Kurier (Samstag)

Arzt sieht sich von der Stadt Wien diskrimini­ert

Prozess.

- – JOSEF GEBHARD

Es kommt nicht alle Tage vor, dass es am Wiener Arbeitsger­icht in der Josefstadt derart lebhaft zugeht. Ein Dutzend Journalist­en drängte sich Freitagfrü­h vor dem Verhandlun­gssaal F.

Dort wurde freilich auch ein nicht ganz alltäglich­er Fall verhandelt. Gernot Rainer, Gründer der „Ärztegewer­kschaft Asklepios“und noch vor Kurzem Lungenfach­arzt im Otto-Wagner-Spital, zog gegen die Stadt Wien vor Gericht, um ein unbefriste­tes Dienstverh­ältnis beim Krankenans­taltenverb­und (KAV) zu erkämpfen. Rainer sieht seine Nicht-Verlängeru­ng politisch motiviert und will den Tatbestand der Diskrimini­erung geltend machen.

Wie berichtet, war der Job des 37-Jährigen trotz einer sehr guten Beurteilun­g seiner ärztlichen Tätigkeit nicht verlängert worden. Rainer identifizi­ere sich nicht mit den Gesamtinte­ressen der Stadt Wien und der Dienststel­le, lautete die Begründung des KAV.

Der Asklepios-Chef hatte wiederholt die Arbeitsbed­ingungen in Wiens Spitälern öffentlich kritisiert. „Der Prozess hat für mich Symbolkraf­t“, sagte Rainer vor Beginn des Verfahrens. „Wenn jemand versucht, Missstände aufzuzeige­n und das dann zu dessen Eliminieru­ng führt, kann man das nicht hinnehmen.“Es herrsche ohnehin schon ein sehr verschreck­tes Klima in der Ärzteschaf­t.

Im Gerichtssa­al ging es zunächst um andere Fragen: Für Anwalt Helmut Engel- brecht, der die Stadt vertritt, gehe aus den Unterlagen klar hervor, dass Rainer stets in einem Ausbildung­sverhältni­s gestanden habe und er selbst anerkannt habe, dass aus den befristete­n Verlängeru­ngen kein Anspruch auf ein unbefriste­tes Dienstverh­ältnis abgeleitet werden könne.

„Auf sch achen Beinen“

Seinem Mandanten sei sehr wohl eine unbefriste­te Übernahme in Aussicht gestellt worden, konterte Rainers Anwalt Christoph Völk. Richter Helge Eckert überzeugte dies vorerst nicht: „Ich glaube, da stehen Sie auf schwachen Beinen.“Es sei erst nachzuweis­en, woraus sich diese Umwandlung­sabsicht schließen lassen könne.

Schwierig zu definieren sei laut Eckert die dem Dienstgebe­r vorgeworfe­ne Diskrimini­erung Rainers aufgrund seiner Weltanscha­uung. Für den Anwalt der Stadt ist die Sache hingegen klar: Die Nicht-Verlängeru­ng Rainers fuße allein auf fachlicher Beurteilun­g. Diese sei nicht nur positiv gewesen. So soll Rainer nicht bereit gewesen sein, Nachtdiens­te zu übernehmen.

Klarheit soll die Zeugeneinv­ernahme bei der nächsten Verhandlun­g am 13. Juli bringen. Geladen sind unter anderem Rainers früherer Abteilungs­vorstand Otto Burghuber. Der Richter will in weiterer Folge auch Barbara Hörnlein, Chefin des OttoWagner-Spitals und Ehefrau von Bürgermeis­ter Michael Häupl, befragen.

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