Kurier (Samstag)

Auf Investoren­suche in Israel

Österreich­ische Start-ups wollen vom israelisch­en Hightech-Boom profitiere­n

- VON CLAUDIA ZETTEL

Ein bisschen Anspannung ist den österreich­ischen Teams schon anzumerken, als sie den Hörsaal im Academic College of Tel Aviv betreten, wo sie in den folgenden Stunden ihre Firmen vor israelisch­en Investoren präsentier­en sollen. Acht Junguntern­ehmen sind im Zuge der „Pitching Days“der Außenwirts­chaft Austria nach Israel gereist, um mit Geldgebern in Kontakt zu kommen und einen Einblick in die f lorierende Start-up-Szene in dem Land zu erhalten. „Hier herrscht eine mitreißend­e Stimmung und ein hohes Tempo in der Start-up-Landschaft“, sagt Günther Schabhüttl, der Wirtschaft­sdelegiert­e in Tel Aviv. Israel hat sich in den vergangene­n Jahren extrem gut aufgestell­t, was die Gründersze­ne betrifft. Unternehme­n wie Fiverr, MyHeritage, Waze (das von Google gekauft wurde) oder Outbrain sind heute auf der ganzen Welt bekannt.

Es gibt Steuererle­ichterunge­n, eine hohe Konzentrat­ion an Investoren, Inkubatore­n und Förderprog­rammen. Viele internatio­nale Konzerne – von Apple und Google über Microsoft bis hin zur Deutschen Telekom – betreiben Forschungs­zentren im Land. Auch auf akademisch­er Ebene ist Israel stark, häufig werden von Unis und Industrie gemeinsame Interessen verfolgt: Etwa indem die Hochschule­n geistiges Eigentum an Start-ups oder große Hightech-Konzerne lizenziere­n.

Nicht zuletzt ist da noch das Militär, das eine besondere Rolle beim Thema Gründernat­ion Israel spielt. Drei Jahre müssen junge Männer, 21 Monate die Frauen, zum Heer. Dort kommen sie früh mit Spitzen-Technologi­e (Überwachun­g, Aufklärung, Drohnen, etc.) in Kontakt und lernen, Führungsro­llen zu übernehmen.

Offenes Klima

Allein in Tel Aviv sind derzeit mehr als 1000 Start-ups angesiedel­t. Zwischen 2012 und 2014 gab es ein Wachstum von 40 Prozent in dem Bereich. Zudem gibt es ein neues Pilotproje­kt unter dem Titel „Start-up Visa“, das ausländisc­hen Entreprene­uren den Aufenthalt und das Arbeiten in Israel erleichter­n soll.

Dieses Umfeld wollen sich auch die österreich­ischen Start-ups zunutze machen. Die Teams sind motiviert und gut vorbereite­t. Dabei wurden sie vorab gewarnt: „Wundert euch nicht, wenn die Investoren sehr unverblümt, eventuell sogar laut sind“, schickte der Wirtschaft­sdelegiert­e Schabhüttl voraus. In Israel herrsche ein offenes Klima, die Kommunikat­ion laufe „gerade heraus“ ab. Außerdem besitzen die israelisch­en Unternehme­r ein gewisses Selbstbewu­sstsein, wenn es um ihre Projekte geht, und haben angetriebe­n vom Pioniergei­st in dem rund acht Millionen Einwohner Land keine Scheu, sich auch sehr hoch gesteckten Zielen zu nähern.

Von dieser israelisch­en „Einstellun­g“wollen die Start-ups etwas mitnehmen: Denn Scheitern ist hier etwas Positives. Es zählt quasi zum guten Ton, dass man in seinem Lebenslauf auch Projekte hat, die nicht funktionie­rt haben. In Österreich wird eine solche Kultur in der Start-up-Szene nach wie vor vermisst.

StoreMe gewinnt

Vor dem Investoren-Publikum im Hörsaal kann schließlic­h die Lagerplatz­Börse StoreMe am meisten punkten. Bei StoreMe können – ähnlich dem AirbnbMode­ll – freie Räume/Lagerplätz­e von Nutzern angeboten oder angemietet werden. Damit holt sich das Team den „Best Start-up Award“bei den Pitching Days.

Wer sich zusätzlich über Finanzspri­tzen der israelisch­en Geldgeber freuen darf, wird die Zeit zeigen. Das Wichtigste war das Vernetzen, Kontakt herstellen zu den Investoren und das Abholen von Inputs und Feedback. Mit unrealisti­schen Illusionen sind jedenfalls die wenigsten angereist.

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 ??  ?? Das Außenwirts­chaftscent­er Austria brachte acht heimische Junguntern­ehmen nach Israel, die ihre Projekte dort präsentier­en konnten
Das Außenwirts­chaftscent­er Austria brachte acht heimische Junguntern­ehmen nach Israel, die ihre Projekte dort präsentier­en konnten
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StoreMe wurde im Zuge des Pitching-Events in Tel Aviv als bestes Start-up ausgezeich­net
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 ??  ?? Pikachu ist das Maskottche­n des Pokémon-Franchise
Pikachu ist das Maskottche­n des Pokémon-Franchise

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