Anklage in der Causa Alpine
Ex-Chef der Alpine Energie soll in eigene Tasche gewirtschaftet haben
Rund um die Pleite des Alpine-Konzerns liegt eine pikante Anklage vor. Im Mittelpunkt steht Helmut S., der sechs Jahre lang Geschäftsführer der Linzer KonzernTochter Alpine Energie war. Ende 2012 wurde er fristlos entlassen. Kurze Zeit später hat sein Ex-Arbeitgeber Strafanzeige wegen angeblicher Malversationen erstattet. S. soll jahrelang in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
„Es ist richtig, es gibt eine 110 Seiten starke Anklage gegen Helmut S.“, bestätigt Philip Christl von der Staatsanwaltschaft Linz dem KURIER. „Sie betrifft fast 50 UntreueFakten mit einem Schaden von rund 880.000 Euro und Betrugsfakten mit einem Schaden von 337.000 Euro.“Die Anklage ist nicht rechtskräftig. S. hat Einspruch erhoben und bestreitet die Vorwürfe.
Laut Anklage hatte S. einen Mercedes E350 als Dienstwagen zur Verfügung. Im Februar 2012 soll er aber um fast 100.000 Euro einen Mercedes E500 als „Zweitwagen“auf Firmenrechnung angeschafft haben.
Auch die diversen Urlaubsaufenthalte samt Familie im Kärntner SchlossHotel Seefels (60.420 Euro) und auf Mauritius (94.200 Euro) sollen der Alpine Energie verrechnet worden sein.
Außerdem sollen Wohnungen in Wien, die seiner Frau gehören, als „ Dienstwohnungen“an die Alpine Energie vermietet worden sein, obwohl Helmut S. pro Jahr 10.000 Euro Nächtigungspauschale kassierte.
Im Mai 2012 soll er einen Mietvertrag (3885 Euro pro Monat) für eine Luxus-Wohnung in Wien-Wieden abgeschlossen haben und diese zugleich auf Kosten der Alpine um65.670 Euro u.a. mit einer Klimaanlage ausgestattet haben. Laut Anklage ha- ben die Ex-Aufsichtsräte von der Wohnung „überhaupt nichts gewusst“.
Beim Wiener Juwelier Hübner soll S. Schmuck für 14.150 Euro undin den Modehäusern Hermes und Louis Vuitton um 11.000 Euro eingekauft haben. Zum Teil wurden die Käufe später als „ Kundengeschenke“verbucht.
Selbst das private Kindermädchen soll als Reinigungskraft bei der Alpine Energie angestellt worden sein.
Es wird aber noch pikanter. Helmut S. hat im Jahr 2010 eine uneheliche Tochter in Deutschland in die Welt gesetzt. Die Vater- schaft wurde laut Anklage vor Gericht in Karlsruhe festgestellt. Die Anwaltskosten soll er der Alpine Energie umgehängt haben. Laut Staatsanwalt soll das Ehepaar S. auch die Dienste zweier Leihmutter- Agenturen (Ukraine, USA) in Anspruch genommen haben. Die Rechnungen samt Flug- und Aufenthaltskosten (69.800 Euro) soll S. seinem Arbeitgeber überwälzt haben – unter dem Titel „Projektrechte“. Ende 2010 verstarb die Mutter von Helmut S. Die Rechnung für den „ Leichenschmaus“beim Leondinger Stadtwirt (831,20 Euro) findet sich auch in der Buchhaltung der Alpine Energie.
Sekretärin ist schuld?
„Unstrittig ist, dass Aufwendungen, die der privaten Sphäre von Helmut S. zu zuordnen sind, zunächst vom Unternehmen bevorschusst wurden, indem er etwa mit einer Firmenkreditkarte gezahlt hat“, sagt Verteidiger Rene Haumer. „Er hat diese Privatrechnungen seiner Assistentin zur Gegenverrechnung mit betrieblichen Barauslagen übergeben, die mein Mandant vorfinanziert hat.“Die Sekretärin bestreitet diese Darstellung vehement.