungen werden teilweise auch im Rahmen von Mixed-Martial-Arts-Kämpfen sportlich geregelt. Kurz gesagt: Sieger ist bei diesem Kampfsport derjenige, der am Schluss noch steht. Ansonsten ist (fast) alles erlaubt.
Die Geschäfte der Rocker sind zunächst im (halb-)legalen Bereich zu finden: Von Türstehern, Tätowierern und dem Rotlicht-Milieu ist es oft nur ein Schritt zu Waffen-, Menschenund Drogenhandel. Erst diese Woche wurde bekannt, dass ein 68-jähriger Hells Angel des Charter „Tyrol“mit 2,5 Kilo Kokain verhaftet wurde. Das Alter des Festgenommenen zeigt schon ein weiteres Problem. Denn alteingesessene Clubs wie die Hells Angels leiden darunter, dass kaum ein Rocker mehr unter 50 Jahre ist. Deshalb wurde in Österreich ein neuer Unterstützerclub gebildet, die „Red Dogs“sorgen nun für den Nachwuchs. Bagci meint, Gruppen wie die Hells Angels „interessieren uns nicht“.