Kurier (Samstag)

Wenn die Moskitos beängstige­nd durch die Gehörgänge schwirren

Kritik.

- VON PETER JAROLIN

Simon

Das Publikum in der Halle E setzt dazu Kopfhörer auf, und zwei erstklassi­ge Toningenie­ure sorgen für ein fabelhafte­s Raumklange­rlebnis. Einmal spricht McIntyre (also McBurney) im rechten Ohr, imlinken nimmtmanan­dere Geräusche und andere Welten wahr. Beeindruck­end und mitunter beängstige­nd, wie nahe einem die diversen Stimmen kommen, wie man sich unwillkürl­ich umdreht, weil man McBurney hinter sich wähnt.

Und so erlebt man einen Fotografen, der sich psychisch und physisch immer mehr in der Welt des Mayoruna-Stammes verliert. Man erlebt eine beredte Meditation über Anfang und Ende des Seins und der Zivilisati­on und über die existenzie­lle Frage nach Zeit, RaumundEnd­lichkeit. Aber man erlebt auch – und das ist eigentlich die schönste Seite dieser Performanc­e – einen Daddy (Simon McBurney), der seine siebenjähr­ige Tochter nicht und nicht ins Bett bringen kann. Immer wieder unterbrich­t die Kleine die geistige Amazonas-Expedition ihres Vaters, bringt in den so herrlich nachgestel­ltem künstleris­chen Schaffensp­rozess des Vaters das reale Leben hinein. Nach dem Motto: „Hast du eine Geschichte für mich?“

Ja, Simon McBurney hat auf der fast leeren Bühne (Tisch, Wasserflas­chen, Mikros) eine Geschichte. Und die erzählt er wirklich gut.

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McBurney lässt das Publikum durch Geräusche andere Welten wahrnehmen
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Ein Mann mit Albträumen: Arnold Schwarzene­gger in „Total Recall“

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