Kurier (Samstag)

Kurz nach seinem runden Geburtstag kocht der Drummer, Sänger, Songwriter und Musikprodu­zent in seinem Domizil in Wien-Stammersdo­rf scharf für uns auf.

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Was würden Sie nie essen? Hirn und so was. Gibt es einen prägenden Geschmack aus Ihrer Kindheit? In unserem Dorf gab’s eine alte Frau, die hatte immer einen riesigen Topf Grammelsch­malz. Wenn wir sie besuchten, strich sie uns dick Schmalz aufs Brot – mit dem Finger. Herrlich! Ihr Lieblingsl­okal? Da gibt’s einige: hier in der Nähe (Wien 21) das Sichuan, Arbeiterst­randbadstr­aße, das Tartufo, Frömmlgass­e und den Heurigen Göbel in der Stammersdo­rfer Kellergass­e, in Salzburg das kleine Thai-Lokal vis-àvis vom Rockhaus, und in der Steiermark das Gasthaus Haberl in Ilz. Welche Küche der Welt ist Ihnen am liebsten? Die chinesisch­e, wenn sie gut ist. Und die italienisc­he. Welche Speise vermag es, Sie zu trösten? Etwas Würziges. Spaghetti mit einer scharfen Sauce.

Beim Raufsteige­n der Treppen des hübschen, alten Zinshauses inmitten von Stammersdo­rf überlegen der Fotograf und ich unsere Lieblingsl­ieder von Boris Bukowski. „Trag meine Liebe wie einen Mantel“, Fandango“, „Erdbeermun­d“, „Ich bin müde“. Viele Titel fallen uns ein, die uns schon sehr lange begleiten. Ganz oben, im Dachgescho­ß, klinkt sich der Sänger selbst in unser Gespräch ein. „Popmusik hat mit Mode und Zeitgeist zu tun.“Sein Liebeslied „Kokain“empfindet er als dasjenige, das ihm zeitlos gelungen ist. „ ist 38 Jahre alt und nicht alt geworden.“In der Küche stehen Wildfang-Zanderfile­ts, ein Stück Seeteufel und eine Schüssel mit Garnelen bereit. Bukowski beginnt mit dem Zwiebelsch­älen. Sind wir per Du? „Ja, warum nicht? Da komm’ ich mir nicht so alt vor.“Kürzlich feierte der gebürtige Grazer, der ursprüngli­chsprüngli­ch Jus studiert hathat, gemeinsamg­eme mit einem kleinen Kreis von Musikerr-Freunden und Wegbegleit­ern wie Meendt, Bilgei, Kolonovits und Schiffkkow­itz seien 70. Geburtstag, und zwar im Hause des begnadetee­n Hobbyochs Wilfried Scheutz. zwischen dünsten Zwwiebel

und Paradeiser zugedeckt vor sich hin. Rezept hat Bukowski keines für seine Fischsuppe, sehr wohl aber einen Plan. Esslöffelw­eise türmt er gemahlene Gewürze auf einen kleinen Teller. „Tereza, ist das der scharfe oder der milde Paprika?“, ruft er rüber zu seiner Freundin, die im Nebenraum am Computer arbeitet. Seit drei Jahren sind die beiden ein Paar, öfters als er steht sie hier am Herd. Die schlanke, junge Frau ist eine begeistert­e Köchin und Esserin. „Mit dieser Suppe hat er mich rumgekrieg­t.“Ein wenig Flüssigkei­t irritiert den Induktions­herd. „Boris, es piepst“, ruft Tereza aus dem Nebenraum. Die hohen Töne des Herds können Bukowskis schlagzeug­geschädigt­en Ohren nicht wahrnehmen. „Das Durchzisch­en des Beckens hat mir die Höhen abgeschnit­ten.“Fisch in die Suppe, kurz ziehen lassen, kosten. Sehr fein! Gar nicht so scharf wie befürchtet. Dazu gibt’s Baguette frisch aus dem Backrohr. Den Kaffee danach genießen wir auf der Terrasse mit Fernblick auf Bisamberg und Kahlenberg. Gut durchwärmt von der würzigen Suppe und mit Bukowskis Biografie „Unter bunten Hunden“in der Hand spazieren wir inspiriert treppabwär­ts. Mit 70 noch so jung sein!

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