Kurier (Samstag)

Ausweg aus Obergrenze­ndebatte? „Auf Quote für 2017 vorgreifen“Franks Abflug: Stronach kehrt Team den Rücken

Asylansuch­en. Polit-Projekt.

- VON KARIN LEITNER – MICHAEL BACHNER

„Unglücklic­h“nennt Ferry Maier, rechte Hand des von der Regierung beauftragt­en Flüchtling­skoordinat­ors Christian Konrad, das, was sich Mitte der Woche zwischen Rot und Schwarz abgespielt hat. Auslöser war die simple Frage: Wie viele Asylsuchen­de gibt es seit Jahresbegi­nn, die zur „Obergrenze“von 37.500 gezählt werden? 11.000, wie SPÖ-Kanzler Christian Kern sagte, oder schon 22.200?

Nach Hin und Her hatten sich die Koalitionä­re zusammenge­rechnet. Und ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka tat kund: Bis dato seien 18.950 Asylanträg­e gestellt worden. Maiers Befund via KURIER: „Es haben drei Herren – Kanzler, Innenund Verteidigu­ngsministe­r – über die Obergrenze geredet, die bei der Beschlussf­as- sung noch nicht im Amt waren. Dass die Zahlen von 2015in die Quotefür 2016einger­echnet wurden, hat mich überrascht – und ist offensicht­lich eine Interpreta­tion der Beamten. Das war nicht Gegenstand der Verhandlun­gen.“Nach diesen hatten Regierung, Länder und Gemeinden am 20. Jänner festgelegt, bis Mitte 2019 nicht mehr als 127.500 Asyl-Anträge (1,5 % der Bevölkerun­g) anzunehmen (2016: maximal 37.500; 2017: 35.000; 2018: 30.000; 2019: 25.000). Aus Maiers Sicht könnten sich Kanzler & Co „die Debatte darüber, was man tut, wenn die Obergrenze erreicht ist, ersparen“. Er regt an: „Man sollte auf die Quote für das Jahr 2017 vorgreifen. Im kommenden Jahr darf es entspreche­nd weniger Anträge geben. Das würde die innenpolit­ische Lage entspannen. Und eine Notverordn­ung wäre nicht nötig.“Zögert man die Notverordn­ung (Asylanträg­e werden an der Grenze nicht mehr angenommen) damit nicht nur hinaus, weil die Quote dann 2018 oder 2019 schneller erreicht ist? Das glaubt Maier nicht: „Man kann wohl annehmen, dass bis dahin europäisch­e und internatio­nale Maßnahmen gegen die Flüchtling­skrise greifen.“ Frank Stronach wird im September 84 und hat noch Großes vor – wenn auch nicht mehr in Österreich.

Vertraute erzählen, dass der Multi-Milliardär, Industriel­le und Kurzzeit-Politiker derzeit in Kanada eine riesige Bio-Supermarkt­kette aufziehen will und sich neuerdings auch kräftig im WohnungsNe­ubau engagiert. Da bleibe verständli­cherweise keine Zeit mehr für Österreich und das kaum mehr existente Team Stronach.

Kurzum: Am Freitag erklärte Parteigrün­der Frank seinen Rückzug aus der heimischen Politik: „Mir liegt Österreich sehr am Herzen, aber ich habe ein gewisses Alter“, erklärte der Milliardär dem Publikum und den verblieben­en Abgeordnet­en. „Ich werde mich bei der nächsten Nationalra­tswahl aus der Politik zurückzieh­en“.

Kein Name, kein Geld

wirft, sich längst bei der ÖVP oder teilweise auch der FPÖ angebieder­t zu haben.

Stronach-Mann Leo Steinbichl­er setzt seine Hoffnungen jedenfalls in eine „neue Gruppe, in der nicht mehr quer geschossen wird.“Wie diese heißen werde, wissen man noch nicht, wobei sich das Wort „Team“immer gut mache. Unterm Strich steht für Steinbichl­er fest: „Es wird eine aktive Gruppe bei der nächsten Nationalra­tswahl antreten.“Für sich selbst könne er einen Wechsel zu einer anderen Partei ausschließ­en.

Ähnlich sieht das auch Stronach-Abgeordnet­e Waltraud Dietrich. „Das Beispiel von Frau Griss zeigt, es gibt eine Chance für politische­s Engagement. In welcher Form wird man sehen. Im Leben gibt es immer viele Möglichkei­ten sich zu engagieren.“

Auch sie dementiert das Gerücht, wonach die letzten Stronach-Getreuen zur ÖVP überlaufen würden. Dietrich zum KURIER: „Für mich ist das denkunmögl­ich.“

Mit auf den Weg gibt Stronach seinen Team-Mitglieder­n noch eine Art politische­s Vermächtni­s. Im Magna Racino in Ebreichsdo­rf (NÖ) präsentier­te Stronach am Freitagabe­nd seinen „Sanierungs­plan“für Österreich. Stronach hat Vorschläge, wie man aus Österreich wieder einen „wichtigen Wirtschaft­sstandort mit Zukunft“machen könnte.

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Als „unglücklic­h“qualifizie­rt Ferry Maier, rechte Hand von Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad, den Zwist um Zahlen

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