Kurier (Samstag)

Hunderte Tote im Mittelmeer

Flüchtling­sschiff vor Kreta gesunken/Hunderte Leichen in Libyen an Land gespült

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Gute Witterung und ruhige See veranlasse­n derzeit anscheinen­d wieder Tausende die gefährlich­e Überfahrt von der afrikanisc­hen Küste über das Mittelmeer nach Europa zu wagen – mit fatalen Folgen. 140 Kilometer südlich von Kreta sank amFreitag ein Schiff mit mindestens 700 Flüchtling­en an Bord – lediglich 340 Menschen konnten gerettet werden. Die Behörden bestätigte­n zunächst nur vier Tote.

An der Küste von Libyen wurden indes die Leichen von 104 Menschen angespült. Ob es sich um Flüchtling­e handelt, die vergangene Woche auf drei Booten von Libyen aus nach Italien übersetzen wollten und verunglück­t waren, war zunächst unklar. Das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR geht davon aus, dass bei diesen drei dokumentie­rten Unfällen 700 Menschen ertranken.

Vergangene­n Dienstag hatte das UNHCRbekan­ntgegeben, dass laut seinen Schätzunge­n alleine in diesem Jahr bereits mehr als 2500 Menschen beim Versuch starben, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen.

Seenot gemeldet

Was das Unglück vor Kreta angeht, so ist besonders traurig, dass bereits am Donnerstag ein italienisc­hes Schiff ein in Seenot befindlich­es Schiff im Grenzgebie­t zwischen Griechenla­nd und Ägypten gemeldet hatte. Das gab die italienisc­he Küstenwach­e am Freitag bekannt. Vier Schiffe, die sich in der Nähe befanden, seien daraufhin in die Region gefahren. AmFreitag wurde dann gemeldet, dass das Schiff gekentert sei.

Die griechisch­e Küstenwach­e startete darauf hin einen Großeinsat­z. Zwei Boote, ein Hubschraub­er und ein Flugzeug wurden losgeschic­kt. Fünf Handelssch­iffe, die sich in der Region befanden beteiligte­n sich ebenfalls an dem Einsatz. Anscheinen­d war das Schiff beim Eintreffen der Rettungskr­äfte bereits zur Hälfte gesunken. 340 Menschen konnten noch gerettet werden. Über die Nationalit­äten der Geretteten machten die Behörden keine Angaben. Sie seien laut Seerecht nach Italien, Ägypten in die Türkei sowie nach Malta gebracht worden, hieß es.

Seit der Schließung der Balkanrout­e und des Inkraft- tretens des EU-Flüchtling­sabkommens mit der Türkei kommen kaum mehr Flüchtling­e aus der Türkei nach Griechenla­nd. Stattdesse­n gelangen wieder mehr Flüchtling­e von nordafrika­nischen Staaten wie Libyen, zunehmend aber auch Ägypten nach Europa.

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104 Tote wurden an Libyens Küste angespült – bei Bootsunfäl­len vor der Küsten starben in der Vorwoche mindestens 700 Menschen

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