Kurier (Samstag)

Faktischer Abschiebe-Stopp nach Ungarn bleibt

Asyl.

- – RAFFAELA LINDORFER

Die Flüchtling­szahlen sorgen weiter für Stirnrunze­ln in der Politiklan­dschaft. So forderte der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) vom neuen Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) „mehr Elan“bei der Rückführun­g der 10.039 sogenannte­n Dublin-Fälle. Das sind jene Flüchtling­e, die in Österreich nicht zum Asylverfah­ren zugelassen sind, weil sie in einem anderen Land erstregist­riert wurden – im Fall des Burgenland­s vornehmlic­h in Ungarn. Aktuell sind das 4367 Flüchtling­e, für die Un- garn zuständig wäre. Von den 1148 die via Italien kamen, wurden laut Innenminis­terium im ersten Quartal 190 Flüchtling­e zurückgesc­hickt. Für jene 4848, die bereits in Griechenla­nd registrier­t wurden, gilt eine Sonderrege­lung: Sie werden in Österreich zum Asylverfah­ren zugelassen, weil Griechenla­nd nicht als sicheres Drittland gilt.

Rechtliche Bedenken

Sobotka stimmt mit Niessl überein: Das müsse geändert werden. „Es ist für die Einhaltung der Obergrenze wesent- lich, dass Rückführun­gen nach Ungarn und Griechenla­nd möglich sind. Dazu müssen aber erst die rechtliche­n Bedingunge­n geschaffen werden“, betont er.

Für Ungarn gibt es nach einem Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofes im September 2015 zwar keinen generellen, aber einen faktischen Rückführun­gs-Stopp. Das Höchstgeri­cht verhindert­e damals aus humanitäre­n Bedenken die Rückführun­g einer afghanisch­en Familie.

Aktuell gibt es Verhandlun­gen im Europäisch­en Rat sowie einzelne Arbeitsges­präche. So ließ sich Sobotka vor etwa drei Wochen vom ungarische­n Justizmini­ster versichern, dass sein Land sicher sei. Demnächst besucht der Direktor des Bundesasyl­amts, Wolfgang Taucher, seine ungarische Amtskolleg­in.

Das deutsche Bundesamt für Migration hat übrigens keine Bedenken, Flüchtling­e nach Ungarn zurückzusc­hicken: Laut einer Sprecherin gab es alleine im Mai 35 Rückführun­gen, von Jänner bis April waren es 135. Die Begleitmus­ik von Franks Abgang ist für sein im September 2012 gegründete­s und in Summe mit rund 30 Millionen gesponsert­es Team eher unerfreuli­ch. Stronach will seinen Namen nicht mehr länger für das glücklose Polit-Projekt hergeben, frisches Geld dürfte es erst recht keines mehr geben.

Dennoch: Einzelne Abgeordnet­e wollen weitermach­en, wenn die Truppe auch heillos zerstritte­n sein dürfte und jeder dem anderen hinter vorgehalte­ner Hand vor-

 ??  ?? Stronach mit zwei seiner letzten Getreuen, Waltraud Dietrich und Klubchef Robert Lugar. Sie wollen weitermach­en – auch ohne Frank
Stronach mit zwei seiner letzten Getreuen, Waltraud Dietrich und Klubchef Robert Lugar. Sie wollen weitermach­en – auch ohne Frank

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