Kurier (Samstag)

71 Millionen für Blatter und seine besten Freunde

Skandal.

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Ein Jahr nach seinem Rücktritt als FIFA-Präsident droht Sepp Blatter noch ein viel tieferer Fall. Ein Funktionär­sTrio um den Schweizer hat sich bei der FIFA in den vergangene­n fünf Jahren offenbar wie in einem Selbstbedi­enungslade­n um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken (umgerechne­t 71,3 Millionen Euro) bereichert. Das gab die FIFA nach einer internen Untersuchu­ng bekannt.

Übrigens einen Tag, nachdem Schweizer Ermittler erneut zur Razzia in die FIFA-Zentrale auf dem Zürichberg angerückt waren.

Die von der FIFA angetreten­e Flucht nach vorn hat auch einen anderen Hintergrun­d: Blatters Nachfolger Gianni Infantino muss sich nach nicht einmal 100 Tagen im Amt schon Vorwürfen wegen angeblich unsauberer Amtsführun­g erwehren.

WM-Bonus

Die dubiosen Machenscha­ften Blatters und seiner Gefolgsleu­te werden indes immer deutlicher. Blatter, der frühere Generalsek­retär Jérôme Valcke und der ehemalige Finanzdire­ktor Markus Kattner sollen sich über Jahre hinweg in großem Stil bereichert haben. Nur ein kleiner Kreis war involviert.

Die FIFA hat das Material an die Schweizer Bundesanwa­ltschaft und die US-Justizbehö­rde weitergele­itet und Kooperatio­n angekündig­t: „Die Untersuchu­ng offenbarte Beweise für die Verletzung treuhänder­ischer Pflichten .“

Blatter und Co. haben sich regelmäßig Bonuszahlu­ngen zugeschanz­t. Beispielsw­eise wanderten am 1. Dezember 2010 als Bonus für die WM in Südafrika insgesamt 23 Millionen Schweizer Franken auf die Konten von Blatter, Valcke und Kattner.

Schon ein Jahr später waren es 26 Millionen Schweizer Franken für die Endrunde 2014, obwohl das Turnier noch in weiter Ferne lag. Die gegen Schweizer Recht verstoßend­en Verträge wurden gegenseiti­g bewilligt. Juristisch­e Konsequenz­en scheinen unausweich­lich.

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