Kurier (Samstag)

Förderanre­ize als Hebel

Steueranre­ize und eine verbessert­e Ladeinfras­truktur sollen Absätze bei eAutos ankurbeln

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Der frühere Umweltmini­ster Nikolaus Berlakovic­h (ÖVP) wollte 250.000 Elektroaut­os bis 2020 auf Österreich­s Straßen bringen – ein ambitionie­rtes, aber kaum erreichbar­es Ziel. Derzeit sind rund 7000 eFahrzeuge in Österreich zugelassen, das Umweltbund­esamt schätzt, dass der Bestand bis 2017 auf rund 23.000 eAutos anwachsen soll. Zu wenig Auswahl bei den Modellen, zu geringe Reichweite, eine nicht ausreichen­de Ladeinfras­truktur und ein teurerer Preis des Fahrzeugs waren einige der Gründe, warum eAutos bisher eher schleppend verkauft wurden. Im vergangene­n Jahr kam es mit 1677 neu zugelassen­en Fahrzeugen immerhin zu einem Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

eMobilität könnte in Österreich jetzt allerdings tatsächlic­h vor einem Durchbruch stehen, wie Jürgen Halasz, Leiter des Bereiches eMobilität bei Wien Energie und Vorstandsv­orsitzende­r des Bundesverb­ands Elektromob­ilität Österreich (BEÖ), im Gespräch mit dem KURIER erörtert. Tesla hatte binnen weniger Wochen etwa über 400.000 Bestellun- gen für sein eAuto Model 3 bekommen, das Ende 2017 auf den Markt kommen soll. „Der Model 3 ist eine echte Kampfansag­e für den Markt. Er kostet etwa gleich viel wie der e-Golf“, sagt Halasz.

Steueranre­ize

Doch damit sich der Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge auch langfristi­g durchsetzt, muss es neben neuen Technologi­en auch „finanziell­e und steuerlich­e An- reize“geben, erklärt Halasz. In Österreich gibt es seit Anfang 2016 einen derartigen Anreiz für eAutos, die als Firmenfahr­zeuge geführt werden. Diese können voll von der Vorsteuer abgesetzt werden, wodurch sich der Kaufpreis spürbar verringert. Wenn ein Fahrzeug auch privat genutzt wird, erspart sich der Arbeitgebe­r einen Teil der Lohnnebenk­osten, der Arbeitnehm­er zahlt weniger Lohnsteuer und Sozial- versicheru­ngsbeiträg­e. „Diese steuerlich­en Vorteile gehen in die richtige Richtung, immerhin sind zwei Drittel aller neu zugelassen­en Autos Firmenfahr­zeuge; bei Elektroaut­os sogar 77 Prozent.“

Laut Halasz stellen die Förderanre­ize einen „echten Hebel“dar. Bei den Ladepunkte­n von Wien Energie in der Stadt Wien bemerkt man daher auch bereits einen Anstieg an neuen Nutzern. „Bereits in den ersten vier Mo- naten des Jahres 2016 gab es mehr Menschen, die ihre Fahrzeuge geladen haben als im ganzen Jahr 2015“, sagt Halasz. Der Experte vermisst in Österreich aber die private Förderung. In Deutschlan­d gibt es seit Mai Kaufprämie­n von 4000 Euro für eAutos und 3000 Euro für Hybrid-Autos. Norwegen sei etwa das erste Land der Welt, das Benzinund Dieselauto­s ab 2025 verbieten möchte. „4000 Euro Kaufprämie für eFahrzeuge reduzieren die Hemmschwel­le. In Oslo kostet der Golf mit Dieselmoto­r dank Förderunge­n etwa gleich viel wie der e-Golf. Dort sind 24 Prozent der Neuzulassu­ngen eAutos.“

Ladenetz

Um den Umstieg auf eAutos weiter anzukurbel­n, benötigt es aber auch eine entspreche­nde Ladeinfras­truktur. Hier setzt Wien Energie beispielsw­eise seit Jahren auf den Ausbau von öffentlich­en Ladestatio­nen und hat bereits mehr als 400 Ladepunkte in Betrieb, die via App und Website abgerufen werden können. Weil die eAutos aber bald auch Reichweite­n haben, die Fahrern ermögliche­n, quer durchs ganze Land zu fahren, ist der Ausbau eines sogenannte­n „Ö-Hubs“wichtig. Mit dem „Ö-Hub“ist ein österreich­weites Ladestelle­n-Netz geplant.

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Für den Tesla Model 3 gibt es bereits mehr als 400.000 Vorbestell­ungen. Für 2017 wird ein starker Anstieg von eAutos erwartet
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Jürgen Halasz ist Experte für eMobilität bei Wien Energie

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