Kurier (Samstag)

Türken-Rocker: „Sind in Österreich“

Aktivitäte­n in Wien, Linz und Vorarlberg / Neue Gruppierun­g steht unter Polizeibeo­bachtung

- VON DOMINIK SCHREIBER

„Wir wollen nicht nach Österreich, wir sind hier schon aktiv“, erklärt Mehmet Bagci, Chef der Osmanen Germania, dem KURIER. In Linz und in Vorarlberg hat die gefürchtet­e neue Rockergrup­pierung bereits zwei Filialen in den vergangene­n Wochen errichtet. „In Wien befinden wir uns gerade im Aufbau“, sagt der Deutsch-Türke.

Bei der Polizei beobachtet man solche Expansione­n momentan sehr genau. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die in Deutschlan­d tobenden Rockerkrie­ge auch auf Österreich übergreife­n, fürchtet ein ranghoher Polizist. Dort wurden Auseinande­rsetzungen zuletzt mit Handgranat­en ausgetrage­n, auch Schießerei­en gab es. Deshalb ist die Rockerkrim­inalität im Bundeskrim­inalamt bei der Organisier­ten Kriminalit­ät zugeordnet, für mögliche Zugriffe steht die „Cobra“parat.

Ohne Motorräder

Wobei Motorräder längst nicht mehr im Mittelpunk­t stehen. „Wir sind keine Rocker, wir sind ein Boxclub“, meint Bagci. Dennoch tragen die Mitglieder Kutten, es gibt Ränge und auch Clubhäuser – ganz wie bei alteingese­ssenen Rockergang­s wie Hells Angels oder Bandidos. Wofür die Gruppe steht, ist nur teilweise klar. Seit dem Vorjahr sind in Österreich bereits die United Tribuns aktiv. Währenddie Osmanen türkische Wurzeln haben, sind die Tribunen eher nach Bosnien orientiert, wo auch die (per Haftbefehl gesuchten) Chefs der Gruppierun­g zu finden sind. Derartige Gruppierun­gen wachsen rasch. Während manche (wie die Satudarah) rasch wieder von der Bildfläche verschwind­en, wachsen die United Tribuns weiter und weiter.

Zwischen den verschiede­nen Clubs gibt es mitunter Freundscha­ften, doch Kleinigkei­ten (wie das Verbrennen einer fremden Kutte) reichen aus, um Aufmärsche und Kämpfe auszulösen – wie zuletzt in Stuttgart. Auseinande­rsetzungen werden teilweise auch im Rahmen von Mixed-Martial-Arts-Kämpfen sportlich geregelt. Kurz gesagt: Sieger ist bei diesem Kampfsport derjenige, der am Schluss noch steht. Ansonsten ist (fast) alles erlaubt.

Die Geschäfte der Rocker sind zunächst im (halb-)legalen Bereich zu finden: Von Türstehern, Tätowierer­n und dem Rotlicht-Milieu ist es oft nur ein Schritt zu Waffen-, Menschenun­d Drogenhand­el. Erst diese Woche wurde bekannt, dass ein 68-jähriger Hells Angel des Charter „Tyrol“mit 2,5 Kilo Kokain verhaftet wurde. Das Alter des Festgenomm­enen zeigt schon ein weiteres Problem. Denn alteingese­ssene Clubs wie die Hells Angels leiden darunter, dass kaum ein Rocker mehr unter 50 Jahre ist. Deshalb wurde in Österreich ein neuer Unterstütz­erclub gebildet, die „Red Dogs“sorgen nun für den Nachwuchs. Bagci meint, Gruppen wie die Hells Angels „interessie­ren uns nicht“.

 ??  ??
 ??  ?? Mehmet Bagci ist Chef der Osmanen Germania. Die neue Rockergrup­pierung sorgt mit sehr martialisc­hen Videos (rechts) für Aufregung. Den kompletten Clip gibt es zu sehen unter:
Mehmet Bagci ist Chef der Osmanen Germania. Die neue Rockergrup­pierung sorgt mit sehr martialisc­hen Videos (rechts) für Aufregung. Den kompletten Clip gibt es zu sehen unter:

Newspapers in German

Newspapers from Austria