„Mein Bruder würde sich im Grabe rumdrehen“
Zwist bei Aldi Nord.
Es war eine Premiere. Erstmals hat Theo Albrecht jr. (66 Jahre) ein Interview gegeben. Dem öffentlichkeitsscheuen Unternehmer ist offenbar der Kragen geplatzt. So groß ist der Ärger über seine Schwägerin Babette. Beide haben zu je 25 Prozent Einfluss auf den Diskonter Aldi Nord. Dessen Vorgänger wurde von Theo Albrecht senior und seinem Bruder Karl in den 1950er-Jahren gegründet. 1960 trennten die beiden den Konzern brüderlich in Aldi Nord sowie Süd. Theo übernahm Nord. Später übertrug er die Leitung an seine beiden Söhne Theo Albrecht jr. und Berthold Albrecht.
Schon vor Bertholds Tod 2012, so erzählt Albrecht jr. im Gespräch mit dem Handelsblatt, habe es mit dessen Frau Babette Unstimmigkeiten gegeben. Diese haben sich im Laufe der Zeit zu einem Rechtsstreit entwickelt. Konkret geht es um eine Änderung der Satzung der Jakobus-Stiftung, die gemeinsam mit der Markus- und der Lukas-Stiftung die Anteile von Aldi-Nord hält (siehe Grafik).
Mit der Änderung, so meint Albrecht jr., sichere sich seine Schwägerin zu großen Einfluss, konkret spricht er von „Erpressungspotenzial“. Der Unternehmer hat bereits die Gerichte bemüht, zum Teil mit Erfolg. „Ich verteidige das Testament meines Bruders und die Satzung der Stiftung.“Sinn der Stiftung sei es, Aldi Nord vor einem zu großen Einfluss der Familie zu schützen. „Dafür kämpfe ich.“Es geht ihm aber auch um die moralische Komponente. „Mein Bruder würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er wüsste, was hier abläuft.“
Babette Albrecht und ihre Kinder weisen den Vorwurf, gegen den Unternehmenssinn zu handeln, laut einem früheren Bericht des Stern zurück.
Hofer
Der heimische Diskonter Hofer, der zu Aldi Süd gehört, ist laut eigener Aussage von dem Streit nicht betroffen. Generell arbeiten Aldi Süd und Nord eng zusammen, dennoch haben sie sich in den vergangenen Jahren deutlich auseinanderentwickelt. „Aldi Nord hält stärker am klassischen Hard-Diskont fest. Aldi Süd ist innovativer“, sagt ein Handelsexperte.