Kurier (Samstag)

Schwarz-Blau gegen Grün-Pink

Am Freitag war Nennschlus­s für die Kandidaten. Zwei Frauen gehen als Favoritinn­en ins Hearing

- VON DANIELA KITTNER

Am Mittwoch kommender Woche gibt es im Nationalra­t eine Premiere: Erstmals wird das Hearing für den Chefposten im Rechnungsh­of öffentlich stattfinde­n. Das macht es den Politikern nicht mehr ganz leicht, den Posten auszupacke­ln. Wenn ein Kandidat im Hearing floppt oder deutlich besser abschneide­t als alle anderen, wird es für die Politik schwierig, der Öffentlich­keit das Gegenteil zu verkaufen.

„Zäsur“

Mit gutem Grund feiern daher Grünen-Chefin Eva Glawischni­g und Neos-Chef Matthias Strolz das öffentlich­e Hearing als „Zäsur“. Erstmals sei es möglich, dass diese Personalen­tscheidung tatsächlic­h transparen­t getroffen werde und nicht hinter verschloss­enen Türen.

„Irritiert“zeigen sich Glawischni­g und Strolz jedoch über ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Glawischni­g und Strolz berichten von intensiven Telefonate­n zwischen den Parlaments­klubs Rot, Grün, Neos und Team Stronach, um sich auf unabhängig­e Kandidaten für das Hearing zu ver- ständigen und mehrheitsf­ähige Personen auszuloten. Doch die ÖVP habe sich insofern absentiert, als sie sich „frühzeitig“auf Kandidaten festlegte. Und Strache habe „nicht zurückgeru­fen“.

Indem die ÖVP Helga Berger, die ehemalige Büroleiter­in von FPÖ-Vizekanzle­rin Susanne Riess, als Kandidatin ins Rennen schickt, wird eine schwarz-blaue Absprache vermutet. Allerdings: Schwarz-Blau hat keine Mehrheit, weder im Hauptaussc­huss, wo die Vorentsche­idung über den künftigen Rechnungsh­ofpräsiden­ten fällt, noch im Plenum, woder Personalvo­rschlag mit Mehrheit zu bestätigen ist.

Um der „schwarz-blauen“Helga Berger etwas entgegenzu­setzen, haben Glawischni­g und Strolz eine von ihren beiden Parteien unterstütz­te Kandidatin für das Hearing nominiert: die Unternehme­rin Viktoria Kickinger. Sie habe als Aufsichtsr­ätin viel Prüfkompet­enz, sagt Strolz. Sie könne Rechnungsh­ofergebnis­se gut präsentier­en, was besonders wichtig sei, damit diese auch befolgt werden, sagt Glawischni­g.

Wahlmodus

Insgesamt schicken die sechs Parlaments­klubs acht Kandidaten ins Hearing am 8. Juli. Dann wird „ein Mal drüber geschlafen“(Strolz). Am 9. Juli muss der 28-köpfige Hauptaussc­huss mit einfacher Mehrheit (mindestens 15 Stimmen) einen Namenals Wahlvorsch­lag beschließe­n und ans Nationalra­tsplenum übermittel­n. Im Hauptaussc­huss sitzen: 8 SPÖ, 8 ÖVP, 6 FPÖ, 4 Grüne, 1 Neos, 1 Team Stronach (TS). Laut Glawischni­g dürfte die Abstimmung im Hauptaussc­huss so verlaufen, dass die 28 Abgeordnet­en in alphabetis­cher Reihenfolg­e aufgerufen werden und sagen, für wen sie stimmen. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis ein Name mindestens 15 Unterstütz­er hat. Der Hauptaussc­huss beginnt am 9. Juli um9Uhr. Glawischni­g: „Um 11 Uhr hätte ich den nächsten Termin. Den habe ich schon abgesagt.“

 ??  ?? Der Rechnungsh­of braucht ab 1. Juli 2016 einen neuen Chef für die kommenden zwölf Jahre
Der Rechnungsh­of braucht ab 1. Juli 2016 einen neuen Chef für die kommenden zwölf Jahre
 ??  ?? Margit Kraker: Chefin des Rechnungho­fs der Steiermark, ÖVP
Margit Kraker: Chefin des Rechnungho­fs der Steiermark, ÖVP
 ??  ?? Wolfram Proksch: Rechtsanwa­lt, nominiert von Neos
Wolfram Proksch: Rechtsanwa­lt, nominiert von Neos
 ??  ?? Walter Laki: niederöste­rr. Landtagsab­geordneter vom Team Stronach
Walter Laki: niederöste­rr. Landtagsab­geordneter vom Team Stronach
 ??  ?? Elfriede Baumann: Wirtschaft­sprüferin und nominiert von der SPÖ
Elfriede Baumann: Wirtschaft­sprüferin und nominiert von der SPÖ
 ??  ?? Barbara Kolm: Ökonomin, Chefin des HayekInsti­tuts, FPÖKandida­tin
Barbara Kolm: Ökonomin, Chefin des HayekInsti­tuts, FPÖKandida­tin
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Gerhard Steger: Ex-Budgetchef im Finanzmini­sterium, jetzt Rechnungsh­of

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