Die Magie der schwarzen Null
Günter Rhomberg zieht Bilanz über seine Zeit als Chef der Holding
Die Malversationen im Burgtheater, Anfang 2014 publik geworden, hatten weitreichende Folgen: Zunächst, im März, wurde Direktor Matthias Hartmann entlassen. Und im Juni ging Georg Springer als Chef der Bundestheaterholding ab.
Zum interimistischen Nachfolger ernannte Kulturminister Josef Ostermayer mit Günter Rhomberg einen überaus korrekten Mann, der viele Jahre als Präsident der Bregenzer Festspiele fungiert hatte. Dessen Job war es, den Augiastall – Rhomberg will das Wort „Schweinestall“nicht verwenden – auszumisten. Am Freitag zog er Bilanz über die letzten eineinhalb Jahre. Denn Rhomberg übergibt die Leitung der Bundestheaterholding mit 1. April an Christian Kircher, den bisherigen Finanzdirektor des Wien Museums.
Damals, im Sommer 2014, hatten die Bundestheater einen Bedarf von 35 Millionen Euro. Die Finanzierungslücke drohte derart groß zu werden, dass sie, so Rhomberg, nie mehr geschlossen werden könnte. Ohne den Verkauf von Immobilien – 1999 hatten die Bundestheater den Hanuschhof neben der Staatsoper als „Tafelsilber“mit in die Freiheit bekommen – wäre es nicht möglich gewesen, den Spielbetrieb in der Saison 14/’15 aufrechtzuerhalten.
Eiligst wurden erste Sanierungsmaßnahmen gesetzt: Das Burgtheater hatte vier Millionen Euro einzusparen, die Aufträge an die Servicegesellschaft „Art for Art“(die Bühnenbild- und Kostümwerkstätten) wurden daher zurückgenommen, und diese musste in der Folge den Personalstand um zehn Prozent verringern. Dennoch war Rhomberg „einigerma- ßen nervös“: Anfang Jänner 2015 ließ er von den Bühnengesellschaften ein „CrashSzenario“entwickeln.
Doch dann die Erlösung: Die Basisabgeltung wurde von 149 auf 163 Millionen Euro angehoben – wirksam ab heuer. Daher konnte im Oktober 2015 zumersten Mal in der Geschichte ein Dreijah- resplan beschlossen werden. Die Finanzierung der Staatstheater ist also bis 2019 gesichert. In seiner Bilanzpressekonferenz am Freitag war Rhomberg voll des Lobes für alle Tochtergesellschaften.
Doch noch Reserven
Und er präsentierte eine Bilanz, die genau das Ergebnis lieferte, das auch Vorgänger Springer immer verlangt hatte: die ominöse schwarze Null. Die Saison 2013/’14 war laut Geschäftsbericht des Konzerns mit einem Fehlbetrag von 28,4 Millionen Euro abgeschlossen worden; in der neuen Bilanz wird ein Gewinn von 67.159,82 Euro ausgewiesen. Wie gibt es das, auch wenn im letzten Jahr durch den Verkauf von Wohnungen im Hanuschhof 9,6 Millionen Euro in die Kassen gespült wurden?
Man nahm, so Prokurist Othmar Stoss, eine „Kapitalkonsolidierung durch Rück- griff auf eine in der Konzernbilanz vorhandene Gewinnrücklage vor“. Das Anlagevermögen sei bei Ausgliederung höher als das Stammkapital gewesen. Dies sei kein Zaubertrick, verteidigte Stoss. Er räumte ein, dass diese Methode auch früher hätte angewandt werden können.
Da Rhomberg von Anfang an die Meinung vertrat, dass es eine starke Holding brauche, setzte er ein – leider etwas missglücktes – Zeichen: Er präsentierte nicht einen dicken „Ziegel“mit allen Geschäftsberichten, sondern eine reich illustrierte Werbebroschüre der Holding. Sie enthält auf 52 großformatigen Seiten 59 Fotos, aber kaum relevante Zahlen.
Nur so viel: Die Besucherzahl ist leicht gesunken (von 1.339.314 auf 1.318.067), die Karteneinnahmen aber sind aufgrund von Preiserhöhungen gestiegen (von 49,9 auf 51,6 Millionen Euro).